Die Braut fuer eine Nacht
mit ihr zur Yacht zurück, beendest deine Hochzeitsreise und erklärst ihr dann, dass sie weiter mitspielen muss, bis der Film zu Ende gedreht ist und ihr euch scheiden lassen könnt.
Langsam ging Steve ins Schlafzimmer zurück, das er mit Kelly teilte, und sah seine Frau liebevoll an. Sie lag auf dem Bauch, die Arme hatte sie um ein Kissen geschlungen. Und wo war der Kissenwall, den sie sonst immer um sich herum errichtete?
Steve lauschte ihrem regelmäßigen Atem, beobachtete das sanfte Heben und Senken ihrer Brust. Es gefiel ihm, dass sie so zuversichtlich war, das Leben als ein Wunder ansah und noch immer glaubte, es könne ein Happy-End geben.
Woher hatte sie nur diese Unverwüstlichkeit? Und warum, wenn er sie ansah, glaubte auch er manchmal beinahe, dass sie vielleicht doch noch eine Chance hatten?
Nein, nein, ich glaube nicht an Wunder, dachte er schließlich und schüttelte den Kopf.
Das kann ich nicht: Doch irgendwo, ganz tief in seinem Inneren und für ihm kaum wahrnehmbar, begann er sich zu verändern.
9. KAPITEL
In der letzten Woche auf der „Aphrodite" brauchte Kelly all ihren Humor, um Donatella ertragen zu können.
Diese Frau machte sie verrückt. Donatella wusste, dass sie Steve verloren hatte, doch sie schien diese Tatsache nicht mit Würde ertragen zu können.
Was fand Dimitri nur an ihr? Ständig posierte sie vor den Mitgliedern der Schiffsmannschaft und blickte dann zu Dimi, um zu sehen, ob er sie auch beobachtete.
Kelly, die es sich gerade mit einer Zeitschrift am Pool bequem gemacht hatte, seufzte leise auf, als sie die Diva in einem schwarzen Bikini auf sich zukommen sah.
„Darf ich Ihnen ein wenig Gesellschaft leisten?" fragte Donatella.
„Aber natürlich", erwiderte Kelly kühl.
Donatella ließ sich auf die Liege neben der ihren sinken, zog ihre teure französische Sonnencreme aus der Tasche und warf einen verächtlichen Blick auf Kellys Flasche mit Sonnenöl.
„Sie benutzen immer noch dieses tropische Zeug?" fragte sie in einem Ton, den man nur einem besonders dummen Kind gegenüber anschlägt. „Dass Sie den Geruch ertragen können! Der ist doch wirklich widerlich!"
Kelly bemühte sich mit aller Kraft, nicht auszurasten. „Ich mag diesen Duft", konterte sie.
„Warum glauben Sie eigentlich all den Unsinn?" fragte Donatella, die offensichtlich wild entschlossen war zu stören. Dabei tippte sie mit einem Finger auf das Magazin, in dem Kelly gerade las.
„Ich habe nie behauptet, dass ich an das glaube, was in den Zeitschriften steht. Ich lese es nur."
„Warum?"
„Es ist eine Goldgrube für neue Ideen."
„Soll das heißen, Sie schreiben einfach aus diesen Blättern ab?" Eine Mischung aus Belustigung und Verachtung lag in Donatellas Blick.
„Wie genial. Ihre Schriftstellerei ist also reines Plagiat?"
„Nein, natürlich nicht", antwortete Kelly ruhig und dachte dabei: Ob wohl demnächst ein Foto auf der Titelseite der Zeitschrift erscheint, wenn ich diese Frau jetzt ohrfeige?
Alles, wonach sie sich in diesen letzten Tagen mit Steve sehnte, war Ruhe und Entspannung. Doch so lange Donatella in der Nähe war, gab es weder das eine noch das andere.
„Ich kann noch immer nicht verstehen, wie Steve eine Frau heiraten konnte, die so provinziell ist wie Sie. Eigentlich bevorzugte er bisher stets Frauen meines Formates", stichelte Donatella weiter.
„Donna, bitte!" Kelly legte das Magazin zur Seite. „Ich weiß, dass es für Sie nicht so aussieht, aber ich arbeite, und dabei hätte ich gern meine Ruhe. Ist das zu viel verlangt, oder muss ich wirklich in mein Zimmer gehen, wenn ich ungestört sein will?"
Donatella schmollte schweigend, volle drei Minuten lang.
„Sie werden hässliche helle Streifen bekommen, wenn Sie Ihr Bikini-Oberteil so binden", bemerkte sie dann.
Kelly blickte auf ihren Bikini. Sie hatte ganz vergessen, dass sie diese Frau einfach ignorieren wollte. Der Bikini, den Luis für sie ausgesucht hatte, wurde um den Hals herum und im Rücken von dünnen Bändern gehalten. Doch das Oberteil saß stramm genug, es würde auch ohne Träger halten.
Sie wollte alles tun, was dazu dienen könnte, diese Frau zum Schweigen zu bringen.
Sie löste also die Bänder und steckte sie unter das Oberteil, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Lektüre zu. Doch Donatella unterbrach sie noch einmal.
„Wenn Sie sich sonnen würden, wie wir es in Europa tun, hätten Sie überhaupt keine hellen Stellen", belehrte sie sie.
Kelly warf ihr einen Blick zu.
Weitere Kostenlose Bücher