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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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war, während Robert die Lanze nun
ganz auf den Boden drückte. Durch den Schwung zog sie eine tiefe Rinne in die
Erde, bis die Spitze ins Loch rutschte, dort hinein, wo bis vor Kurzem noch der
Pfahl gesteckt hatte.
    Wollte oder konnte Gottfried die Lanze
nicht loslassen, vielleicht war er auch einfach nur zu überrascht, jedenfalls
hing er an ihr wie eine Klette, während sie senkrecht in den Himmel jagte. Erst
jetzt ließ er sie los und flog, wie von einem Katapult geschleudert, in hohem
Bogen durch die Luft. Nach einigen Fuß schlug er laut scheppernd auf dem
Arenaboden auf, eine gewaltige Staubwolke emporwirbelnd.
    Es war totenstill. Keiner sagte ein Wort.
    Gottfried lag im knochentrockenen Boden und
rührte sich nicht mehr. Einem leisen Kichern folgte unmittelbar das Klatschen
einer Ohrfeige. Ein Küchenjunge rieb sich die Wange, ansonsten verharrten sämtliche
Bedienstete wie gelähmt, selbst Robert. Er konnte nicht recht glauben, was eben
geschehen war, obwohl er genau das geplant hatte.
    Der Knappe war schließlich der erste, der
sich von seinem Schock erholte. Er winkte den Bader und Konrad zu sich und
gemeinsam mit einigen Knechten liefen sie zu Gottfried, der nach wie vor keinen
Mucks von sich gab. Auch Robert setzte sich nun in Bewegung, wenn auch in eine
gänzlich andere Richtung. Unterwegs zum Tor nahm er noch sein mühsam errungenes
Pferd am Zügel, das unbeteiligt an der Begrenzungsmauer graste. Keiner
versperrte ihm den Weg, offenbar galt Gottfrieds Wort, auch wenn er jetzt
gerade unpässlich war.
    Kurz bevor sich das Tor hinter ihm schloss,
warf er einen letzten Blick zurück in den weitläufigen Innenhof des Anwesens.
Deutlich konnte er erkennen, dass offenbar etwas Leben in Gottfried verblieben
war, denn er zuckte mit seinen Armen, als der Waffenschmied versuchte, ihn aus
seiner Rüstung zu befreien.
    War das nun gut oder schlecht für ihn,
überlegte Robert, doch er kam zu keinem eindeutigen Schluss. So, wie sich
Gottfried aufgeführt hatte, war er beteiligt, wenn nicht gar federführend am
Komplott gegen Leonhardt. Sein Interesse an Adara hat er auch deutlich
bekundet. Aber leider hatte er nichts gegen ihn in der Hand, um seine
Vermutung, mehr war es ja nicht, zu beweisen.
    Nun, immerhin besaß er jetzt Pferd und
Rüstung, wenn auch letztere arg verbeult war.
     
    *
     
    Adara starrte gebannt zu Osman. Sie konnte sich keinen Reim daraus
machen, warum er unablässig einen Erzklumpen über einen Eisenstab rieb.
    »Das wird eine Kompassnadel«, antwortete er
auf ihre unausgesprochene Frage, ohne dabei aufzusehen.
    »Was für eine Nadel willst du aus diesem
stumpfen Stab formen?«
    »Hast du noch nie etwas von einem Kompass
gehört?«
    »Nein, keine Ahnung, was das sein soll«,
antwortete sie kopfschüttelnd.
    »Gut! Dann wird Paul der Zauber, der von
diesem unscheinbaren Stück Eisen ausgehen kann, erst recht fremd sein.«
    Adaras Blick wurde fordernder, jetzt musste
sie unbedingt wissen, was Osman Geheimnisvolles fertigte.
    »Dieser Stab hier«, sagte er und hob ihn
bedeutungsvoll in die Luft, »wird, wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin, immer
in eine ganz bestimmte Richtung weisen, egal, wo ich stehe. Es sei denn, ich
halte ihm einen Klumpen Eisen entgegen, dann wird er an ihm haften wie eine
Klette.«
    »Aber wie …?« Adara war sprachlos.
    Endlich, freute sich Osman. »Wie und warum
es funktioniert, kann ich dir leider nicht sagen, nur, dass es
funktioniert. Ich habe mich selbst vor einigen Jahren davon überzeugen können.«
    »Aber wie … wie kann uns das bei Paul
helfen?«
    Osman schnappte hörbar nach Luft. Ihm
wurden die Arme schwer vom ständigen Aneinanderreiben der Eisenteile, zudem war
er Adaras Fragerei überdrüssig. Letztlich allerdings fühlte er sich dann doch
genötigt, ihr Rede und Antwort zu stehen, da sie ein ganz wesentliches Element
in seinem Plan war. »Schau, Adara, du weißt, dass Paul sehr abergläubisch ist,
nicht wahr?«
    »Freilich, Alfred hat’s uns eben erst
berichtet.«
    »Genau! Nun kannst du
dir sicherlich vorstellen, dass er uns nicht freiwillig verraten wird, wer ihn
beauftragt hat, dem armen Anton das Lebenslicht auszupusten …«
    »Ganz gewiss wird er das nicht«, tappte
Adara immer noch im Dunkeln.
    »Und deshalb bereite ich nun allerlei
Zaubereien vor, damit Angst und Ehrfurcht vor Überirdischem ihm die Zunge
löst.«
    »Und was habe ich dabei zu schaffen in
deinem sauberen Plan?«
    »Du, mein schönes
Kind, bist der Lockvogel, der ihn in meine

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