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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zuhalten, um nicht schallend loszulachen.
    Theodor hatte ihr weiterhin seinen Rücken
zugewandt, sodass ihm ihre verräterische Geste verborgen blieb. Er schaute sich
Robert näher an, sah den halb geöffneten Mund und die dümmlich dreinblickenden
Augen. Überflüssig zu erwähnen, dass es sich bei diesem bedauernswerten Tölpel
nicht um das Hirn der beiden handeln konnte. »Ich hörte bereits von Euch
beiden. Leonhardt erzählte, was Ihr für wertvolle Arbeit für ihn leistet, wobei
mir der …«, nun flüsterte Theodor in Osman Ohr, »… erbarmungswürdige Zustand
Eures Freundes noch nicht bekannt war. Doch all dies«, nun wieder lauter,
»erklärt noch lange nicht sein unerhörtes Verhalten. Wie nur kommt er darauf,
mit Gewalt in mein Haus einzudringen, dabei die Hälfte der Knechte zu verbimsen
und meine Tür zu demolieren, ganz zu schweigen von dem, was wohl sonst noch zu
Bruch gegangen ist?« Die letzten Worte schrie Theodor den beiden Eindringlingen
förmlich entgegen. Er war aufgebracht, wer mochte es ihm auch verdenken angesichts
der schief in ihrer Angel hängenden Eingangspforte und einem guten Dutzend
verprügelter Bediensteter. Gottlob standen inzwischen wieder alle, wenn auch
einige von ihnen arg mitgenommen aussahen. Eine Handvoll war derweil im Haus
angekommen und wartete darauf einzugreifen, sollte ihnen ihr Herr Zeichen
geben. Theodor jedoch senkte beschwichtigend die Hände und schickte seine
Angestellten wieder an ihre Arbeit. Traurig darüber war keiner von ihnen.
    »Ihr müsst verstehen, lieber Herr«, hob
Osman an, während Robert mit seinem gesenkten Kopf aussah wie das
personifizierte schlechte Gewissen, »dass dieser arme Tropf in Leonhardt den
Vater sah, den er als Findelkind nie gehabt hatte. Dass er nun im Kerker
schmachtet, verwirrte den ohnedies tumben Geist vollends. Als darüber hinaus
Adara wie vom Erdboden verschwand, war Robert nicht mehr zu halten. Selbst ich
bin machtlos, wenn ihn etwas aufbringt, was zum Glück nur selten geschieht.«
    »Aber dennoch, es geschieht, wie man
deutlich sehen konnte. Meint ihr nicht, dass er in den Kerker oder zumindest in
Ketten gehört, zu seinem aber vor allen Dingen zum Schutze anderer?«
    »Wohlgemerkt, diese Raserei ist eigentlich
nicht seine Art, trotz seiner enormen Kraft hat er einen sanftmütigen und
liebenswerten Charakter, nie würde es ihm einfallen, jemandem Gewalt anzutun.
Und obwohl ich ihn noch niemals derart in Rage erlebt habe, ist nichts
geschehen, was sich nicht wieder gutmachen ließe – alle Bediensteten sind
wohlauf und die Pforte lässt sich wieder richten.«
    »Nun gut«, gab sich Theodor beruhigt, »wenn
seine Wut begründet war in der Sorge um Leonhardt und Adara, so kann ich
freilich nichts Böses dran entdecken, also sei’s drum!« Er hinkte zu Robert und
tätschelte ihm die Wange, wie man es bei einem Kind macht, mit dem Unterschied,
dass sich der gebeugte alte Mann enorm strecken musste, um mit seiner Hand
überhaupt so weit nach oben zu reichen. »Sei gewiss, dass ich weder Adara noch
Leonhardt etwas Böses will, lass uns also zukünftig Freunde sein. Und untersteh
dich, mir noch einmal derart wütend einen Besuch abzustatten, ich weiß nicht,
ob das mein armes, altes Herz ein zweites Mal mitmacht.« Plötzlich stockte
Theodor. »Woher wusste Robert denn, dass Adara bei mir saß, wo sie doch
eigentlich spurlos verschwunden war?«
    Ja, woher eigentlich, dachte sich auch
Robert und blickte zu Osman, neugierig, ob ihm diesmal wieder etwas einfiel.
    »Das weiß nur der Himmel, Herr!«, kam die
Antwort sofort und ohne Zögern. »Sollte ich es jemals in Erfahrung bringen, so
seid Ihr der erste, der’s zu hören kriegt. Ich sah ihn nur davonrennen, als sei
der Teufel hinter ihm her. Da nahm ich meine Beine in die Hand und folgte ihm.«
    »Schade, dass er es uns nicht sagen kann«,
meinte Theodor.
    Gott sei Dank!, dachte sich Robert.
     
    *
     
    Noch bis zur Abenddämmerung saßen sie alle gemütlich beieinander
in Theodors guter Stube. Und während der Zimmermann grummelnd die Pforte zu
Theodors Heim instand setzte, nicht ohne dem nun ganz und gar friedlich
dasitzenden Riesen in einem fort böse Blicke zuzuwerfen, wurden ihnen
Köstlichkeiten dargereicht, wie sie Robert und Osman seit ihrer Flucht aus
Alexandria nicht mehr untergekommen waren. Der alte Mann wusste offenbar gut zu
leben, obgleich man das seiner hageren Gestalt nicht ansehen konnte.
    Robert hatte sich inzwischen mit seiner
Gimpelrolle abgefunden.

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