Die Braut fuer eine Nacht
Arbeit", seufzte Steve.
„Ich dachte, sie hätte ihre Bemühungen aufgegeben."
„Das habe ich auch geglaubt."
„Ist es so schlimm?" Kelly legte ihre Notizen beiseite. „Das tut mir leid."
„Ich glaube, Dimi hat für unseren letzten Abend etwas Besonderes vor, und dann wird auch Donatella die Katze aus dem Sack lassen. Also, bleib bitte in meiner Nähe, ja?"
„Okay."
Steve blickte auf die Blätter mit den Notizen, die überall auf dem Bett verstreut lagen.
„Arbeitest du noch so spät?"
„Ich komme einfach nicht klar mit der Gestalt meines neuen Helden."
„Erzähl mir von ihm."
Während Kelly zu sprechen begann, zog Steve sein Hemd aus, dann nahm er seine Pyjamahose und ging ins Bad. Die Tür ließ er ein Stück offen, um Kelly weiter zuhören zu können. Schließlich kam er ins Schlafzimmer zurück.
„Möchtest du meine ehrliche Meinung hören?"
„Natürlich."
„Kein Mann würde sich so verhalten wie der Typ in deinem Script."
„Wie meinst du das?"
„Er benimmt sich so, wie eine Frau es sich wünscht. Aber ein wirklicher Mann ist ganz anders."
„Wie würde er sich denn deiner Meinung nach verhalten?"
„Er würde ... nun ja, er würde ... verdammt, Kelly, so etwas kann ich dir einfach nicht erklären."
„Warum nicht?"
„Du bist so ... unschuldig."
Kelly runzelte die Stirn. „Nun, darüber habe ich lange nachgedacht, und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass diese Unschuld meiner Schriftstellerei ganz schön schadet."
„Wie bitte?"
„Ich meine, es gibt da eine ganze Menge Dinge, von denen ich keine Ahnung habe.
Eine Fülle menschlicher Erfahrungen, die ich mir nicht einmal vorstellen..."
„Wer ist er?" unterbrach Steve Kellys Redefluss.
„Wer ist wer?"
„Dieser Kerl... mit dem du all diese Erfahrungen machen willst!"
„Steve, jetzt redest du Unsinn. Ich sage doch nur, dass ich darüber nachgedacht habe, nicht, dass ich mir schon jemanden ausgesucht habe, mit dem ich experimentieren will."
„Oh. Okay. Aber du hast mich tatsächlich einen Augenblick lang beunruhigt, Kelly."
„Das wollte ich nicht."
„Ich weiß. Aber du bist viel zu ehrlich."
„Also, was würde der Held in meinem Drehbuch tun?"
„Du meinst, was wäre sein erster Gedanke, wenn er die Heldin zum ersten Mal sieht?
Er würde mit ihr ins Bett gehen wollen."
„Ist das wirklich alles, woran Männer denken?"
„Du wolltest meine Meinung hören."
„Und wann würde er sie als Mensch sehen?"
„Schon bald, nachdem sie zum ersten Mal miteinander Sex gehabt haben. Ich meine, dieses ganze körperliche Geschehen ist für einen Mahn wie ein Nebel, der sich über sein Hirn legt und ihn für eine Weile daran hindert, an irgend etwas anderes zu denken. Es ist wie eine Besessenheit. Wenn er dann das erste Mal mit der betreffenden Frau geschlafen hat, ist es ihm wieder möglich, normal zu reagieren."
Bette scheint tatsächlich recht zu haben, dachte Kelly verwundert.
„Du glaubst also, Männer und Frauen denken ganz verschieden?"
„Ich will mal so sagen: Mir ist noch nie eine Frau begegnet, deren Gedankengang ich nachvollziehen konnte. Und ich glaube, gerade das macht die ganze Sache interessant."
„Du findest also, ich sollte den Held in meinem Drehbuch aggressiver vorgehen lassen in seinen Bemühungen, die Heldin in sein Bett zu bekommen, stimmt's?"
„Richtig. Es sei denn ... es sei denn, er hätte einen Grund dafür, das nicht zu wollen."
„Zum Beispiel?"
„Zum Beispiel könnte er sie nicht anrühren wollen, weil sie mit seinem besten Freund verlobt ist oder weil er für sie wie für seine kleine Schwester fühlt oder weil sie ..."
„Jungfrau ist?"
Die Spannung zwischen Kelly und Steve war jetzt mit Händen zu greifen.
„Die Frau in deinem Script ist keine Jungfrau mehr", wandte Steve ein.
„Nein, das ist sie nicht."
Sie schwiegen beide.
„Tu das nicht, Kelly", sagte Steve schließlich leise.
Kelly verstand, was er meinte. „Warum nicht?"
Steve sah sie böse an. „Sieh mal, wir haben nur noch ein paar Tage, und bis jetzt habe ich meinen Teil unserer Vereinbarung eingehalten."
„Nun, vielleicht möchte ich das ja gar nicht. Es könnte doch sein, dass ich viel mehr will."
„Ich denke, du hast dir für dein Experiment noch niemanden ausgesucht?"
„Vielleicht habe ich mir ja dich ausgesucht", erwiderte Kelly. „Siebenundachtzig Prozent der amerikanischen Frauen können sich doch nicht irren."
„Tu es nicht", warnte Steve noch einmal. „Stell dir nicht etwas vor, was nicht
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