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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Franz aus der Eifel.»
    YOGAMONSTER 17   :   06 «Hallo, auch von mir. Desposada, hübscher Name, hübsches Foto. Ich lebe in der Nähe von Innsbruck. Schade, bisschen weit weg von dir. Ansonsten: allzeit bereit.»
    FRANKIE-OFF 17   :   09 «Dann sag ich auch mal guten Tag. Ich hoffe, du fühlst dich wohl bei uns. Komme aus Mannheim (gar nicht so weit weg!!!)»
    XXX-CLOUD 17   :   10 «Sei gegrüßt, Desposada! Hoffe, du kannst unsere Userin Slowhand würdig ersetzen. Kanntest du sie?»
    Kerstin schaute die anderen an. «Was meint ihr, sollen wir gleich antworten?»
    «Ja, natürlich», sagte Kai Döring. «Wir sollten das jetzt durchziehen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.»
    Kerstin begann zu tippen.
    DESPOSADA 17   :   14 «Dank für eure netten Willkommensgrüsse. Ja, ich kannte Slowhand. Nicht persönlich, aber hier aus dem Forum. Habe ihre Beiträge gerne gelesen. Hatte den Eindruck, dass wir Schwestern im Geiste waren. Wirklich traurig.»
    «So», sagte Marthaler, «mir reicht es. Ich halte das nicht länger aus. Ich werde ganz zappelig, wenn ich euch hier zuschaue. Es kommt mir vor, als würden wir uns in einem Wolfsgehege bewegen. Teilt euch in Schichten ein, und sagt mir umgehend Bescheid, wenn sich etwas tut. Habt ihr eigentlich in der letzten halben Stunde mal aus dem Fenster geschaut? Es schneit. Der Winter ist wieder da.»
     
    Marthaler klopfte den Schnee von seinen Schuhen. Er hatte die Post aus dem Briefkasten geholt und gerade den Schlüssel ins Schloss gesteckt, als seine Wohnungstür von innen geöffnet wurde. «Tereza!?»
    «Ich bin es. Selbstpersönlich!», sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. «Ich wollte, dass du keinen Schrecken kriegst.»
    «Das ist dir nicht gelungen», erwiderte er. «Hast du den Jungen   … Ich habe Besuch   …»
    «Ja», sagte sie. «Ich weiß. Tobi. Aber du hast noch mehr Besuch. Die ganze Haus ist voll.»
    Aus dem Wohnzimmer hörte Marthaler Stimmen und Musik. Es roch nach Essen.
    «Willst du mir   … erklären?»
    «Nein», sagte sie, «hast du selbst Augen zu gucken.»
    Zuerst sah er den kleinen alten Mann, der am Tisch saß und ihn anlächelte.
    «Das ist mein Großvater», sagte Tobi, der auf der Couch lag und in eine Decke eingewickelt war. Seine Augen sahen noch immer fiebrig aus, dennoch wirkte er weniger ängstlich als noch am Vormittag. An seinem Fußende hatte sich Mara platziert, und auch sie schaute Marthaler an, als müsse er sich darüber freuen, dass seine Wohnung auf so unerwartete Weise mit Leben gefüllt war.
    Er ging reihum und gab allen die Hand. Dann folgte er Tereza in die Küche. Sie berichtete, dass sie am Nachmittag gekommen sei, um ein paar Bücher abzuholen. Sowohl Tobi als auch sie seien zunächst erschrocken gewesen. Schließlich habe der Junge ihr alles erzählt. Sie habe sich kurz entschlossen in ein Taxi gesetzt und sei zu der Wohnung ins Gallus gefahren.
    «Und dann?», fragte Marthaler.
    «Mara war gerade bei Opi. Und dann habe ich alle eingeladen, mit uns zu essen. Ich koche uns eine dicke Topf Spaghetti mit Tomatensoße.»
    Tereza tat, als sei das alles die selbstverständlichste Sache der Welt. Und Marthaler merkte, dass sie sich wohl fühlte in ihrer neuen Rolle als Gastgeberin.
    «Wie geht es dem Jungen?», fragte er.
    «Er hat eine große Schnupfen, das ist alles.»
    «Und du hast eine große Herz», sagte Marthaler und versuchte, den Satz ein wenig ironisch klingen zu lassen.
    «Nein, ich habe eine große Hunger», erwiderte Tereza.
     
    «Was ist mit dem Mann?», fragte Tobi, als sie alle um den Tisch saßen und Tereza einem nach dem anderen eine Portion Nudeln auf den Teller packte. «Werden Sie ihn finden?»
    «Ja», sagte Marthaler, «wir werden ihn finden. Sehr bald sogar. Aber bis wir ihn haben, bleibt ihr bei uns. Du kannst weiter auf dem Sofa schlafen, und deinen Großvater legen wir ins Nebenzimmer. Und jetzt sprechen wir über etwas anderes, einverstanden?»
    Es war Tereza, die an diesem Abend mit den Geschichten aus ihrer Schulzeit das Gespräch bestimmte. Es war offensichtlich, dass die beiden Kinder sie in ihr Herz geschlossen hatten. Sie hingen an ihren Lippen und lachten, wenn sie wieder einmal ein falsches Wort verwendete und dadurch einen komischen Satz formulierte. Allerdings hatte Marthaler sie im Verdacht, dass sie manche Fehler absichtlich machte, um die Kinder aufzuheitern.
    Obwohl auch er die Stimmung genoss, hatte er doch Mühe, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren. Immer

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