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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Mann in einem schwarzen Anzug kam auf ihn zu. «Es ist Schließzeit», sagte der Mann, «bitte verlassen Sie das Gotteshaus.» Tobi nickte, und der Mann ging weiter in Richtung einer Gruppe von Besuchern, denen er dasselbe mitteilen würde. Tobi versteckte sich hinter einer der Säulen, dann ließ er sich leise auf den Boden gleiten und legte sich unter eine Bank.
    Fünf Minuten später hörte er nur noch die Schritte des Kirchendieners, die in der Ferne des riesigen Gebäudes verhallten.
    Dann wurde die letzte Tür verriegelt.
    Tobi war alleine.
     
    Als er am Morgen aufwachte, fiel das erste Sonnenlicht durch die kleinen Glaskaros der hohen Fenster. Es war kalt geworden über Nacht. Der Winter war wieder da, zwei Tage früher, als es die Wettervorhersage angekündigt hatte. Tobi hatte unruhig geschlafen. Er fror und sein Rücken tat weh.
    An den Besuchern der Frühmesse vorbei verließ er den Dom. Vor dem Eingang lagen ein paar Obdachlose in ihren Schlafsäcken.
    Auf dem Markt bauten die Händler ihre Stände auf. Tobi ging zu dem Bauwagen, unter dem er sein Fahrrad und seinen Rucksack versteckt hatte. Beides fand er so vor, wie er es zurückgelassen hatte.
    Er suchte nach einer Bäckerei und kaufte sich von seinem letzten Geld eine Tasse Kaffee und ein Stück Streuselkuchen.
    Von dem Mann mit der Sonnenbrille war nichts zu sehen. Aber wenn er ihn hier gefunden hatte, würde er ihn überall finden. Tobi brauchte Hilfe.
    Er setzte sich auf sein rotes Rennrad und fuhr los.

ELF
    Auch am gestrigen Abend war es wieder spät geworden. Als Marthaler von seinem Besuch bei Rainer Hirschberg zurückgekehrt war, hatten sie noch lange am Mord-Tisch im Weißen Haus gesessen. Außer Toller, der sich erneut wegen seiner Magenschmerzen entschuldigt hatte, waren alle versammelt gewesen. Marthaler hatte berichtet, was er von dem Psychologen erfahren hatte. Er hatte versucht, seine Bedenken gegen Hirschberg vor den anderen zu verbergen. Als sie das Weiße Haus endlich verlassen hatten, war es bereits weit nach Mitternacht gewesen. Sie hatten verabredet, sich am nächsten Vormittag um 10   Uhr wieder zu treffen, um die Aufgaben für den Tag zu verteilen.
    Marthaler hatte gerade seine zweite Tasse doppelten Espresso getrunken, als er aus dem Hausflur ein Geräusch hörte. Er schaute auf die Uhr. Es war 9.20   Uhr. Er ging zu seiner Wohnungstür und legte das Ohr daran, um zu lauschen.
    Er öffnete die Tür und sah einen fremden Jungen mit einem Fahrrad, das an der Wand lehnte. Der Junge saß auf den Treppenstufen. Er sah Marthaler an.
    «Was machst du hier?»
    «Sie wollten mich anrufen.»
    Erst jetzt begriff Marthaler, wen er vor sich hatte. «Du bist Tobi, nicht wahr? Komm rein. Oder warte: Wir bringen erst dein Fahrrad in den Keller.»
    «Nein», erklärte Tobi, «das muss mit in die Wohnung.»
    Er ging dem Jungen voraus und führte ihn ins Wohnzimmer. Dort bat er ihn, sich zu setzen. «Was ist mit dir, du zitterst ja.»
    Der Junge nickte, aber er sagte nichts. Marthaler legte ihm eine Hand auf die Stirn.
    «Du hast Fieber, du bist erkältet.»
    Tobi zog seinen Kopf weg. «Ach was», sagte er.
    Marthaler ging in die Küche. Während er Teewasser aufsetzte, versuchte er das Gespräch mit dem Jungen in Gang zu bringen. «Ich habe gestern am späten Nachmittag versucht, dich anzurufen. Aber dein Handy war ausgeschaltet.»
    «Er hat mich gefunden», sagte der Junge. «Ich war in Mainz, trotzdem hat mich der Mann gefunden.»
    Marthaler brauchte eine Weile, bis er verstand, was der Junge meinte. Dann fasste er einen Entschluss.
    «Pass auf, ich muss kurz telefonieren. Dann unterhalten wir uns. Du hast alles richtig gemacht. Du bist jetzt in Sicherheit. Du kannst hier bleiben, solange du willst. Du kannst hier wohnen, bis wir den Mann geschnappt haben. Niemand wird dir etwas antun. Mara hat mir erzählt, dass dein Großvater krank ist. Wir werden uns um ihn kümmern.»
    «Es darf keiner erfahren, wo ich bin. Keiner!», sagte Tobi.
    «Gut», erwiderte Marthaler. «Ich verspreche es dir.»
    «Auch nicht die anderen Polizisten!»
    «Wenn du es möchtest, werde ich auch meinen Kollegen nichts erzählen. Aber es gibt einen Menschen, dem ich es erzählen muss. Das ist meine Frau, meine Freundin. Sie heißt Tereza. Sie muss es wissen.»
    Der Junge schaute ihn forschend an. Dann nickte er.
    Marthaler ging ins Schlafzimmer und wählte Kerstin Henschels Nummer.
    «Fangt ohne mich an», sagte er. «Ich werde mich ein wenig verspäten.» Einen

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