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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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und ihr Geist waren beunruhigt durch das, was gerade geschehen war. Nichts war geklärt zwischen ihnen. Noch immer hatte sie keine Ahnung, welche Zukunft Jack für sie plante – er hingegen schlief offensichtlich zufrieden.
    Dass Jack so friedlich neben ihr schlummerte, war ein heimlicher Traum gewesen, von dem sie nie geglaubt hatte, dass er in Erfüllung gehen würde. Sie legte eine Hand auf den starken Arm, der um ihre Taille lag. Zwar wusste sie nicht, was morgen geschehen würde, aber in dieser Nacht würde sie genießen, was sie hatte. Sie schloss die Augen. Jacks ungewohnte Gegenwart machte es ihr unmöglich, sofort einzuschlafen, doch schon bald kam auch sie zur Ruhe.
    Kurz vor Sonnenaufgang wurde sie wach, weil sie fühlte, wie er sich bewegte. Die Intimität zwischen ihnen machte sie verlegen, daher tat sie so, als schliefe sie, und erwartete jeden Augenblick, dass er versuchte, sie zu wecken. Stattdessen erhob er sich leise, zog sich an und verließ das Schlafgemach.
    Kaum war er fort, schlüpfte sie aus dem Bett. Dann runzelte sie die Stirn, als ihr auffiel, dass auf dem Frisiertisch etwas fehlte. Jack hatte seinen Ring zurückgenommen. Sie berührte den leeren Platz, auf dem sie ihn in der vergangenen Nacht abgelegt hatte. Fast drei Monate lang war er ihr Talisman gewesen – und jetzt war er fort. Ihre Angst vor der Zukunft kehrte machtvoll zurück.
    Temperance nahm das Frühstück allein im Speisezimmer ein. An die ständige Aufmerksamkeit der Dienstboten hatte sie sich bisher nicht gewöhnt, aber sie versuchte so zu tun, als wären sie nicht da. In ihrem Laden war sie die unangefochtene Herrin gewesen. Auf Kilverdale Hall waren weder sie noch die Dienstboten ganz sicher, was ihre Stellung im Haushalt anging. Die Unsicherheit auf beiden Seiten machte jeden Kontakt zu einer Qual.
    „Seine Gnaden bittet Euch, zu ihm in den Garten zu kommen, nachdem Ihr gefrühstückt habt, Madam“, erklärte Hinchcliff.
    „Danke.“ Temperance hatte keinen Appetit mehr, aber sie war entschlossen, nicht auf Jacks Befehl zu springen. Sie schnitt ihr Fleisch in kleinere Stücke und fragte sich, was Jack wohl zu sagen hatte.
    In der Nacht hatte sie beschlossen, dass Jack sie vermutlich zu seiner Mätresse machen würde. Das schien die vernünftigste Erklärung dafür zu sein, warum er sie geliebt hatte, anstatt ihr gleich seine Pläne zu offenbaren. Das Zwischenspiel in ihrem Bett war wohl so etwas wie eine Eignungsprüfung. Jack hatte sich vergewissern wollen, ob sie seinen Wünschen genügen würde, ehe er etwas sagte.
    Sie drückte das Messer, bis ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Was würde sie sagen, wenn er sie bat – oder aufforderte –, seine Geliebte zu werden? Vor dem Feuer und ehe sie all ihre Habe verloren hatte, hätte sie niemals erwogen, die Mätresse irgendeines Mannes zu werden, doch die reine Notwendigkeit hatte alles verändert. Ihre ehrbaren Eltern wären entsetzt über die Richtung, die ihre Gedanken nahmen, aber Temperance war sicher, dass es besser wäre, von Jack ausgehalten zu werden, als mittellos zu sein.
    Reiche und großzügige Männer waren von Natur aus launisch, und sie wusste nicht, was aus Tobys Mutter geworden war. Sie beschloss, umsichtig mit Jack zu verhandeln, sodass ihre Zukunft gesichert sein würde, wenn er ihrer überdrüssig war.
    Verzweiflung durchfuhr sie bei der Vorstellung, Jack könnte das Interesse an ihr verlieren, und ihre Hand begann zu zittern. In ihren Träumen würde er sie immer so sehr begehren wie in der vergangenen Nacht. In ihren Träumen wollte er weit mehr von ihr als nur ihren Körper – aber sie wusste, das war nur ein Hirngespinst. Sie schob ihre Traurigkeit beiseite. Vor allem war sie Geschäftsfrau. Wenn die einzige Ware, die sie zu verkaufen hatte, sie selbst war, würde sie die besten Bedingungen aushandeln, die möglich waren, solange Jack sie noch begehrte.
    Ein paar Minuten später stand sie Jack gegenüber.
    „Fühlt Ihr Euch gut genug für einen Spaziergang?“, fragte er.
    Sie blinzelte, so erschrocken von dieser Frage, dass es einen Moment dauerte, bis sie antwortete. „Natürlich“, sagte sie. „Aber ich möchte nicht spazieren gehen. Ich will mit Euch reden.“
    „Wir werden beides tun“, sagte er, nahm ihre Hand und führte sie zu einem Tor, das hinter dem formellen Garten zu einer Parklandschaft führte.
    „Wohin gehen wir?“, fragte sie.
    „Auf den Hügel dort. Ich bin so lange von zu Hause weg gewesen, ich fühle das

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