Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
verraten,
Herr Leutnant?«
»Nun, viel ist’s nicht, aber das Wenige
will ich Euch gern erzählen: Er müsste gute dreißig Jahr alt sein und hat weder
Weib noch Kind, was bei dem groben, dümmlichen Klotz nicht weiter verwundert –
wer wacht auch schon freiwillig im Kerker …«
»Weiter!«, hakte Osman ungeduldig nach,
»verratet uns etwas über seine Freunde, seine Laster und Fehler!«
Alfred lachte kurz auf. »Der und Freunde?
Beleibe nicht! Er ist ein verstockter Bursche, von dem bekommt Ihr freiwillig
nichts heraus.«
»Und wie sieht’s mit seinen Schwächen aus?«
Alfred dachte angestrengt nach. Er meinte,
dass da etwas wäre, allerdings wollte es ihm gerade partout nicht in den Sinn
kommen. Plötzlich leuchteten seine Augen auf. »Aber freilich, jetzt fällt’s mir
wieder ein. Der Paul hat eine Höllenangst vor Spuk und Zauberei. Kein
Aberglaube ist ihm fremd!«
»Seid herzlich bedankt, Alfred, Ihr habt
uns sehr geholfen!« Schon war Osman aufgesprungen, doch dann fiel ihm noch
etwas ein. »Wollt Ihr uns helfen, Leonhardts Unschuld zu beweisen?«
»Freilich, wenn Ihr nichts Unrechtes von
mir wollt!«
»Gewiss nicht! Bleibt Ihr noch eine Weile
hier?«
»Heute so lange, bis mich der Wirt
hinauswirft, und das wird noch ’ne Weile dauern!«
»Gut, dann haltet Euch bereit! Ich werde
Adara schicken!« Osman warf noch einige Münzen auf den Tisch, danach nahm er
Adara an die Hand und weg waren sie.
Wir wissen, wo er wohnt.
Wir wissen, dass er kein Weib hat.
Und wir wissen, dass er abergläubisch ist.
Osman war beruhigt. Das sollte genügen!
Und so rannte er, Adara im Schlepptau, nach
Süden auf die Kaiserpfalz zu. Er war voller Zuversicht, denn endlich hatte er
so etwas wie einen Plan.
*
Das musste ein Blitz gewesen sein. Robert taumelte, sein Blick
ging nach oben. Schwarze Punkte tanzten dort wie irr auf tiefblauem Grund.
Plötzlich versperrte ihm ein Ungetüm aus
blitzendem Metall die Sicht und verdunkelte den Himmel. Das Monstrum holte weit
aus, dann raste ein Schwert auf ihn zu. Im letzten Moment stieß Robert seinen
Schild nach vorn – diesmal landete der Schlag nicht auf seinem Helm.
»Gibst du auf, Knappe aus tausend Schlachten?«
»Und was geschieht mit mir? Stellt Ihr mich
ein?«
Gottfried lachte, durch
den Helm klang es blechern und alles andere als fröhlich. »Zum Teufel werd ich
dich jagen. Einen Hasenfuß kann ich nicht brauchen als Knappen!«
»Dann lass uns noch ein
Tänzchen wagen!« Tatsächlich hätte er liebend aufgegeben, aber zugleich wäre
damit die Chance dahin gewesen, aus Gottfrieds Mund etwas zu erfahren. Und,
verdammt noch eins, im Moment wünschte er sich nichts sehnlicher, als diesen
überheblichen, brutalen Gernegroß in Ketten zu sehen.
Robert sprang zur
Seite, so behände es ihm die schwere Rüstung erlaubte. Nun stand die Sonne
nicht mehr in Gottfrieds Rücken. Bislang vollauf damit beschäftigt, seines
Gegners Schläge mit dem Schild abzuwehren, hatte Robert nicht einmal zugeschlagen,
schließlich half ihm sein Gegner bewusstlos oder gar tot herzlich wenig.
Allerdings war ihm auch nicht damit gedient, erschlagen im Staub zu liegen. So
fasste er sich ein Herz und schwang sein Schwert das erste Mal auf den Panzer
seines Gegenübers. Viel zu zaghaft geschlagen, konnte Gottfried mühelos mit
seinem Schwert parieren. Die Erschütterung beim Aufeinanderprallen der schweren
Waffen überraschte Robert in seiner Heftigkeit, beinahe hätte er das Schwert
fallengelassen.
Und dabei habe ich noch nicht einmal fest
zugeschlagen … Wie nur, dachte sich Robert, konnte Gottfried die ganze Zeit auf
ihn einprügeln, ohne sich die Hand zu prellen? Es musste dabei einen Trick
geben, vielleicht war auch nur das Heft seines Schwertes besser umwickelt. Das würde
gut zu Gottfried passen, offenbar war ihm kaum ein Trick fremd.
»Du schlägst ja zu wie ein Mädchen. Ein
Wunder, dass du auch nur eine Schlacht überlebt hast!«
»Aber ich bitt Euch, soll ich etwa meinen
zukünftigen Dienstherrn verbimsen?«
»Oho, nicht schlecht pariert, großer
Mann!«, erwiderte Gottfried, kein bisschen außer Atem. »Doch lass dir gesagt
sein, wenn du meiner Rüstung nicht wenigstens eine kleine Delle besorgst,
wird’s nichts mit deiner Anstellung!«
Kaum zu Ende gesprochen, schlug der Junker erneut
zu, und wieder schaffte es Robert gerade noch rechtzeitig, seinen Schild
hochzureißen. Inzwischen war er in der Mitte beinahe schon im rechten Winkel
abgeknickt.
So hat es keinen
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