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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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unwiderstehliche Bedürfnis, mich mit meinem Besitz wieder vertraut zu machen.“
    Temperance konnte es nicht glauben. „Ihr seid ein unverbesserlicher Schurke!“, rief sie aus und folgte ihm gezwungenermaßen, denn er hielt ihren Arm fest. „Wie kann ein Blick auf ein paar Hirsche …“, gerade erblickte sie eine kleine Herde, die sich vor der Wintersonne abzeichnete, „wichtiger sein als ein Gespräch über …“
    „Wenn du zornig bist, leuchten deine Augen wie eine blaue Flamme“, sagte Jack bewundernd. „Ich fühle, wie ein Sonett danach verlangt, geschrieben zu werden.“
    „Was?“ Temperance lief beinahe, um mit ihm Schritt zu halten. „Du willst ein Sonett über meine Augen schreiben? Geh langsamer!“
    „Nicht nur über deine Augen“, sagte er und verlangsamte seine Geschwindigkeit ein wenig, ging aber immer noch schnell. „Einige andere Teile deines Körpers finde ich ebenso inspirierend. Deine Lippen – sie verlocken zum Küssen. Deine Brüste. Wenn ich sie ansehe – sie bringen mein Blut in Wallung. Und deine Hände …“ Er machte eine dramatische Pause, führte sie dabei indes weiter in den Park hinein. „Wenn ich daran denke, wie deine Hände auf meinem Körper sich immer weiter zu …“
    „Sei still!“, rief Temperance. Hochrot im Gesicht, entzog sie ihm ihren Arm und presste beide Hände auf ihre Ohren. Sich vorzustellen, seine Mätresse zu werden, war eine Sache, aber es war etwas anderes, wenn er so offen über das sprach, was sie zusammen getan hatten.
    Er lachte und griff nach ihr. Sie schlug seine Hand zur Seite.
    „Du besitzt kein Feingefühl“, rief sie, wütend darüber, dass er sich ausgerechnet jetzt über sie lustig machte.
    Einen Moment schwieg er, dann sagte er: „Ich weiß. Es tut mir leid. Tempest?“
    Sie wagte es, ihm einen Seitenblick zuzuwerfen, halb damit rechnend, dass er sich über sie lustig machte. Das tat er nicht, doch in seiner Stimme lag ein Unterton, der in London noch nicht da gewesen war.
    „Komm schon“, sagte er. „In ein paar Minuten kannst du mir alles sagen, was du willst.“
    „Ich verstehe nicht.“ Sie schob die Hände hinter ihren Rücken.
    „Tempest, du hast mit deinen Nachbarn in Cheapside Wand an Wand gewohnt. Glaubst du, auf Kilverdale Hall ist es leichter, Geheimnisse zu wahren?“
    Sie sah ihn an und dachte an all das, was sie von dem Leben ihrer Nachbarn in London gewusst hatte.
    „Du glaubst, sie würden lauschen?“
    „Vermutlich. Geheimnisse sind schwer zu wahren. Inzwischen wird der gesamte Haushalt wissen, dass ich die Nacht in deinem Bett verbracht habe“, fügte er hinzu.
    Temperance errötete und dachte an die interessierten Blicke, die das Hausmädchen ihr am Morgen zugeworfen hatte. Sie kehrte Jack den Rücken zu und stieg den Hügel hinauf, wo sie sich auf eine Bank unter einem kahlen Baum setzte. Vor ihr lag das Haus, in der Nähe die Familienkapelle. Dahinter kam eine Wiese, und weiter links sah sie den Kirchturm im Dorf. Für jemanden, der in den engen Straßen Londons aufgewachsen war, schien diese Weite fremdartig und irgendwie sogar beunruhigend.
    „Es gibt etwas, das ich dir sagen muss“, begann sie, fest entschlossen, gleich zum Thema zu kommen.
    „Ja?“ Jack setzte sich neben sie.
    „Ich erwarte ein Kind.“ Sie wartete, die Nerven zum Zerreißen gespannt, auf seine Reaktion.
    „Ich weiß“, sagte er.
    Einen Augenblick war sie so erschrocken, dass sie gar nichts fühlte. Sie hatte sich darauf gefasst gemacht, sich mit Jacks Zweifeln auseinandersetzen zu müssen, mit Vorwürfen und Zorn. Diese Gelassenheit hatte sie nicht erwartet.
    „Du weißt es?“ Sie drehte sich herum und sah ihn an. „Wie? Seit letzter Nacht, als du – als du mich angesehen hast?“
    „Das bestätigte meinen Verdacht, aber ich dachte es mir, als ich den Brief gelesen hatte, in dem Mama mir schrieb, dass du gekommen bist und behauptetest, meine Witwe zu sein“, sagte er. „Sie schickte ihn mir ins Haus von Lady Desirée, nach Kingston.“
    „Du hast es dir gedacht?“ Temperance versuchte, diese unerwartete Wendung in ihrem Gespräch zu begreifen.
    „Trotz aller Gegenbeweise bist du nicht von Natur aus eine Abenteurerin – obwohl du deinen Plan mit sehr viel Energie durchgesetzt hast“, bemerkte er trocken. „Eine Rolle – jede Rolle – mit absoluter Überzeugung zu spielen ist die wichtigste Regel, um Erfolg zu haben.“
    „Aber das habe ich nicht“, sagte Temperance, ein wenig unsicher durch seinen Tonfall.

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