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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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provozierend langsam an sich
herunter.
    »Schon gut, außer dir, mein ich.«
    »Nein, nur Zwerge wie dich!«
    »Siehst du.«
    Robert begutachtete seinen Harnisch. Er war
übersät mit Vertiefungen und Kratzern, einige davon begannen bereits zu rosten.
»Diese Beulen in der Rüstung. Stammen sie aus einer Schlacht?«
    Konrad musste kurz auflachen, doch schnell
hatte er sich wieder gefangen. Er gab Zeichen, dass sich Robert zu ihm
hinabbeugen möge. »Sag bloß nicht, dass du’s von mir hast«, flüsterte er ihm
ins Ohr, »aber unser Herr war bislang einer Schlacht ferner als ’ne Jungfrau
der Niederkunft. Wenn er was anderes behauptet, ist’s schlichtweg gelogen!«
    »Und woher stammen dann diese Dellen?«
    »Von den Waffenübungen selbstverständlich,
und dem einen oder anderen Turnier.« Konrad tat so, als habe er noch nie eine
dümmere Frage gehört, während Robert bereits bedauerte, Gottfrieds Wunsch auf
einen Kampf zugestimmt zu haben. Zwar duellierten sie sich nicht auf Leben und
Tod, doch ging es anscheinend bei den Übungen alles andere als sachte zu.
    »Welche Waffengänge
stehen wohl an?«, fragte Robert und wunderte sich über den leicht zittrigen
Unterton in seiner Stimme.
    »Was weiß ich?
Schwertkampf, Lanzenduell, ein Gefecht mit Morgenstern oder Axt – wie’s dem
Herrn beliebt!«
    »Die Waffen sind
selbstredend aus Holz?«, fragte Robert, noch mit einem Funken Hoffnung.
    Wieder lachte Konrad, diesmal jedoch lang
anhaltend und gehässig. »Wie soll das gehen, eine Axt aus Holz? Ein Schlag, und
sie wäre entzwei. Nein, natürlich sind sie aus Metall, selbstredend nur mit
stumpfer Klinge!«
    Mit stumpfer Klinge, dachte sich Robert.
Wie beruhigend, dann wäre der Arm also nicht sofort ab, sondern vorerst nur
gebrochen, bevor der Wundbrand schlussendlich dafür sorgte, dass er ihn doch
verlöre. Erstmals betrachtete er seine Rüstung mit Wohlwollen.
    Konrad drückte ihm einen Schild in die
Hand. Schwer war er, erstaunlich schwer für seine, wie es Robert in diesem
Moment vorkam, winzige Größe.
    »Hast du keinen größeren für mich?«
    »Sei kein Narr! Wie würdest du mit einem
größeren Schild kämpfen wollen? So, jetzt raus mit dir, der Herr wird nicht
ewig auf dich warten wollen!«
    Und tatsächlich, auf dem Kampfplatz vor dem
Anwesen verharrte bereits Gottfried. Um ihn herum standen vier Knechte, voll
bepackt mit Waffen, eine Furcht einflößender als die andere.
    »Was ist mit dir, mein Großer, hast du etwa
Angst?«, fragte Konrad. »Herrgott, ich habe schon Ritter, zwei Köpfe kleiner
als du, mit Freude in die Arena laufen sehen, und du scheißt dir gleich in die
Büx!«
    Diese Ritter hatten auch schon einmal ein
Schwert in der Hand gehalten, dachte sich Robert und verfluchte erneut seine
Großmäuligkeit. Es sollte nicht das letzte Mal am heutigen Tage gewesen sein.
     
    *
     
    Leonhardt starrte in den Himmel, so musste er wenigstens nicht das
gehässige Volk um sich herum ertragen. Nach wie vor standen etliche Schaulustige
direkt hinter dem Riegel der Stadtwache und verspotteten ihn, den Prospektor,
dem sie noch einige Tage zuvor ihren Respekt gezollt hatten. Die Sonne hatte
den Zenit bereits lange überschritten, bald würde die Nacht anbrechen, seine
letzte.
    Ein großer, schwarzer Vogel zog seine
Kreise am azurblauen Himmel. Leonhardt hatte Vögel immer um ihre Freiheit
beneidet, heute natürlich mehr denn je. Die Kreise der Krähe, oder war es ein
Rabe, wurden immer enger, ganz sachte strebte das Tier der Erde entgegen. Er
fixierte den Vogel, hatte nur Augen für ihn, und einen Moment lang war das
ganze Elend vergessen.
    Dann tauchte im Hintergrund der Galgen auf.
Der Vogel ließ sich am Boden direkt unter dem armen Anton nieder, oder besser
unter dem, was von ihm übrig geblieben war.
    »Flieg weg, Vogel«, flüsterte Leonhardt,
»genieße deine Freiheit und nimm mich mit auf deine Reise!«
    Das Tier hüpfte nur ein kleines Stück und
krallte sich an Antons Rumpf fest. Es schlug seinen Schnabel in den Stumpf,
dort, wo einst der Kopf des alten Mannes fest auf seinen Schultern gesessen
hatte. Wieder und wieder hakte der Vogel hinein, zerrte und zupfte, bis er
schließlich etwas daraus hervorzog, zu groß für einen Wurm und zu klein für
eine Schlange, wenn auch die Gestalt beidem entsprach. Dunkelrot, ja nahezu
schwarz glänzte es in der Sonne.
    Leonhardt würgte, doch nichts wollte
hinaus. Sein Magen war leer, lange schon. Er hörte Kinder kichern und lachen,
offenbar genossen einige

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