Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
einen
Blick zu Robert herüber, der eindeutiger nicht hätte sein können.
Ich bin erledigt!, hallte es in seinem
Kopf. Inzwischen war es ihm egal, ob er hier etwas herausfinden würde, er
wollte nur noch mit heiler Haut raus aus diesem Albtraum. Robert schaute sich
um. Das Tor lag gute hundert Fuß weit entfernt. Mit der angelegten Rüstung war
er dermaßen schwerfällig und unbeweglich, dass man ihn bis dahin zweifelsohne
gestellt hätte, sollte er die Flucht wagen. Außerdem war besagtes Tor ohnehin
versperrt.
Der Knappe kam zurück, allein. »Der Herr
Junker wünscht einen weiteren Waffengang mit Euch!«
»Aber ich habe doch bereits aufgegeben.
Seht her«, sagte Robert und zeigte auf seinen Hals, »ich blute wie ein Schwein,
und mein Helm ist total verbeult!«
»Ihr bekommt einen neuen, und um Eure Wunde
wird sich gekümmert. Kommt mit!«
»Aber Himmel Arsch, ich bin’s leid, ich
will nicht mehr kämpfen!«
»Vielleicht habe ich mich nicht deutlich
genug ausgedrückt«, erwiderte der Knappe bestimmt und winkte die Knechte
herbei. »Mein Herr wünscht diesen Kampf, und er ist es gewohnt, dass seinen
Wünschen entsprochen wird! Also, wollt Ihr mir Euren Helm geben?«
»Aber freilich«, resignierte Robert, was
blieb ihm auch anderes übrig. Er war verloren, so oder so. Ob er nun durch die
Hände der Knechte oder des selbsternannten Ritters starb, sollte ihm gleich
sein. Er zog am Helm und hätte beinahe laut losgebrüllt. Ein Scharnier des
Visiers war derart verbeult, dass es ihm unmöglich war, den Helm abzusetzen.
Jeder Versuch bewirkte, dass Teile des gebrochenen Eisens in seine Wunde
schnitten.
»Ich sehe schon, so wird das nichts! Konrad
muss Euch beim Ablegen behilflich sein, und der Bader wird sich um Eure Wunde
kümmern. Rasch, der Herr wartet ungern!«
Sie machten sich auf zum Waffenschmied
gleich neben den Stallungen, ein gutes Dutzend Knechte im Schlepptau.
Robert wurde angst und bange, als er durch
die schmalen Schlitze seines Visiers Konrad mit schwerem Hebelwerkzeug auf sich
zukommen sah. Hoffentlich, dachte er sich, würde er ihm nicht statt des Helms
den Schädel öffnen. Doch seine Sorge war unberechtigt. Überaus geschickt
hantierte der Waffenschmied mit seinem groben Werkzeug, und nur wenige
Augenblicke später stand Robert wieder ohne Helm da.
»Du bist ja ein wahrer Meister deines
Fachs, filigran im Umgang mit deinem Werkzeug wie ein Goldschmied. Wer hätte
das gedacht!«
Konrad wusste nicht recht, ob er sich
geschmeichelt oder verspottet fühlen sollte, daher schwieg er und nickte nur.
Robert schaute sich
in Konrads Werkstatt um. Sie hatte keine Fenster, nur eine Tür. Direkt davor
standen die Knechte, nicht zu vergessen Gottfried, der etwa zwanzig Schritte
entfernt auf ihn wartete. An eine Flucht war nicht zu denken, und so musste er
sich allmählich mit dem Gedanken abfinden, sein letztes Gefecht gegen einen
Möchtegernritter und ausgebildeten Totschläger zu führen.
Na, und wenn schon,
versuchte er sich selbst Schneid einzureden, kräftemäßig bin ich ihm allemal
überlegen, und wenn ich den Mut der Verzweiflung mit in die Waagschale werfe,
muss er mich erst einmal bezwingen!
»Lass mich mal
schauen, mein Junge«, sagte der Bader und begann bereits, an Roberts Gesicht
herumzutupfen. Es brannte höllisch in der Wunde, obwohl der Lappen nur mit
Wasser getränkt war. »Nun halt schon still!«, wurde Robert ermahnt. »Wer hätte
gedacht, dass so ein Riesenkerl wie du so zimperlich ist!«
Du hast gut reden, dachte Robert und tat,
wie ihm geheißen – er hielt still.
»Herrje, du hast nicht zum ersten Mal
ordentlich eine aufs Ohr bekommen«, sagte der Bader angesichts Roberts
gespaltenem rechten Ohrläppchen.
»Ja, vor einigen Wochen in Hildesheim.
Hat’s denn wieder was abbekommen?«
»Und ob, das kannst du allmählich
abschreiben!«
Den Tod vor Augen war Robert der Zustand
seines Ohres gleich, er zuckte nur mit den Schultern.
»So, das wäre versorgt! Kann ich sonst noch
was für dich tun, Söhnchen?«
Robert schüttelte den Kopf. Nur ein Wunder
konnte ihn noch retten, vielleicht auch ein Gedankenblitz seines Freundes
Osman, sollte er sich hier blicken lassen, ganz gewiss aber nicht der Bader.
Konrad hatte derweil den Helm wieder ausgebeult und wollte ihn Robert
aufsetzen, doch der wehrte ab. »Lass gut sein, gib mir nur einen neuen Schild!«
»Aber bedenk doch, was mit deinem Kopf
geschehen wäre, wenn du den Helm nicht aufgehabt hättest!«
Freilich, musste Robert
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