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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Kriminalpolizist. Ich muss mit Ihnen sprechen.»
    Wieder herrschte Schweigen.
    «Ich bin krank», flüsterte die Frau nach einer Weile, «ich habe geschlafen.»
    «Hören Sie, bitte. Es geht um Gabriele Hasler. Ich bin in dreißig Minuten bei Ihnen. Ich werde versuchen, Sie nicht lange zu stören.»
    Niemand antwortete. Dann hörte Marthaler, dass an Stefanie Wolframs Wohnungstür mehrmals hintereinander geläutet wurde.
    «Sie bekommen Besuch», sagte er. «Sagen Sie mir nur, ob es Ihnen recht ist, wenn ich gleich bei Ihnen vorbeikomme.»
    Die Frau schwieg, aber er hörte sie atmen.
    Wieder war die Türklingel zu vernehmen, drei-, viermal kurz hintereinander.
    «Wollen Sie nicht öffnen?», fragte Marthaler. Er drückte den Hörer dicht an sein rechtes Ohr und hielt sich das linke zu, um es gegen den Lärm der Raststätte abzuschirmen.
    «Ich habe Fieber», sagte die Frau.
    Plötzlich hörte Marthaler ein lautes Geräusch durchs Telefon. Ein Wummern, als ob jemand mit schweren Stiefeln gegen die Tür trat.
    Die Frau begann zu schreien: «Hilfe! Helfen Sie mir, jemand dringt in das Haus ein. Ich werde überfallen. Holen Sie Hilfe!»
    Dann splitterte Holz, kurz darauf ein lautes Krachen. Marthalerwusste, was das zu bedeuten hatte. Jemand hatte die Tür aufgebrochen.
    Die Frau schrie voller Panik. Ihre Stimme überschlug sich. Marthaler wollte etwas sagen, aber jetzt merkte er, dass sie das Telefon hatte fallen lassen. Es schien, als ob sie in ein anderes Zimmer geflohen war.
    Dann wurde ein Schuss abgegeben.
    Er war sich sicher, dass es ein Schuss gewesen war. Einen Moment lang herrschte vollkommene Stille auf der anderen Seite.
    «Ich komme», rief Marthaler. «Ich hole Hilfe!» Aber er war überzeugt, dass es dafür bereits zu spät war, dass seine Worte niemanden mehr beruhigen konnten.
    Kurz darauf hörte er einen weiteren Schuss. Er merkte, wie sein ganzer Körper in Aufruhr geriet. Selten zuvor hatte er sich so machtlos gefühlt. Er war der Ohrenzeuge eines Verbrechens geworden und hatte nichts tun können.
    Er horchte noch immer angestrengt in den Hörer hinein. Aber nichts geschah mehr. Wenige Sekunden später war die Leitung tot. Jemand hatte die Verbindung unterbrochen.
    Fieberhaft überlegte Marthaler, was zu tun war. Er versuchte, sich zur Ruhe zu zwingen. Dann wählte er Elviras Nummer. Sie nahm nach dem zweiten Klingeln ab.
    «Es hat einen bewaffneten Überfall gegeben», sagte er. «In Darmstadt. Sag den Kollegen dort sofort Bescheid. Höchste Alarmstufe! Es muss ein Notarzt kommen.»
    Er gab ihr den Namen und die Adresse von Stefanie Wolfram. Dann setzte er sich in den Wagen und fuhr los.
     
    Fünfundzwanzig Minuten später kam er am Tatort an. Das kleine Einfamilienhaus lag in einer Sackgasse am Hang. Vor dem Grundstück parkten zwei Streifenwagen. Auf dem Bürgersteig hatte sich bereits eine Gruppe Schaulustiger eingefunden.Der Notarztwagen stand mit eingeschaltetem Blaulicht und geöffneten Hecktüren vor der Garageneinfahrt.
    Marthaler stellte den Daimler zwanzig Meter weiter entfernt an den Straßenrand. Als er ausstieg, wurde im Erdgeschoss eines nahe gelegenen Hauses ein Fenster geöffnet. Ein Mann, der einen Langhaardackel auf dem Arm hielt, schaute heraus und rief ihm etwas zu. Marthaler hatte ihn nicht verstanden.
    «Ich habe gesagt: Hier können Sie aber nicht parken, junger Mann.»
    Marthaler schaute den Mann fassungslos an. Für einen Moment kam ihm der Ausdruck «Dackelbesitzer» wie das schlimmste denkbare Schimpfwort vor. Dann schüttelte er nur den Kopf. Ohne etwas zu sagen, wandte er sich ab und ging auf das Haus von Stefanie Wolfram zu. Als einer der Polizisten ihn aufhalten wollte, zeigte er seinen Dienstausweis. Der Uniformierte winkte ihn durch.
    Marthaler sah, dass man die Haustür nicht aufgebrochen, sondern aufgetreten hatte. Das Holzfutter war in Höhe des Griffs nach innen weggebrochen. Durch das entstandene Loch hatte der Täter einfach hindurchgreifen und die Klinke drücken können.
    Im Hausflur kam ihm ein junger Sanitäter mit einem Behandlungskoffer entgegen. Der Mann war blass.
    «Zu spät?», fragte Marthaler. Aber er kannte die Antwort bereits. Der Sanitäter nickte und drückte sich wortlos an ihm vorbei.
    «Verdammt nochmal, wer sind Sie? Was haben Sie hier zu suchen?»
    Erschrocken drehte sich Marthaler um. Hinter ihm stand ein kleiner, korpulenter Mann in einem viel zu engen, zerschlissenen Wollmantel. Sein runder, fast kahler Kopf war vor Zorn gerötet. Fast

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