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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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uns daran.«
    »Doch! Alles hindert uns daran, denn ich bin deine Geisel, und du bist mein Feind!«
    Rand fluchte leise vor sich hin. »Ich könnte dich mit Gewalt nehmen.«
    »Nein!«
    Er schaute ihr tief in die Augen. »Ich könnte dich aber auch verführen.«
    »Ich weiß…«, gab sie kaum hörbar zu.
    Hätte er sie jetzt geküsst – sie wäre ihm erlegen.
    Doch er verzichtete darauf, sie zu verführen, und eigentlich hätte sie froh darüber sein müssen, dass er sie nicht weiter bedrängte, sondern sich frustriert neben ihr auf die Matratze fa l len ließ. Sie hätte erleichtert sein müssen, aber statt dessen war ihr nach Weinen zumute.
    »Befreist du mich von diesen Handschellen?«, brachte sie mit gepresster Stimme hervor.
    Rand erfüllte ihr schweigend diesen Wunsch, er zog sich schweigend an, verließ schweigend sein Quartier und verri e gelte die Tür. Josselyn stand auf, sobald er gegangen war, und wusch sich mit kaltem Wasser. Ein neuer Tag lag vor ihr, und sie konnte nur hoffen, dass er erträglicher als der vorangega n gene sein würde.
    Sie hätte niemals einen Fuß ins Lager der Engländer setzen dü r fen. Sie hätte sich niemals bereit erklären dürfen, Rand Sprachunterricht zu geben. Hätte sie sich in ihr Schicksal e r geben und Owain geheiratet, wäre sie jetzt nicht in dieser schrecklichen Lage.
    Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Nein, sie wollte nicht Owains Frau werden, sie könnte es nicht ertragen, mit ihm das Bett zu teilen. Er würde ihr niemals jene Lust besch e ren können, die sie mit Rand erlebt hatte.
    »Verdammt, warum muss er Engländer sein?«, murmelte sie unglücklich vor sich hin. Doch das war nicht einmal das größte Problem. Viel schlimmer war die Tatsache, dass Rand zwar eine Ehe zwischen ihr und seinem Bruder wünschte, sie aber selbst nicht heiraten wollte. Und ihn konnte niemand dazu zwin gen.
    Folglich würde sie diesen Jasper heiraten müssen es sei denn, ihr Onkel setzte ihren Plan in die Tat um. Aber würde es ihm gelingen?
    Sie wartete den ganzen Tag vergeblich auf irgend welche Neuigkeiten. Das Essen, das ihr einer von Odos Küchengehi l fen brachte, war nicht dazu ange tan, ihre Stimmung zu heben: zerkochter Aal und zähes Brot. Immerhin erhielt sie endlich ein Bündel mit den Sachen, die ihre Tante für sie zusammeng e sucht hatte. Es war nicht zu übersehen, dass jemand darin herumgewühlt hatte, bevor es ihr ausgehändigt wurde – eine Ma ß nahme, die aus Sicht der Engländer notwendig war, wie Josselyn zugeben musste, die sie aber trotzdem erbitterte.
    Rand ließ sich nicht blicken, weder an diesem noch am näch s ten Tag. Dann endlich erfuhr sie etwas über das Schicksal se i nes Bruders, nicht von ihm selbst, sondern von einem unerwa r teten Besucher.
     

18
    Es war Horace, der die Tür aufschloss und Newlin einließ, wobei er darauf bedacht war, dem verkrüp pelten Barden nicht zu nahe zu kommen, der ihm Angst einflößte. Josselyn war selig, endlich wieder einen Landsmann zu sehen, nach zwei T a gen Einsam keit mit jemandem reden zu können.
    Auch Newlin schien sich über das Wiedersehen zu freuen. »Wirst du gut behandelt?«, fragte er, humpel te um sie herum und musterte sie aufmerksam.
    »Einigermaßen… Nur das Essen ist miserabel«, fügte sie auf Englisch hinzu, an die Adresse von Hor ace gewandt.
    »Das ist Eure eigene Schuld«, knurrte der Wachpos ten und warf die Tür laut zu.
    »Meine Schuld? Meine Schuld?« Josselyn warf die Hände in die Luft. »Wie können diese Engländer erwarten, dass ihre Gefangenen für sie schuften und ihnen köstliche Mahlzeiten vorsetzen, damit die Arbeiter zufrieden sind und ihre scheußl i chen Mau ern besonders schnell errichten? Sie sind allesamt ve r rückt, allen voran ihr Anführer!« Nach kurzer Pause fügte sie leise hinzu: »Und sie machen mich verrückt!«
    »Es ist die Trennung von deiner Familie, die dich quält«, kommentierte Newlin.
    »Natürlich!«
    »Und es bedrückt dich, in diesem Raum eingesperrt zu sein, weil du daran gewöhnt bist, durch Feld und Wald zu streifen, die Klippen zu erklimmen und dir den Wind um die Nase w e hen zu lassen.«
    »O ja, das vermisse ich schrecklich!«
    »Und die Abwesenheit des Engländers macht alles noch viel schlimmer.«
    »Ja… Nein… Nein!«, korrigierte sie sich hastig, aber es war unmöglich, Newlin zu belügen. Er durch schaute sie mühelos, und sie stieß einen schweren Seufzer aus, kehrte ihm den R ü cken zu und lief im Raum auf und ab.

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