Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
wertgeschätzter
Freund meines Vaters und ein guter Mensch obendrein. Wenn jemand in Not war,
hat er geholfen, auch bei seinen Arbeitern war er nicht knauserig. Dieser Mann
hatte es nicht nötig zu betrügen, und selbst wenn, er hätt’s nicht getan, so
sicher, wie das Amen dem Gebet folgt!«
»Aber wer sonst hat einen Vorteil davon?«
»Der Posten eines Prospektors ist heiß
begehrt – steht denn schon ein Nachfolger parat?«
»Daran hab ich auch schon gedacht, aber
nein, weit und breit ist niemand in Sicht, der Leonhardt in seinem Amt beerben
könnte«, beantwortete Adara Alfreds Frage.
»Wisst Ihr denn, wer der Käufer der Mine
ist?«, erwachte endlich Osman aus seiner Lethargie.
»Nein, leider nicht! Der Hauptmann lässt’s
sich auch nicht entlocken, ich hab’s schon versucht.« Wieder verpuffte eine
Hoffnung Adaras.
Der Wirt kam an ihren Tisch und stellte,
ohne gefragt zu haben, einen großen Humpen Bier vor Alfred ab. Anscheinend war
der Leutnant häufiger im Silberfinder zu Gast, deutete Osman diese wortlose
Übereinkunft durchaus richtig. »Wie habt Ihr uns eigentlich gefunden?«, fragte
er in die bedrückende Stille hinein.
Alfred schüttelte seinen Kopf. »Nein, Ihr
irrt, wenn Ihr meint, ich hätte Euch gesucht. Das war reiner Zufall!«
»Gut, so müssen wir wenigstens nicht mit
weiteren Soldaten rechnen.« Osman zermarterte sich das Hirn. Der Leutnant
wollte ihnen helfen, so viel war sicher, und wenn auch nur, um das Ansehen des
alten Anton wiederherzustellen. Doch was half es ihnen schon? Er wusste ebenso
wenig wie sie. So blieb ihnen nur die Hoffnung, dass Robert bei Gottfried erfolgreich
sein würde. Aber selbst wenn er Robert gegenüber seine Schuld eingestände,
wären sie ihrem Ziel kaum näher.
Sie bräuchten schlüssige Beweise für seine
Schuld, damit er überhaupt vor Gericht gestellt würde. »Ist Euch eigentlich
Gottfried, der Sohn des Hüttenmeisters, besser bekannt?«
»Ach herrje, Gottfried, der selbsternannte
Junker – was wollt Ihr denn von dem Einfaltspinsel?«, fragte Alfred irritiert.
Osman schaute zu Adara, die Höflichkeit
gebot ihm Zurückhaltung. Sollte sie doch berichten, weshalb sie ihn im Auge
hatten.
»Er stellt mir schon seit Längerem nach«,
sagte sie schließlich, leicht errötend.
»Und Ihr meint tatsächlich …?« Alfred
runzelte die Stirn. »Nun, rücksichtslos genug wäre er ja, und das Geld, um als
Käufer einer Mine aufzutreten, hätte er auch. Freilich, möglich wär’s schon!
Doch wie wollt Ihr’s aus ihm rausbekommen? Ach, hätt der dämliche Paul nur
nicht Anton erschlagen, dann könnten wir ihn nach dem Käufer seiner Mine
fragen.«
»Ihr wisst, wer Anton erschlagen hat?«
Osman horchte auf.
»Aber natürlich. Seitdem rühmt sich Paul
ständig seiner Tat. Einem alten, unbewaffneten Mann den Kopf abzuschlagen – was
für ein feiger Hund!«
»Wisst Ihr, wo wir ihn finden können?«
»Wenn er nicht gerade wieder wie gestern im
Hurenhaus ist und mit dem Geld um sich schmeißt …«
»Was macht er?« Osman konnte sein Glück
kaum fassen.
»Er schmeißt mit Geld um sich!« Alfred
schaute, als sei er gerade aus einem langen Schlaf erwacht. »Ihr meint nicht
etwa …?«
»Sagt mir nicht, dass der Posten eines
Kerkerwächters einträglich ist! Oder hat er etwa kürzlich geerbt?«
»Nicht, dass ich wüsste – ja,
Herrschaftszeiten, sollte es tatsächlich möglich sein?«
»Und wie es möglich ist, Herr Leutnant! Der
Name des Minenkäufers ist der Schlüssel zum Rätsel. Leonhardt wird ihn nicht
preisgeben können, weil wir nicht nahe genug an ihn herankommen. Auch Anton
kannte seinen Namen. Da nicht der Blutbann auf ihn lastete, hätte man ihn über
kurz oder lang befragen können, also musste er mundtot gemacht werden. So starb
er durch Pauls Schwert, und seitdem schwimmt der plötzlich im Geld. Nun ergibt
endlich alles einen Sinn!«
Adaras Augen waren mit jedem Wort Osmans
immer größer geworden. »Dann lass uns rasch Paul finden, bevor auch er noch das
Zeitliche segnet.«
»Wie recht du doch hast, meine Schöne!
Also, Alfred, wo finden wir Paul, wenn er mal nicht im Hurenhaus ist?«
»Weil er unbeweibt ist, muss er immer des
Nachts im Kerker wachen. Den Tag verbringt er meist schlafend in einer Hütte im
Bergdorf nahe der Kaiserpfalz, vielleicht hundert Schritte südlich der
St.-Ulrich-Kapelle. Wo genau die Hütte steht, kann ich Euch nicht sagen, aber
die Leut’ dort werden’s schon wissen.«
»Könnt Ihr uns noch mehr über ihn
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