Die Braut des Spuks
Hochwürden.« Dann ging ich aus der Kirche.
Ich war allein und fühlte mich auch so. Mit müde wirkenden Schritten ging ich zurück zu meinem Wagen, der mittlerweile einen Mantel aus Eis bekommen hatte.
Mit dem Kratzer säuberte ich die Frontscheibe, damit ich hindurchschauen konnte. Mit meinen Gedanken war ich ganz woanders, denn die drehten sich um meinen Freund und Partner Suko. Wie gern hätte ich ihn jetzt an meiner Seite gehabt.
Das war nicht möglich, denn Suko hatte den Dienst auf seine Art und Weise quittiert.
Er war in Indien verschollen und versuchte, die Kraft seines Stabes zurückzugewinnen. Wann und ob ich ihn je wiedersehen würde, stand in den Sternen…
***
Ich hatte nicht meinen Chef, Sir James Powell, angerufen, und war zurück in die Wohnung gefahren. Das Apartment kam mir irgendwie leer und verlassen vor. Das konnte Einbildung sein, denn ich kam immer in eine leere Wohnung, nur fiel es mir an diesem kalten Winterabend besonders auf. Das Diskutieren mit meinem Freund Suko über einen Fall, der neue Dimensionen setzen sollte, hätte mir sicherlich gutgetan, aber der Inspektor war nicht greifbar.
Sollte ich Bill Conolly anrufen oder Jane? Obwohl sie Freunde waren, wollte ich sie nicht mit meinen Problemen belasten. Es reichte mir völlig, wenn sie hin und wieder in die Fälle mit einbezogen wurden. Das hier mußte ich allein durchstehen.
Noch jetzt überlief mich ein Schauer, wenn ich an die Begegnung mit dem Spuk dachte. Inmitten der schwarzen Wolke hatte ich einen ersten Hinweis bekommen, der in das Land der alten Israeliten führte. Was hatte diese Zeit mit dem fürchterlichen Tod des Menschen zu tun, bei dem ich Zeuge gewesen war?
Mir wollte das nicht in den Kopf. Zudem benötigte ich mehr Informationen, wobei ich leider nicht wußte, wie ich an sie herankommen sollte. Nicht daß ich nicht gewollt hätte, ich konnte einfach nicht. Der Spuk würde so leicht kein zweitesmal auftauchen.
Für eine Weile stand ich einfach da und schaute in den dunklen Nachthimmel, der auch über London wolkenklar war und prächtiges Sternenpanorama bot. Es war alles nicht einfach, das mußte ich leider zugeben.
Irgendwann ging ich zu Bett. Ich hatte dabei nicht auf die Uhr geschaut. Auch diese Nacht verging. Schlafen konnte ich zwar, wachte allerdings immer wieder auf, und dann drehten sich meine Gedanken einzig und allein um den neuen Fall.
Einmal hatte ich das Gefühl, vom Spuk besucht worden zu sein, es war jedoch nur das Zimmer, in dem sich die Schatten der Finsternis ausgebreitet hatten.
Ziemlich früh war ich auf den Beinen. Die Unruhe hatte mich aus dem Bett getrieben.
Beim Frühstück verbrannte ich mir die Lippen am heißen Kaffee, fluchte, aß noch eine dünne Schnitte Vollkornbrot mit Käse und stellte die benutzten Sachen in die Küche. Die Wohnung war mir zu klein geworden, da fiel mir die Decke auf den Kopf, und ich mußte hier einfach raus. Ich nahm den Wagen, um beweglich zu sein. Zudem war ich ziemlich früh, der Verkehr ballte sich noch nicht so schlimm wie eine Stunde später.
Deshalb kam ich gut durch, rechnete eigentlich damit, daß ich der erste in der Abteilung sein würde, aber ich hatte mich geirrt, denn Sir James war bereits eingetroffen, und auf meinem Schreibtisch lag schon eine Nachricht für mich bereit.
Eine Minute später war ich bei ihm.
Wir schauten uns an. Mein Chef nickte. Ich setzte mich, dann stellte er nur eine Frage. »Was ist in der Nacht passiert, John?«
»Es gab einen Toten.«
»Einen?« dehnte er.
Die Antwort machte mich mißtrauisch. »Sie sagen das so komisch, Sir. Wissen Sie mehr.«
»Ja, es gab noch einen zweiten Toten. Einen Mann namens Sheldon Danning. Auf einer Party brach er zusammen. Er starb, als er eine teerartige Masse ausbrach.«
Ich schloß für einen Moment die Augen. »Wie bei Scott Wilson in der Kirche.«
»Richtig.«
Ich war gefordert und gab meinen Bericht. Sir James hörte sehr genau zu, manchmal machte er sich Notizen, bis er sich dann zurücklehnte und mit der Bleistiftspitze auf mich zielte. »Daß dies kein Zufall ist, John, wissen wir beide genau.«
»Natürlich.«
»Ich gehe noch einen Schritt weiter. Dieser Sheldon Danning und auch Scott Wilson waren bei derselben Firma beschäftigt. Sie heißt Montrex.«
Ich überlegte einen Moment. »Sorry, aber die kenne ich nicht.«
»Ist auch keine Bildungslücke, John. Montrex beschäftigt sich mit Bergbauarbeiten. Sie bauen Straßen und Tunnels. Da haben die Männer von Montrex
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