Die Braut des Spuks
normalen Besteck essen.
Der Fisch war in ein Blatt ein gewickelt worden, das eine dunkelgrüne Farbe besaß.
»Ich wünsche dir einen guten Appetit, Darling.«
»Und ich wünsche dich zum Teufel!« zischte Irma, worauf ihr Mann kurz und heftig auflachte.
»Ist das so spaßig für dich?«
»Vielleicht werde ich bald bei ihm sein, Darling.«
Irma hätte sich fast am Lachs verschluckt. Schnell trank sie den Wein hinterher. »Wie soll ich denn das verstehen? Ist das einer deiner so tollen Scherze?«
Er winkte ab und hatte sogar das Besteck zur Seite gelegt. »Bewahre, keinen Scherz.«
»Was dann?«
»Mein Ernst.«
»Dich wird also bald der Teufel holen«, stellte Irma noch einmal richtig.
»So ähnlich.«
Sie verzog den Mund. »Ich habe schon viel Unsinn gehört, das aber setzt dem Faß die Krone auf.«
Er aß ungerührt weiter und meinte kauend: »Ich bin sicher, daß du bald anders darüber denken wirst.«
»Schön. Und wann?«
»Möglicherweise noch in dieser Nacht. Und auch hier.« Nach diesen Worten lächelte er kantig.
Irma hob die Schultern, kaute, nickte einem Bekannten zu, der ihren Tisch passierte, und trank wieder einen Schluck Wein. »Viele Menschen haben einen Psychiater. Ich bin der Ansicht, daß auch du einen aufsuchen solltest.«
»Dazu ist es zu spät.«
Der Ernst der Worte erschreckte sie. Sie legte das Besteck zur Seite, schüttelte den Kopf und fragte: »Sag mal, spinnst du eigentlich? Wie kannst du nur so etwas erzählen?«
»Weil es der Wahrheit entspricht.« Sein Gesicht verlor jegliches Lächeln, es verdüsterte sich, und das wiederum lag nicht an der etwas schwachen Beleuchtung.
»Willst du, daß mir der Appetit vergeht?«
»Deine Sache.« Er betrachtete den Fisch, tunkte ihn in die Soße und tupfte mit der Serviette seine Lippen ab. Danach trank er einen kräftigen Schluck Weißwein.
»Schon fertig?« fragte Irma.
»Ja.«
»Dann war das dein letztes Essen, bevor dich der Teufel holt. Sehe ich das so richtig?«
»Du hast es erfaßt!«
Seine Stimme war so ernst gewesen, daß es der Frau die Sprache verschlug. Sie konnte ebenfalls nichts mehr essen und schob fast wütend den Teller zur Seite. »Verdammt noch mal, Sheldon, das ist nicht nur unfair, das ist auch gemein von dir. Mag unsere Ehe auch kurz vor dem Zerbrechen stehen, deshalb braucht man sich als erwachsener Mensch nicht so zu unterhalten.«
Er lächelte etwas verloren. »Jetzt bin ich schon ehrlich zu dir, und du machst mir Vorwürfe.«
»Ich finde diese Ehrlichkeit pervers. Ich weiß nicht, was das alles soll. Willst du mich kleinkriegen, am Boden haben?« Sie drehte den ausgestreckten Daumen nach unten. »Oder steckst du plötzlich mitten in der Krisis, weil dich eines deiner Schätzchen versetzt hat? Was soll das bedeuten?«
»Es ist kein Spaß, Irma.«
»Hör auf, Sheldon!«
Er nickte sehr ernst. »Ich habe mich da auf eine Sache eingelassen, deren Tragweite ich zuvor nicht überblicken konnte.«
»Wie heißt die Tragweite? Welche Oberweite hat sie…?«
»Sei ruhig!« zischte er über den Tisch. »Mir ist es verdammt ernst. Ich will nicht, daß du darüber scherzst.«
»Entschuldige.«
»Es ist beruflich.«
Irmas Augen weiteten sich. »Ach, jetzt verstehe ich dich. Du verlierst deinen guten Job. Man will dich niedriger setzen oder von Montrex weglocken.«
»Nein, auch das nicht.«
»Dann begreife ich das alles nicht.«
»Es passierte bei meinem letzten Aufenthalt im Orient. Wir haben da etwas getan…« Er atmete schwer und suchte nach Worten. »Jedenfalls war es nicht gut. Wir sind über eine Grenze geschritten, die besser unangetastet geblieben wäre.«
»Hängt es mit dem Krieg dort unten zusammen?«
»Überhaupt nicht. Es ist auch keine nationale Grenze, sondern eine andere.«
»Welche denn?«
»Eine unsichtbare. Eine Zeitengrenze. Wir haben etwas geweckt… Es klingt für dich vielleicht lächerlich, für uns ist es das nicht. Wir haben einen Fehler gemacht und den Keim mitgebracht.«
»Eine Seuche oder so…?«
»Nein, nein, das auch nicht.«
»Sorry, dann weiß ich nicht mehr weiter.«
»Ich würde es eher als eine Schuld bezeichnen, wenn du verstehst. Eine verdammte Schuld.«
Irma überlegte. »Das klingt bei mir wie eine Ausrede. Darf ich es anders formulieren?«
»Bitte sehr.«
»Ein Verbrechen?«
Sheldon Danning senkte den Kopf. Plötzlich kam er seiner Frau sehr alt und grau vor. Ohne sie anzusehen, gab er seine Antwort. »Im Prinzip kann ich dir nicht einmal
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