Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
wieder bei den Huren, so wie gestern – da hat er sich
auch nicht blicken lassen!«
    »Seid Ihr seine Gemahlin?«
    »Du lieber Himmel, nein«, erwiderte die
Alte und verzog angewidert ihr Gesicht ob der unglaublichen Unterstellung
Adaras. »Ich bin seine Wirtin, seine und die von fünf andren Simpeln, die sich
keine eigene Bleibe leisten können oder wollen.«
    Adara nickte. Da sie aus der verstockten
Frau so nichts herausbekam, versuchte sie es nun im umgänglicheren Ton. »Dass
Ihr mich recht versteht, ich bin eine Freundin der Familie, nicht seine
Geliebte. Mein lieber Vater stirbt und er will Paul noch einmal sehen, bevor
ihn der Herr zu sich beruft, die Zeit drängt also. Ich muss ihn unbedingt
sprechen, bevor er seinen Dienst im Kerker antritt.«
    Die Alte schaute an Adara vorbei zur Tür
hinaus. Die Sonne war derweil untergegangen und aus der Ferne läuteten gerade
die Glocken zur Vesper. »Da seid Ihr etwas spät dran, meine Schöne! Sein Dienst
beginnt bei Dämmerung und endet erst zur Laudes, wenn die Sonne wieder
aufgeht.«
    Adara biss sich auf die Lippen. Sollten sie
tatsächlich die ganze Nacht untätig verstreichen lassen müssen?
    »Eine letzte Frage«, wagte sie noch einen
Versuch. »Wisst Ihr, ob er allein ist im Kerker, wenn er wacht?«
    »Freilich, wenn Ihr die Gefangenen außer
Acht lasst. Doch er wird Euch nicht einlassen, und schon gar nicht mit Euch
weggehen und seine Pflicht vernachlässigen, das weiß ich ganz gewiss.«
    »Habt Dank, gute Frau.« Adara wusste alles,
was sie wissen musste.
     
    *
     
    Der Umriss des Kerkers hob sich im Mondlicht düster und bedrohlich
von der restlichen Umgebung ab. Hundert Schritte entfernt bereitete Osman in
einem leer stehenden Schuppen alles für seine geplante Täuschung vor, während
Robert die Rüstung ablegte und sorgsam hinter einer Trennwand vor neugierigen
Blicken versteckte. Adara kam herein, Alfred im Schlepptau. Osman atmete auf,
der Leutnant hatte also Wort gehalten.
    »Ihr wisst, weshalb Ihr hier seid?«, fragte
Osman anstelle einer Begrüßung.
    »Ich soll zuhören, um als Zeuge zu dienen,
wenn Paul den wahren Schuldigen preisgibt. Nur frag ich mich, wie Ihr die
Wahrheit aus ihm herausbekommen wollt. Von sich aus wird der verstockte Kerl
nichts sagen, und eine Folter werde ich nicht dulden!«
    »Das lasst ruhig meine Sorge sein! Er wird
singen wie ein Pirol, das garantier ich Euch«, entgegnete Osman und seine
Stimme wirkte deutlich überzeugter, als er es tatsächlich war. »So, jetzt lasst
uns gemeinsam hinter der Trennwand verschwinden, denn zu sehen darf er uns
freilich nicht bekommen.«
    Widerspruchslos tat Alfred wie ihm
geheißen, gespannt darauf, was der geheimnisvolle Fremde wohl vorhabe. Robert
und Adara indes beobachteten den einzigen Zugang zum Verließ, vielleicht würde
Paul ihnen ja den Gefallen tun, zum Wasserabschlagen nach draußen zu kommen.
Wahrscheinlich war es allerdings nicht, da die Soldaten während ihres Dienstes
nicht den Kerker verlassen durften, schon gar nicht, wenn sie allein dort
wachten. So also richteten sie sich darauf ein, bis zum Morgengrauen warten zu
müssen.
    Die Nacht war kühl und Adara drückte sich
fest an Roberts Seite. Er bekam eine Gänsehaut, doch lag das gewiss nicht an
der Kälte.
    »Damals im Krugschenk«, begann er
schließlich ganz sacht, und seine Lippen berührten fast ihr Ohr, »in jener
Nacht oben in der Kammer, haben wir da eigentlich …?«
    Sie starrte ihn aus großen Augen an, ganz
so, als wüsste sie nicht, was er meinte. »Was?«
    »Na, du weißt schon …«
    Am liebsten hätte sie lauthals angefangen
zu lachen, angesichts Roberts Unfähigkeit, die passenden Worte zu finden. Sie
zwang sich jedoch, stattdessen eine zornige Miene aufzusetzen. »Kannst du dich
etwa nicht mehr unsrer Liebesnacht entsinnen? Habe ich tatsächlich so wenig
Eindruck bei dir hinterlassen?«
    Robert spürte, wie ihm das Blut in den Kopf
stieg, und im gleichen Moment hasste er sich dafür, doch nun war es zu spät.
»Oh, da mach dir mal keine Gedanken, Eindruck hast du reichlich hinterlassen.
Was die Nacht in der Kammer betrifft, da allerdings verlässt mich meine
Erinnerung in dem Moment, da ich kraftlos aufs Bett niedersank. Das Letzte,
woran ich mich entsinnen kann, ist der große Leberfleck auf deiner Brust.«
    »Na bitte – meine Brüste hast du gesehen.
Was also wird danach wohl noch geschehen sein, hm?«
    »Ja, verdammt noch eins«, wurde Robert
allmählich ungehalten, »das würde ich gern von dir

Weitere Kostenlose Bücher