Die Braut des Silberfinders - historischer Roman
wissen. Nicht, dass ich’s
nicht gern gewollt hätte, doch ich bezweifle, dass ich’s noch konnte! Also,
haben wir es nun getrieben oder nicht?«
»Du willst es wirklich wissen?«
»Ja, Himmel Arsch, ich will’s wissen! Frag
mich nicht warum, aber ich will es wissen!«
Adara nickte. Das Spielchen war vorbei, es
war an der Zeit, Robert reinen Wein einzuschenken. »Es ist nichts geschehen.
Kaum auf dem Bett, hast du bereits angefangen zu schnarchen. Nicht sehr
schmeichelhaft für mich.«
Robert legte seinen Arm um ihre Schulter.
»Was nicht ist, kann ja noch werden!«
»Hältst du mich etwa für eine Dirne? Mein
Mann soll morgen am Galgen hängen!« Diesmal musste sich Adara nicht anstrengen,
zornig zu schauen. »Beobachte du nur aufmerksam den Eingang zum Kerker, ich
werde derweil ein wenig schlafen. Wenn dir irgendwann die Augen zuzufallen
drohen, weck mich auf, ich übernehme dann die Wache!«
Robert war enttäuscht und wollte seinen Arm
wieder von ihr nehmen. »Glaub mir, Robert, damals im Krugschenk hätte ich’s
gern getan, doch heute ist weder die rechte Zeit noch der rechte Ort dafür.«
Adara nahm seine Hand und drückte sie noch fester an sich. Dann legte sie ihren
Kopf auf seine Brust und schloss die Augen. Kurz darauf atmete sie tief und
ruhig, während Robert angestrengt in die Dunkelheit zum Kerker hinüberblickte.
Er spürte ihren warmen Körper fest an den seinen gepresst und doch war sie ihm
ferner als der Halbmond über der Stadt. Nicht zum ersten Mal verfluchte er den
Tag, an dem er sie kennengelernt hatte.
Sonnabend, der neunte September
Heimsuchung eines Mörders
Das Geläut zur Laudes ließ Robert jäh
aufschrecken.
Keinen Augenblick zu früh, denn bereits mit
dem letzten Glockenschlag öffnete sich die Kerkertür und Paul trat nach
draußen. Robert weckte Adara, denn nun lag es fürs Erste an ihr, dass Osmans Plan
aufging.
Paul schloss seine Augen zu schmalen Schlitzen. Immer das Gleiche,
wenn er nach einem halben Tag im Finstern hinaus in den neuen Morgen trat.
Heute störte ihn die Helligkeit besonders – kein Wunder, nachdem er sich die
ganze Nacht über die Zeit mit Saufen vertrieben hatte. Das Angebot, das ihn
kürzlich unverhofft unterbreitet wurde und dem er ohne zögern zugestimmt hatte,
war wirklich ein wahrer Glücksfall für ihn, noch eine ganze Weile könnte er es
sich erlauben, sein tristes Leben mit Huren und Wein zu bereichern.
Die Straße war so früh am Morgen noch
menschenleer, umso mehr sprang ihm daher das leblos am Boden liegende Bündel
ins Auge.
Bestimmt wieder einer dieser dreckigen
Säufer, der seinen Rausch mitten auf der Straße ausschläft. Na, dir werde ich
was erzählen. Schließlich war er als Kerkerwächter auch für die Ordnung in der
Stadt zuständig, so wie jeder andere Soldat der Stadtwache.
»Aufstehn, Saufkopp!«, rülpste er, einen
Schwall Alkoholdunst verbreitend.
Als Antwort kam nur ein herzzerreißender
Seufzer, die Stimme jedoch war nicht rau wie die eines Zechbruders, sondern
hatte ein zartes, weibliches Timbre.
Das musste sich Paul genauer anschauen.
Vorsichtig stieß er das zusammengerollte Häufchen Elend mit der Fußspitze an,
und siehe da, ein Weib kam unter dem aufgeworfenen Leinen zum Vorschein, und
was für eines.
»Ist dir nich’ gut?«
Wonach sieht es denn für dich aus, wollte
Adara Pauls dümmliche Frage beantworten, hauchte aber nur mit kaum
wahrnehmbarer Stimme, dass sie überfallen worden sei.
»Dann lass dir aufhelfen, ich bring dich
nach Haus!«
Wortlos nahm sie die ihr entgegengestreckte
Hand und ließ sich aufhelfen. »Was für ein starker Mann Ihr doch seid!«
Paul grinste von einem Ohr zum anderen, der
Tag ließ sich gut an. Adara legte ihren Arm um ihn und ließ sich stützen, dabei
presste sie ihren Körper fest an ihren Helfer. Gerade mal zwanzig Schritte
voraus lag der Schuppen und sie humpelte und stöhnte herzergreifender denn je.
»Ich schaff’s nicht bis nach Haus, lieber
Herr! Könnt Ihr mich zur Hütte dort bringen, dass ich mich fürs Erste erhole
von dem Schreck?«
»Gern, liebes Kind!«, erwiderte Paul und
sein Lächeln wurde immer breiter. Der Schuppen schien leer, wer weiß, dachte
er, was sich noch ergäbe.
Osman lugte über die Trennwand hinweg. Adara und Paul kamen direkt
auf den Schuppen zu, alles lief bisher wie gewünscht, gelobt sei Allah! Er gab
Robert und Alfred Zeichen, dann hörte er bereits das Knarren der Holzdielen
unter Pauls nicht unerheblichem Gewicht.
»Legt
Weitere Kostenlose Bücher