Die Braut von Rosecliff
das kle i ne Mädchen im Wald. Du hast es beauftragt, deinen Onkel zu informieren!«
Josselyn versuchte nicht, es abzustreiten. »Ich konn te nicht u n tätig bleiben, während du unser Land raubst und mich gegen meinen Willen mit deinem Bruder verkuppeln willst! Ja, ich habe Rhonwen gebe ten, meinem Onkel zu sagen, dass er Jasper entführen soll, so wie du mich entführt hast!«
»Und dein Onkel hat Owain mit dieser Aufgabe betraut.«
»Ich weiß nicht, welche Vereinbarungen sie unter einander g e troffen haben.«
Rand wusste natürlich, dass sie ihm keine Loyalität schuldig war, aber nichtsdestotrotz fühlte er sich betrogen und verraten. Doch das würde er niemals zugeben, denn dann würde sie noch mehr triumphie ren. Allerdings deutete nichts in ihrem Verhalten dar auf hin, dass sie triumphierte. Ganz im Gege n teil…
»Warum genießt du den Sieg deines Verlobten über meinen Bruder nicht von ganzem Herzen?«
Sie schaute weg.
Etwas stimmte nicht. Ihre Reaktion ergab über haupt keinen Sinn. »Möchtest du nicht gegen Jasper ausgetauscht werden? Möchtest du nicht zu deinem geliebten Owain zurückkehren?«
Es blieb Rand nicht verborgen, dass sie bei der Er wähnung ihres Verlobten erschauderte, und das er füllte ihn mit Genu g tuung. »Du brauchst ihn nicht zu heiraten, Josselyn, wenn du nicht willst.«
»Meinst du Owain oder Jasper?«
»Owain«, antwortete er nach kurzem Zögern.
»Und was ist mit deinem Bruder?«
Rand stieß langsam den Atem aus. »Ich werde dich nicht zwingen, ihn zu heiraten.«
»Du würdest mir also erlauben, meinen Ehemann selbst au s zuwählen?«
»Ich kann nicht zulassen, dass du jemanden heira test, der de i ne Familie im Kampf gegen mich unter stützen würde. Das musst du doch verstehen.«
»Dann soll ich also ledig bleiben? Du wirst mir nicht erla u ben, einen Waliser zu heiraten, und ich werde niemals einwilligen, einen deiner Engländer zu heir a ten.«
Dann hätte er sie ganz für sich allein, schoss Rand durch den Kopf. Doch jetzt war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für solche Fantasien. Er musste an Jasper denken. »Was hat Newlin sonst noch gesagt?«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
»Ich will erst wissen, was jetzt mit meinem Bruder geschieht.«
»Newlin… Newlin befürchtet, dass Owain… dass er Jasper foltern wird«, stammelte Josselyn.
Rand kochte vor ohnmächtiger Wut, konnte sich kaum noch beherrschen. »Ist es Owain völlig egal, was ich dann mit me i ner Geisel anstelle?« Er ging auf Josselyn zu. »Oder glaubt er etwa, dass ich keine Ver geltung üben werde, nur weil du eine Frau bist?«
Dicht vor ihr blieb er drohend stehen. Sie war klein und zart, sie konnte sich nicht gegen ihn wehren, wenn er beschloss, sie zu bestrafen. Und er wollte sie bestrafen, denn sie hatte ihn von Anfang an getäuscht und zum Narren gehalten. Sie hatte ihn um den klei nen Finger gewickelt, und er war so verrückt nach ihr gewesen, dass sein gesunder Menschenverstand da runter litt…
Und jetzt würde Jasper darunter zu leiden haben!
Andererseits war im Krieg jedes Mittel erlaubt, und sie fühlte sich nun einmal verpflichtet, ihrem Volk zu helfen. Jeder Soldat versuchte die Schwächen seines Gegners auszunutzen. Genau das hatte Josselyn getan, und es war seine eigene Schuld, dass er ihre Taktik nicht durchschaut hatte. Sogar jetzt, da Ja s per durch ihre Schuld in Lebensgefahr schwebte, fühlte er sich unwiderstehlich zu ihr hingezogen, obwohl er sie gleichze i tig hasste.
Josselyn las die widerstreitenden Gefühle, die in ihm tobten, an seinem Gesicht ab. Begreifst du jetzt, was man durchmacht, wenn ein geliebter Mensch geraubt wird? Diesen Qualen hast du meinen Onkel und meine Tante ausgesetzt. Trotzdem konnte sie keine Genugtu ung empfinden.
»Ich hoffe, dass mein Onkel Owain daran hindern wird, de i nem Bruder etwas zu Leide zu tun.«
Rand schnitt eine Grimasse. »Das glaubst du doch selbst nicht! Dir graut vor diesem Mann, das habe ich vorhin bemerkt, als ich nur seinen Namen erwähnte. Sag mir die Wahrheit, Jo s selyn – wird er Jasper tö ten?«
»Ich… ich glaube nicht«, stammelte sie und fügte ehrlich hi n zu: »Er wird nicht den Zorn meines Onkels riskieren wollen, solltest du aus Rache mich umbrin gen.«
»Aber er wird ihn foltern?«
Sie erschauderte wieder. »Das halte ich für sehr wahrschei n lich.«
Ein gefährliches Feuer glühte in seinen dunklen Augen und rief ihr ins Gedächtnis, dass dieser charmante Mann, der sie
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