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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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fuhr Kerstin Henschel fort, «nun bewegen sich in solchen Foren durchaus nicht nur Männer. Wie wir alle wissen, hat sich die Konkurrenz auf dem Sexmarkt seit Öffnung der Grenzen erheblich verschärft. Also nutzen auch die Prostituierten ihre Chance, in einem solchen Forum genau ihre Zielgruppe ansprechen zu können. Sie schalten sich ein in die Diskussionen der Herren und plaudern munter über dies und jenes mit. Den Männern scheint das zu gefallen, und gelegentlich ergibt sich daraus dann ein persönlicher Kontakt.»
    «Und du meinst, Andrea Lorenz hat sich in einem solchen Forum bewegt? Sie hat dort Beiträge geschrieben und neue Kunden gewonnen?»
    «Ich meine das nicht nur; ich weiß es. Wir gehen jetzt zurück auf die Textseite, die sich vorhin bereits kurz geöffnet hatte. Und ich bitte dich zu lesen, was dort steht.»
    Die Seite auf dem Monitor war unterteilt in verschiedene Abschnitte. Zu jedem Text gehörte der Spitzname des Autors, ein Bild sowie die Uhrzeit, wann die Mitteilung abgeschickt wurde. Marthaler rückte ein Stück näher. Er begann zu lesen:
    KATER 6   :   28 «guten morgen, kingkong – heute schon in die zeitung gesehen? schrecklich, was da in den schwanheimer dünen passiert ist. schade um das mädel, sah hübsch aus. jedenfalls auf dem foto. andrea lorenz – kommt dir die dame bekannt vor? morgengruss kater»
    KINGKONG 6   :   39 «Nee, wieso? Sollte sie? Was machst du überhaupt so früh schon im Forum?»
    KATER 6   :   42 «muss heute nach münchen und dachte, ich schau mal kurz rein. hast du einen tipp dort? eine vierhändige massage käme mir am abend gerade recht. aber nicht zu teuer. sonst schau ich in den münchen-thread.»
    KINGKONG 6   :   45 «Mach das. Und viel Spass beim Jodeln.»
    KATER 20   :   01 «termin in münchen geplatzt. ganzen tag im büro gewesen. nochmal zu dem mord in frankfurt: habe eben in der hessenschau ein anderes foto der dame gesehen und mich dann an sie erinnert. hatte mal ein date mit ihr. jetzt rate, wer es ist!»
    KINGKONG 20   :   34 «Mach’s nicht so spannend!»
    KATER 20   :   41 «du kennst sie auch. jedenfalls hier aus dem forum. es ist unsere slowhand. sie hat eine ganze weile bei den (‹seitenspringern›) gewildert. da bin ich auf sie aufmerksam geworden. hat hier wohl einiges an kundschaft abgegriffen.»
    KINGKONG 20   :   44 «Und du hattest sie?»
    KATER 20   :   46 «ja. bei mir zu hause. ist acht, neun wochen her. war nicht meine kragenweite. außerdem zu teuer. aber ein paar andere casanovas waren wohl ganz zufrieden.»
    RUDILALALA 21   :   14 «Kann man wohl sagen!!! Meine Kragenweite war sie.»
    2YOUNG 21   :   21 «Meine auch! Üble Scheiße. Hoffentlich kriegen sie den Kerl bald.»
    Marthaler stöhnte auf. Er ließ sich gegen die Rückenlehne seines Stuhles fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen.
    «Ich versuche zu verstehen. Andrea Lorenz hat sich in diesem Casanova-Forum bewegt. Sie trug dort den Namen Slowhand. Sie hat Nachrichten mit Männern ausgetauscht. Mindestens drei dieser Männer geben an, sich mit ihr getroffen zu haben. Richtig?»
    «Richtig», sagte Kerstin Henschel.
    «Und die Nachrichten, die ich gerade eben gelesen habe, sind einen Tag nach dem Mord an Andrea Lorenz geschrieben worden?»
    «Wieder richtig.»
    «Was bedeutet es, sie habe bei den ‹Seitenspringern gewildert›?»
    «Die Seitenspringer sind Männer, die eine Vorliebe für verlobte oder verheiratete Frauen haben. Anscheinend verschafft es ihnen ein Gefühl der Überlegenheit, wenn es ihnen gelingt, eine Frau zu erobern, die an einen anderen Mann gebunden ist. Manche sind auch bereit, für dieses Überlegenheitsgefühl zu zahlen. Und es gibt Prostituierte, die sich auf solche Männer spezialisiert haben. Sie geben vor, unbefriedigte Ehefrauen zu sein und dringend einen Liebhaber zu benötigen.»
    «Und das hat Andrea Lorenz unter dem Namen Slowhand getan?»
    «Ja, aber am besten schaust du dir selbst an, wie sie vorgegangen ist. Es gibt einen eigenen Bereich mit dem Titel ‹Seitenspringer›. Dort war sie am aktivsten.»
    Marthaler schüttelte den Kopf. «Nein», sagte er, «ich mag nicht noch mehr davon lesen. Du kannst mir genauso gut berichten, was dort in etwa steht.»
    Kerstin Henschel lächelte. «Gut. Das Wesentliche haben wir bereits besprochen. Die Männer dort berichten sich gegenseitig von ihren Eroberungen. Sie prahlen gerne mit Einzelheiten. Und sie äußern ihre Wünsche. Andrea Lorenz

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