Die Braut fuer eine Nacht
lange, er hat mit einem Freund von mir einige italienische Filme gedreht, da haben wir uns kennengelernt. Ich habe ihn schon immer für einen sehr talentierten Schauspieler gehalten - leider missverstanden und nicht in den richtigen Rollen eingesetzt." Dimitri lächelte. „Er hatte damals den Ruf eines Frauenhelden, wenn ich das vor Ihnen so sagen darf."
„Es ist schon in Ordnung, ich weiß Bescheid."
„Aber das hat sich alles geändert, wie?" Dimi lachte. „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass er überhaupt einmal heiraten würde."
O Dimi, wenn du wüsstest! dachte Kelly.
„Aber die Liebe kommt immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. Und man sagt ja auch, dass aus solchen Männern die besten Ehemänner werden."
„Er wird ein wundervoller Ehemann sein", sagte Kelly leise. Eines Tages - und für eine andere Frau, fügte sie in Gedanken hinzu.
Später machten Steve und Kelly bei Mondschein einen Spaziergang an Deck.
„Wir haben es geschafft", sagte Kelly und holte tief Luft. „Dimi glaubt, dass unsere Ehe aus Liebe geschlossen wurde. Er hat es mir heute Nachmittag gesagt."
„Das habe ich nur dir zu verdanken." Steve zögerte einen Augenblick, ehe er weitersprach. „Alles, was an diesem Plan gut war, ist von dir gekommen. Du hast so eine Art, in den Leuten das Beste zum Vorschein zu bringen."
Kelly hielt den Atem an. Sie ahnte, dass diese Worte einer Liebeserklärung so nahe kamen, wie sie es von Steve nur erwarten konnte. Sie glaubte, er würde sie noch einmal küssen, doch er legte nur den Arm um sie und führte sie in ihr Zimmer zurück.
Jede Nacht neben Kelly im Bett zu liegen war für Steve die reinste Folter.
Wenn ich ihr nun sage, dass ich sie so liebe, wie es mir möglich ist...
Er boxte sein Kissen zurecht und rollte sich herum. Er konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann er zum letzten Mal ruhig geschlafen hatte. Heute Abend, als sie im Mondschein übers Deck gegangen waren, hätte er sie beinahe gebeten, ihn zu heiraten.
Aber wir sind doch verheiratet...
Er wollte keine Vernunftehe. Es sollte eine richtige Ehe sein. Für immer. Doch dann drängte sich seine Vergangenheit wieder dazwischen.
Es gab Zeiten, nachts, in denen erstickte er beinahe an der Fassade, die er der Öffentlichkeit vorspielte. Liebevolle Eltern, drei Geschwister, ein großes Haus in einer Kleinstadt in Oregon, eine ideale Jugend ...
All das stimmte nicht. Und er war damit bis jetzt nur durchgekommen, weil er die Presse gebeten hatte, seine Familie unbehelligt zu lassen.
Vom ersten Augenblick an, als er seinem Publikum vom Fernsehschirm aus zuzwinkerte, hatte die Presse ihn geliebt. Das hatte auch seinen Preis gehabt, den er jedoch gern zahlte. Im Gegenzug dafür, dass die Zeitungsleute seine Familie in Ruhe ließen, hatte er ihnen versprochen, ihnen sein Leben wie ein offenes Buch anzubieten einschließlich der Bilder von seiner Hochzeit ... Nie hatte er sich geweigert, ein Autogramm zu geben oder sich mit Reportern zu unterhalten ...
Seine wirkliche Familie hatte er verloren. Alle. Acht Jahre alt war er gewesen, als sein einziger Bruder Billy starb. Danach hatte lange Zeit für ihn nichts mehr gezählt.
Seine Karriere war für ihn ein Weg gewesen, die Vergangenheit zu vergessen, sich zu beschäftigen und Geld zu verdienen. Die vielen Frauen hatte er nie zu nahe an sich herangelassen. Wie der Teufel das Weihwasser, so scheute er die Gefahr, noch einmal jemanden zu verlieren, den er liebte.
Doch ein wenig persönlichen Kontakt brauchte selbst er, um zu wissen, dass er überhaupt noch lebte, dass er noch Gefühle hatte und nicht nur spielte, wie er es vor der Kamera tat.
Dann war Kelly auf seinen Balkon geklettert und war durch sein Leben gewirbelt wie ein Tornado. Aus eigener Erfahrung konnte er ihr nachfühlen, wie es ist, für ein jüngeres Geschwister sorgen zu müssen, deshalb hatte er ihr eine Chance geben wollen.
Und zu der Zeit hatte er auch die Rolle in Dimitri Alexandros' Film gewollt. Er hatte sich selbst beweisen wollen, dass er fähig war, noch schneller zu rennen, noch härter zu arbeiten, denn manchmal holten ihn seine Erinnerungen ein und drohten ihn zu überwältigen.
Steve sah zu Kelly hinüber, die auf dem Bauch lag und mit offenem Mund schlief. Er wusste, dass sie sich in ihn verliebt hatte, ihre Blicke hatten es ihm verraten. Und das machte ihn glücklich.
Auch sie hat es im Leben nicht leicht gehabt, dachte er. Und sie ist viel tapferer als ich.
Sie ist
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