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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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mehr dahinter.»
    Sie überlegten, was diese neue Information zu bedeuten hatte, aber sie kamen zu keinem Ergebnis. Immerhin musste der Täter mehr über seine Opfer gewusst haben, als sie bisher vermutet hatten. «Es ist wie bei einem Puzzle», sagte Marthaler. «Wir haben ein neues Teil, aber wir wissen noch nicht, wo es hingehört.»
    Dann wandte er sich erneut an Sven Liebmann: «Hast du Roland Lorenz gefragt, ob er eine Vorstellung hat, mit wem sich seine Frau gestern Mittag treffen wollte?»
    «Habe ich. Aber er hatte keine Ahnung. Er konnte sich das Ganze nicht erklären. Wenn es stimmt, was wir jetzt vermuten, dass seine Frau nicht nur als Kosmetikerin gearbeitet hat, dann wusste er jedenfalls nichts davon. Robert, ich schwöre dir, die beiden waren ein Ehepaar, das sich geliebt hat. Trotzdem glaube ich, dass wir auf der richtigen Spursind. Er hat nichts gewusst, aber vielleicht hat er es auch nicht wissen wollen.»
    «Hast du ihn nach den finanziellen Verhältnissen gefragt?»
    «Er hat als Ingenieur bei einer großen Baufirma gearbeitet. Das Unternehmen ist vor zwei Jahren in Konkurs gegangen. Es sind über tausend Leute entlassen worden, auch Roland Lorenz. Seine Arbeitslosigkeit hat ihn deprimiert, aber er schien sich keine Sorgen zu machen. Seine Frau habe gut verdient, sagte er. Mehr nicht.»
    «Du meinst, er hat vielleicht etwas geahnt?»
    «Das kann ich nicht einschätzen. Wenn es stimmt, was wir annehmen, wird es jedenfalls für ihn ein erneuter Schock sein, da bin ich mir sicher.»
    «Und was ist mit dem Sohn der beiden? Wie heißt er noch gleich?»
    «Johannes. Man hat ihn von der Schule freigestellt. Er ist bei seinen Großeltern in der Fränkischen Schweiz. Na ja, ihr könnt es euch denken. Es scheint dem Kleinen nicht sehr gut zu gehen.»
    «O Gott», sagte Manfred Petersen, der sich während der gesamten Sitzung noch nicht zu Wort gemeldet hatte. «Was für ein Mist. Was für ein gigantischer Mist. Ich brauche jetzt eine Pause. Und ich brauche dringend einen Schnaps.»
    Alle waren erschöpft. Sie beschlossen, ihre Besprechung für eine Viertelstunde zu unterbrechen. Als Marthaler das Haus verließ, um im Hof ein wenig frische Luft zu schnappen, traf er auf Kerstin Henschel, die sich gerade eine Zigarette ansteckte.
    «Du rauchst?», fragte er.
    «Ja. Nein. Ich höre bald wieder auf. Es ist nur im Moment alles ein bisschen viel.»
    «Was ist eigentlich mit Toller?»
    «Er hat sich krankgemeldet. Irgendwas mit dem Magen. Er hat behauptet, dass er morgen wieder da ist.»
    «Das meine ich nicht», sagte Marthaler. «Was ist mit Toller und dir? Ich habe den Eindruck, ihr beide geht euch aus dem Weg.»
    Kerstin Henschel machte eine wegwerfende Handbewegung. «Vergiss es!», sagte sie.
    «Was soll ich vergessen?»
    «Er hat mitbekommen, dass es zwischen Manfred und mir aus ist. Er hat versucht, mich anzumachen. Er hat es mit ein bisschen zu viel Nachdruck versucht. Das ist alles.»
    «Soll ich eingreifen?», fragte Marthaler. «Soll ich mit ihm reden?»
    «Nein, Robert. Ich bin ein großes, tapferes Mädchen. Ich bekomme das schon selbst auf die Reihe.»
    Ihm war ihr gereizter Unterton nicht entgangen. Er entschuldigte sich. Er sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Sie wandte sich ab.
    «Ich geh wieder rein», sagte er. «Wir machen bald Schluss für heute.»
    Sie nickte, ohne ihn anzusehen.
     
    Als sie wieder zusammensaßen, ergriff Marthaler noch einmal das Wort. Er gab wieder, was er vorhin von Thea Hollmann erfahren hatte. Dann nahmen sie sich den Bericht der Gerichtsmedizinerin vor und gingen ihn Punkt für Punkt durch. Die Dokumentation mit den Fotos vom Leichnam des Opfers überblätterten sie. Keiner wollte sich dem Anblick erneut aussetzen.
    «Wieder haben wir keinen Hinweis darauf, dass er die Frau sexuell missbraucht hat», sagte Manfred Petersen. «Er quält sie und er tötet sie. Wenn wir sie finden, sind sie halb entkleidet und bloßgestellt. Das alles ist hochgradig sexuell aufgeladen.Aber es gibt keine Spuren von Sperma. Mir ist das ein Rätsel.»
    «Und was schließt du daraus?»
    «Nichts. Ich kann nichts daraus schließen. Ich frage mich, ob der Täter vielleicht impotent ist.»
    «Ja», sagte Marthaler. «Daran habe ich auch schon gedacht. Vielleicht könnte das eine Erklärung sein.»
    «Ich möchte, dass du noch einmal wiederholst, was Thea Hollmann zu dir gesagt hat», bat Walter Schilling. «Nicht, was in ihrem Bericht steht, sondern das, was sie am Telefon zu dir über

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