Die Braut des Spuks
einen guten Ruf. Sie sind auch weltweit engagiert.«
»Natürlich auch im Orient, im Alten Land.«
»Ja, auch dort.«
»Und dort kann es dann passiert sein.«
Sir James hob die Schultern. »Wenn wir den Erklärungen des Spuks Glauben schenken wollen, dann ja.«
»Weshalb sollte er uns angelogen haben?«
»Fragen Sie anders, John. Was steckt dahinter? Diese schwarze Masse, die beide Männer auswürgten, läßt dies nicht auf Aktivitäten des Spuks schließen?«
»Nicht unbedingt.«
»Erklären Sie mir das.«
Ich räusperte mich und verspürte einen wahnsinnigen Durst, den ich unterdrückte. »Im Prinzip haben Sie natürlich recht, Sir. Aber der Spuk kam, um mich zu warnen. Meiner Ansicht nach ist er indirekt an den Vorgängen beteiligt.«
»Und wie direkt?«
»Das weiß ich noch nicht, Sir, noch nicht. Ich bin der Meinung, daß wir einen Teil der Lösung bei dieser Firma Montrex finden können. Beide Tote waren dort angestellt, sicherlich nicht gerade in kleinen Positionen. Die müssen etwas gewußt haben! Ich bin bereits darauf eingestellt, auch andere Mitarbeiterdieser Firma zu befragen.«
»Ausgezeichnet.« Sir James runzelte die Brauen. »Was halten Sie eigentlich von der Untersuchung des Schlamms?«
»Daraufbin ich gespannt. Hat man Ihnen bereits Zeiten genannt, wann die Analyse Ergebnisse bringt?«
»Sie arbeiten daran.«
Ich schaute demonstrativ auf die Uhr. Mein Chef verstand das Zeichen. Über seine Lippen glitt ein Lächeln, als er den Arm ausstreckte, zum Telefonhörer griff und drei Zahlen eintippte. Er wurde mit der Forschung verbunden.
So ließen sich die Kollegen gern nennen, denn der Name Forschung verspricht auch heute noch immer etwas Besonderes. Um es vorwegzunehmen, wir erreichten nichts, es war noch zu früh, obgleich die Kollegen der Nachtschicht sofort mit den Untersuchungen begonnen hatten.
»Hat man Ihnen keinen Hinweis gegeben, Sir?«
»Nein, nur einen indirekten.«
Ich lächelte. »Und wie sah der aus?«
»Ich wunderte mich über den Klang der Stimme. Der Kollege schien mir überrascht und unsicher zugleich zu sein. Ich könnte mir vorstellen, daß er eine solche Analyse nicht jeden Tag vornimmt. Oder noch nie so etwas erlebt hat.«
Starke Worte, denen ich nicht widersprach, mich im nächsten Moment wunderte, als Sir James vorschlug, in die Kantine zu gehen, um dort einen Kaffee zu trinken. »Ich muß auch eine Kleinigkeit essen«, fügte er noch hinzu.
In der Kantine saßen die Kollegen von der Nachtschicht. Rotgeäderte Augen, oft blasse Gesichter. Sie hockten stumm vor ihren Tee-oder Kaffeetassen und schlürften sie leer.
Ich trank Kaffee, Sir James auch, aber einen sehr magenfreundlichen, wir nahmen uns jeder einen Sandwich, der mit frischem Schinken belegt war, und genossen unser Mahl.
Von einer Stimmung innerhalb der Kantine konnten wir kaum sprechen. Wenn, dann wirkte sie mies, nur die Frauen hinter der Theke hatten ausgeschlafen.
Mein Chef saß mir gegenüber. Jeder von uns wußte, daß etwas in der Luft lag, nur wollte keiner so recht mit der Sprache heraus. Ich rauchte eine Zigarette und schaute den blauen Wolken nach. Wenn ich mich bewegte, knarrte der Stuhl. Er gehörte schon zu den älteren Modellen. Alt würden auch wir aussehen, wenn es uns nicht gelang, den Fall zu lösen. Daß sich etwas Gewaltiges anbahnte, brauchte ich Sir James gegenüber nicht extra zu erwähnen, das wußte er auch so. Öfter als gewöhnlich schaute er auf seine Uhr. Zu langsam rann die Zeit dahin. Er dachte an die Naturwissenschaftler, auch ich hoffte mit ihm.
»Noch eine lasse Kaffee, Sir?«
»Nein, danke, eine reicht.«
Ich nahm Nachschub. Als ich mich wieder setzte, sprach ich Sir James direkt an. »Sie waren ebenfalls schon sehr früh auf den Beinen, Sir. Hatten Sie da einen besonderen Grund?«
Er verzog den Mund. »Was heißt Grund? Ich spürte eine innere Unruhe, die mich nicht schlafen ließ. Ich mußte einfach ins Büro, denn dort fühlte ich mich besser aufgehoben.«
»Kann ich verstehen.«
Die Kollegen der Nachtschicht waren verschwunden. Wir saßen fast allein in dem großen Raum. Bis zum ersten Ansturm würde es dauern. Sir James aber wollte nicht auf den Durchruf warten. Er stand plötzlich auf und nickte mir zu.
»Sie wollen selbst hin?«
»Kommen Sie mit, John!«
Wir gingen durch die kahlen Gänge dieser unterirdischen Yard-Welt. Manchmal kam ich mir vor wie in einem Film aus den sechziger Jahren, wo der Agent immer versucht, die Welt zu retten und sich
Weitere Kostenlose Bücher