Die Braut des Spuks
Gefühl hatte, vom Boden abzuheben.
Sie müssen es entscheiden, John Sinclair, nur sie. Vertraue ihnen, du kannst nichts tun.
Es war der Seher!
Mein Gott, wie lange hatte er sich nicht mehr bei mir gemeldet. Diese geheimnisvolle Person, die aus Salomo, Nostradamus und auch aus mir bestand.
Ein Wesen, das unerklärbar war, das jedoch mir, dem Sohn des Lichts, als Wächter mit auf den Weg gegeben worden war.
Der Seher griff ein.
Seine gedankliche Stimme hörte ich nicht mehr. Ich konnte trotzdem erkennen, daß er indirekt seine Kräfte mit ins Spiel gebracht hatte und sich nun auf die vier Erzengel konzentrierte. Mein Kreuz, so klein es auch sein mochte, entwickelte sich plötzlich zu einem Riesen.
Von den Enden jagten vier Strahlen weg, die an Breite zunahmen, je näher sie dem Ziel kamen. Lichtwege, auf denen niemand laufen konnte, es sei denn, diese Wesen waren Geister.
Und sie entstanden!
Vier lichtdurchflutete Wesen, Gestalten, die niemand erklären konnte, für die man jedoch den Namen Engel erfunden hatte, was aus dem Griechischen angelos stammte und Bote hieß. Im christlichen Glauben Mittelwesen zwischen Gott und Mensch, was auch immer, ich jedenfalls wußte, daß sie erschienen waren, um mir zu helfen. Ein überirdisches Leuchten umgab ihre Gestalt. Nicht zu vergleichen mit dem Licht der gefährlichen Himmelsgöttin und auch nicht mit dem der Strahlen, die aus den Augen des Wesens drangen, denn die wurden von ihnen zerstört. Kaum waren sie erschienen, da zog sich der Spuk zurück. Er wußte genau, daß er hier am falschen Ort stand, denn dies Wesen gehörte nicht zu seinen Freunden.
Zurück blieben Astarte und sie!
Die Göttin stand noch immer hochaufgerichtet. Sie wußte nicht, wohin sie zuerst schauen sollte, denn die vier Erzengel kreisten sie von vier Seiten ein.
Ihr Licht tat mir gut, aber auf das Böse wirkte es zerstörend. Ich konnte nicht sagen, wie sie es geschafft hatten, vielleicht auch durch die Kraft des Kreuzes, auf dessen Strahlen sie ja standen, aber sie schafften es, daß Astrate keine Chance mehr gegen sie hatte.
Ihr Kopf drehte sich.
Nicht normal, nein, da waren bereits andere Kräfte am Werk, die den Schädel zur Rotation brachten, so daß er um seine eigene Achse wirbelte.
Zunächst normal langsam, so daß ich es mit den Blicken verfolgen konnte. Dann aber schneller und schneller, er wurde zu einem Kreisel, der ebenfalls nicht lange blieb und sich in eine Wolke aus Staub verwandelte. So läutete die Kraft der vier Erzengel das Ende der heidnischen Himmelgöttin Astarte ein. Ob ihr Geist, das Böse an sich, in ihr ebenfalls zerstört worden war, konnte ich nicht sagen, aber der Körper verwandelte sich ebenfalls in ein Sternenpulver, das noch einen Moment über dem Krater schwebte, bevor es endgültig verschwand.
Ich atmete tief durch, schaute auf mein Kreuz, in die Höhe, wieder gegen das Kreuz und sah nur meinen Talisman.
Die vier Erzengel waren verschwunden und wieder eingetaucht in ein geheimnisvolles Reich, das ich nicht kannte, das aber glücklicherweise existierte.
»Danke«, flüsterte ich und meinte mein Kreuz…
***
Über uns lag der Himmel wieder klar wie in den vergangenen Tagen. Ich hatte den schwerverletzten Brett Hawkins zum Wagen geschleppt und ihn auf Decken gebettet. Was alles gebrochen war, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls war es der rechte Arm. Hawkins hatte auch was an den Beinen, und bei jedem geringsten Atemzug verzerrte sich sein Gesicht.
»Verdammt, Sinclair, du hättest mich sterben lassen sollen. Das wäre besser gewesen.«
»Keine Sorge, ich bringe dich durch. In der Stadt wird es wohl Ärzte geben.«
»Die sind mies.«
»Wir werden sehen.«
»Was ist denn mit ihr?«
»Du meinst Astarte?«
»Wen sonst?«
»Vergiß sie. Jeder kann jetzt den Tunnel betreten, ohne Gefahr zu laufen, eines schrecklichen Todes zu sterben.«
»Du warst doch zuvor darin?«
»Stimmt, aber ich hatte mein Kreuz, das schützte mich vor ihrer Magie.«
»Ich begreife das alles nicht.«
»Brauchst du auch nicht, Brett. Wir werden jedenfalls so schnell wie möglich von hier verschwinden.«
Ich ließ ihn allein und ging zum Führerhaus. Bevor ich es betrat, warf ich noch einen Blick dorthin, wo sich das Bergmassiv unter dem Himmel abmalte.
Es sah nicht mehr so aus wie noch vor Stunden. Ein Berg, der höchste, hatte seine Spitze verloren.
Mochte darüber rätseln und nachdenken, wer wollte. Von mir würde er keine Antwort bekommen.
Ich fuhr durch den Ort,
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