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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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seine Opfer gezwungen, sich als Bräute zu verkleiden. Es ist Teil seiner Zeremonie.»
    «Wenn du mich fragst, hat der Kerl nicht mehr alle Tassen im Schrank», sagte Sabato.
    «Da hast du wohl Recht. Nur wüssten wir alle gerne, wie der Schrank aussieht, in dem diese Tassen fehlen.»
    «Hast du schon Kontakt zu dem Psychologen aufgenommen?»
    «Nein», sagte Marthaler, «dazu war noch keine Gelegenheit. Aber es wird das Nächste sein, was ich tue.»
     
    «Das Mädchen hat gerade angerufen», sagte Elvira. «Ich habe gefragt, ob ich dir etwas ausrichten kann, aber sie will es gleich nochmal versuchen.»
    Er hatte gerade die beiden Maisbrötchen ausgepackt und einen ersten Bissen genommen, als das Telefon läutete. Im selben Moment betrat Raimund Toller das Büro. Marthaler nahm den Hörer ab und gab Toller ein Zeichen, hereinzukommen und sich zu setzen.
    «Mara, bist du das?», fragte er.
    Es meldete sich niemand. Dann merkte er, dass am anderen Ende der Leitung jemand weinte.
    «Mara, was ist los? Hast du deinen Freund erreicht? Warum ruft er mich nicht an?»
    Sie schluchzte. Ihre Stimme war belegt, und sie sprach nur stockend. «Warum haben Sie mich belogen? Sie sind mir doch gefolgt.»
    «Wer ist dir gefolgt?»
    «Sie. Die Polizei. Sie waren bei Tobi. Ein Polizist war bei ihm und hat an seiner Tür geklingelt. Sie haben mir versprochen, dass mir niemand folgen wird.»
    «Mara, das muss ein Irrtum sein. Niemand ist dir gefolgt.»
    «Ich lüge nicht. Und Tobi lügt auch nicht. Die Polizei war bei ihm.»
    «Gut. Wer auch immer bei ihm war, das hat nichts mit uns zu tun. Wichtig ist nur, dass ich mit Tobi sprechen kann. Sag mir, wo ich ihn finde.»
    «Ich weiß nicht, was ich tun soll. Tobi will sich nicht mit Ihnen in Verbindung setzen. Und er wollte mir nicht sagen, wo er hinfährt. Vielleicht nach Mainz, hat er gesagt. Ich weiß nicht, was er dort macht. Er ist abgehauen. Er fährt irgendwo mit seinem Fahrrad herum. Er hat Angst. Und ich habe Angst um ihn.»
    «Aber er hat ein Handy dabei, stimmt’s?»
    «Ja.»
    «Dann gib mir seine Nummer. Ich werde selbst mit ihm sprechen. Er muss keine Angst haben. Ich verspreche dir, dass wir ihn schützen werden.»
    Mara zögerte. Aber Marthaler wollte sie nicht drängen. Sie hatte sich von selbst noch einmal bei ihm gemeldet, jetzt sollte sie auch von selbst den nächsten Schritt tun.
    «Ja», sagte sie noch einmal, dann diktierte sie ihm die Nummer von Tobis Mobiltelefon.
    Als Mara aufgelegt hatte, versuchte Marthaler sofort, den Jungen zu erreichen. Ohne Erfolg. Dann wandte er sich an Raimund Toller.
    «Haben wir die Möglichkeit, ein Handy zu orten?», fragte er.
    Toller schaute ihn an, als ob sein Vorgesetzter ihn auf den Arm nehmen wolle.
    «Ist das eine Prüfungsfrage? Willst du sehn, ob ich meine Hausaufgaben gemacht habe?»
    «Nein», sagte Marthaler, «die Frage ist ernst gemeint. Ich habe mich nie mit diesen Dingen beschäftigt. Also: Können wir herausfinden, wo sich der Besitzer eines Mobiltelefons befindet?»
    Toller grinste. «Kein Problem», sagte er. Offensichtlich genoss er es, seinen Vorgesetzten belehren zu können. «Entweder lokalisieren wir ihn über seine Nummer, oder wir können den IMS I-Catcher einsetzen. Das Ding passt in jeden PKW. Es gaukelt dem gesuchten Handy vor, dass es die nächstgelegene Basisstation sei. Das Telefon wählt sich automatisch dort ein, und schon haben wir alle Daten, die wir brauchen.»
    «Mara sagt, dass der Junge wahrscheinlich nach Mainz will. Wir wissen also ungefähr, wo er sich aufhält. Damit hätten wir wohl zur Not eine Chance, ihn zu finden?»
    «Ja. In einer Stadt, wo es mehr Basisstationen gibt als auf dem Land, funktioniert das reibungslos.»
    «Gut», sagte Marthaler. «Ich möchte nicht, dass wir schon davon Gebrauch machen, aber ich möchte, dass wir alle Vorbereitungen treffen. Ich möchte dich bitten, das zu übernehmen. Es könnte nötig sein, den Jungen schnell aufzuspüren. Ich habe ein ungutes Gefühl. Besorg uns bitte eine richterliche Genehmigung für die Überwachung. Und sieh zu, dass die Technik bereitsteht, wenn wir sie brauchen sollten.»
    Toller war aufgestanden und streckte ihm jetzt ein Blatt Papier entgegen.
    «Was ist das?», fragte Marthaler.
    «Mein Attest, die Bestätigung, dass ich gestern beim Arzt war.»
    Jetzt war es Marthaler, der grinste. «Dafür bin ich nicht auch noch zuständig. Gib den Zettel Elvira. Sie weiß, was damit zu tun ist.»
    Kaum war Toller wieder draußen, kamen

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