Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
von ihnen dieses grausige Schauspiel.
Wenn nicht Adara, Robert und Osman ein
Wunder vollbringen, werde bald ich dort hängen, zur Belustigung des Pöbels,
dachte Leonhardt verbittert. Und während mir die Vögel die Augen aushacken,
wird sich das grausame Volk daran ergötzen und wiehern und glucksen vor
Schadenfreude. Verdammtes Pack!
Doch was sollten die drei schon
vollbringen?
Er wusste ja selbst nicht, was geschehen
war.
*
»Dem Herausgeforderten obliegt die Wahl der Waffen!«, wandte sich
der Knappe gestelzt an Gottfried.
Ich wusste gar nicht, dass ich den Kindskopf
herausgefordert habe, wunderte sich Robert, schwieg aber. Ihm waren sämtliche
Waffen zuwider, so wäre ihm nur die Wahl zwischen Pest und Cholera geblieben.
»Das Schwert!«
Dann halt das Schwert. Robert nahm die ihm
dargereichte Waffe in die Rechte und schaute daran herunter. Die Klinge war
zwar stumpf, dennoch wirkte das Schwert alles andere als harmlos, viel zu groß
und schwer war es nach seinem Geschmack. Ein Schlag damit auf eine ungeschützte
Stelle und die Knochen, welche auch immer, wären zerschmettert.
»Das Duell wird beendet durch
Kampfunfähigkeit oder Aufgabe. Sollte einer von Euch seiner Waffe verlustig
gehen, so darf er sich eine neue beschaffen, so lange hat der andere Ruhe zu
geben. Die Art, wie Ihr die Klingen führt, sollte den Gesetzen der Untadeligkeit
des Ritterstandes entsprechen. Gibt es noch Fragen?« Der Knappe schaute beiden
Kontrahenten durch die Sehschlitze ihrer Helme direkt in die Augen.
»Nein«, sagte Gottfried.
»Nein«, erwiderte auch Robert, während er
überlegte, wann er wohl aufgeben konnte, ohne sein Gesicht und vor allem
Gottfrieds Zugänglichkeit zu verlieren.
»Wohlan, geschätzte Kämpfer, möge der Herr
mit Euch sein!«
Roberts Herz schlug ihm wie ein
Trommelwirbel bis zum Hals. Er wich einen Schritt nach rechts aus, damit die
Sonne, direkt hinter Gottfried befindlich, ihn nicht weiter blenden möge,
woraufhin sein Gegenüber einen Schritt nach links ging, sodass alles beim Alten
blieb.
Du verdammter Lumpenhund weißt genau, wie’s
geht, dachte Robert.
Und während er erneut versuchte, sich so zu
stellen, dass er nicht weiterhin geblendet wurde, kam bereits der erste Schlag
wie aus dem Nichts auf ihn zugeschossen. Keinen Augenblick zu früh konnte er
den Schild hochreißen. Laut scheppernd krachte das Schwert mit einer Wucht
dagegen, die ihn beinahe von den Beinen gerissen hätte.
»Himmel … wollt Ihr mich töten?«
»So ein großer, kräftiger Bursche wie du
wird doch noch den ein oder andren sanften Streich mit dem Einhandschwert
parieren können. Also stell dich gefälligst nicht so mädchenhaft an, Knappe!«
Kaum gesagt, schlug Gottfried ein weiteres Mal auf Robert ein und wieder konnte
dieser nur im letzten Moment seinen Schild entgegensetzen. Robert schwankte
bedenklich. Verdammt, das kann nicht lange gut gehen, schwante ihm.
*
Osman und Adara saßen derweil im Gasthof ›Zum Silberfinder‹, nach
dem Vorfall auf dem Marktplatz war ihnen Leonhardts Heim zu unsicher geworden.
Ihren trüben Gedanken nachhängend hatten sie sich im hintersten Winkel
verkrochen, schließlich wollten sie nicht weiter auffallen.
Die Tür öffnete sich und Alfred, der
Leutnant der Stadtwache, trat ein.
Osman zuckte zusammen und versuchte sich
noch kleiner zu machen, als er ohnehin schon war. »Wir sollten sehen, dass wir
Land gewinnen«, raunte er Adara zu und nickte zur Tür. Doch Alfred hatte sie
bereits gesehen. Sich verstohlen im Gasthof umschauend ging er zu ihnen und
setzte sich an ihren Tisch.
»Man sucht Euch, alle drei!«
Adara und Osman sahen sich erstaunt an, sie
hatten mit allem gerechnet, jedoch ganz sicher nicht mit einer Warnung.
»Wie kommt’s, dass Ihr uns davon berichtet,
Herr Leutnant?«, fragte Adara daher.
»Das Ganze stinkt zum
Himmel, daran liegt’s! Zwei unbescholtene Bürger Goslars werden plötzlich zu
Verbrechern? Ich will’s nicht glauben! Leonhardt kenn ich zwar kaum, doch glaub
ich nicht, dass er’s nötig hat, und dann der alte Anton …« Alfred schaute
betrübt zu Boden, schüttelte seinen Kopf. »Warum, frag ich Euch, hätte er beim
Verkauf seiner Mine betrügen sollen? Geld hat er genug gehabt und keine Erben,
weder Kind noch Frau, für die nach seinem Tode gesorgt werden musste.«
»Woher wisst Ihr das alles, kanntet Ihr
ihn?«, fragte Adara voller Hoffnung, dass Alfred zur Aufklärung beitragen
könne.
»Sehr gut sogar! Er war ein
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