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Die Braut des Spuks

Die Braut des Spuks

Titel: Die Braut des Spuks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinweg und landete auf dem glatten Parkettboden, wo es zersplitterte. Das Geräusch ging im Partylärm unter. Nicht einmal ein Ober hatte es gehört.
    »Das war auch mein letzter Schluck«, sagte er mit einer Irma fremd vorkommenden Stimme.
    Endlich raffte auch sie sich auf. »Komm, Sheldon, laß uns nach Hause gehen.«
    Er sah sie an, lächelte so warm wie früher, aber etwas verlorener.
    »Das wird nicht mehr möglich sein.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil ich hier sterben werde.«
    »Bitte, Sheldon, es ist gut. Es ist wirklich gut. Du solltest nicht mehr so reden. Wir…« Die Worte erstarben ihr auf den Lippen, als sie sah, was mit ihrem Mann geschah.
    Er beugte sich vor, und gleichzeitig ging ein heftiger Ruck durch seine Gestalt. Im selben Rhythmus öffnete er den Mund, und im nächsten Augenblick erlebte die Zuschauerin den nackten Horror, als der schwarze, dickflüssige Strahl hervorbrach.
    Es war das perfekte Bild des Entsetzens. Die gelenkbreite teerartige Masse klatschte auf Teller und Bestecke, bevor sie sich auf dem Tisch verteilte.
    Und noch immer hatte kein anderer etwas von diesem furchtbaren Vorgang mitbekommen. Nur Irma Danning schaute zu. Ihr verzerrtes Gesicht sah aus, als wären kleine Porzellanscheiben daraufgeklebt worden, um den Ausdruck auch konservieren zu können. Sie war nicht in der Lage zu denken, sie sah den Schrecken nur, ohne ihn recht nachvollziehen zu können.
    Noch immer wühlte sich der schwarze Strahl aus dem offenen Mund. Immer mehr Nachschub drang aus dem Körper des Mannes, als wollte er alles, was sich in seinem Innern befand, herauswürgen. Seine Augen standen dabei offen. Das Gesicht war völlig verschwitzt. Nie zuvor hatte Irma einen Menschen gesehen, bei dem eine derartige Masse Schweiß aus den Poren brach.
    Plötzlich kippte er nach vorn, als hätte ihm jemand in den Nacken geschlagen.
    Sein Gesicht fiel in die Masse hinein. Das restliche Essen auf dem Teller war völlig verdeckt worden, und Irma konnte zuschauen, wie der Rücken ihres Mannes noch einmal zuckte, bevor er still lag und nur mehr seine Arme zur Seite wegpendelten.
    Aus, vorbei… Die schwarze Masse wühlte sich über den Tischrand. Sie tropfte zu Boden.
    Kein Blut…
    Plötzlich stand Irma auf. Sie tat es, ohne es richtig zu wissen. Dann, als der Stuhl durch den Druck ihrer Kniekehlen nach hinten fiel, brach es aus ihr hervor.
    Sie schrie so furchtbar wie noch nie in ihrem Leben!
    Ich hatte die Welt des Spuks betreten, das Reich der Schatten, Hort der Dämonenseelen, die der Spuk sammelte und nicht mehr freigab bis auf wenige Ausnahmen.
    Diese Well besaß mehrere Seiten. Sie konnte nur erschrecken, aber auch tödlich sein. Es lag allein an deren Herrscher und dessen Plänen, die zumeist für fremde unsichtbar waren.
    Mich umgab eine furchtbare Kälte. Mit Worten war sie schlecht zu beschreiben, ich sah sie als Kälte des Alls an, diese tiefe, absolute Lichtlosigkeit, die mich allerdings nicht körperlich strapazierte, wie die Temperaturen draußen, nein, diese Kälte erlebte ich in meinem Innern. Sie löschte die Wärme der Seele und begann so damit, die menschlichen Gefühle zu rauben.
    Es war für mich nicht so schlimm wie für einen ›normalen‹ Menschen, da ich noch einen gewissen Schutz besaß. Den leichten Druck des Kreuzes spürte ich immer auf der Brust, und auch jetzt berührte es wie ein lockerer Schutz meinen Körper. Hätte ich es hervorgezogen und dicht vor meine Augen gehalten, wäre es kaum zu sehen gewesen, denn die Schwärze verschlang alles.
    Ich ging einfach weiter. Von außen her hatte ich eine gewisse Begrenzung der Wolke ausmachen können. Tatsächlich aber war sie unbegrenzt. Da konnte ich meilenweit laufen, ohne gestoppt zu werden, es sei denn, der Spuk hielt es für richtig. Wenn er wollte, zeigte er seiner Welt die Grenzen auf.
    Ich blieb stehen, als ich in der Dunkelheit die roten Punkte sah. Nicht kreisrund, sondern etwas schräg. Ein gefährliches Glühen, zwei rote Raubtieraugen, so schien es.
    Tatsächlich jedoch zeigte sich mir der Spuk. Und seine Augen brachten eine Botschaft mit, die ich verstand, auch ohne daß ich sie akustisch hörte. Bis hierher und nicht weiter!
    Die Regeln waren mir bekannt. Ich hielt mich daran und blieb stehen. Er wollte etwas von mir, und er würde mir auch sagen, was. Deshalb konnte ich mit ruhigem Gewissen abwarten.
    Die Augen bewegten sich nicht. Als rote Ovale standen sie in der Schwärze und lauerten. Sie selbst konnten nicht sprechen. Wenn

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