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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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die Segnungen des Wissens, der Sprache, des Schreibens und des Rechnens angedeihen lassen – ich kenne die Medizin, die Jagd, alle Fertigkeiten, die man braucht, um zu überleben! Das können wenige Männer von sich behaupten, von Frauen ganz zu schweigen. Und niemals hat er versucht, mir seine Überzeugungen aufzuzwingen. Aber ich weiß, er sehnt sich danach, daß ich sie teile – ich sehe es manchmal an seinem Ausdruck; ihn umgibt eine Einsamkeit, die kein Mensch erdulden müssen sollte. «
    Sehr leise sagte Karle: » Er hat viel verloren. «
    » Er hat alles verloren und zuletzt noch den Rest, woran ihm lag – um mich zu retten. «
    Als sie diese Worte aussprach, begriff Karle, daß er diesen Vater tatsächlich würde akzeptieren müssen, um sich die Tochter zu erhalten. » Ich schwöre, daß ich alles Nötige veranlassen werde, damit ihr nie wieder getrennt werdet. «
    » Wenn wir zusammenbleiben wollen, wirst du deinen Frieden mit ihm schließen müssen. «
    » Dann wird das auch geschehen. «
     
    D och der Mann, dem diese Worte galten, hatte keinen Seelenfrieden, denn noch immer rumorten in ihm die Ereignisse des Abends. Der aufgeschlossene junge Chaucer, der vielleicht, ohne es zu wissen, der Schlüssel zu seiner Flucht werden könnte; das unerwartete Wiedersehen mit Karle; die wunderbare Nachricht von Kates Wohlergehen und Karles verwirrende Behauptung, Kate habe ihn irgendwie » ausgesucht «. Natürlich gab es nur eine Art, auf die ei n M ädchen einen Mann wählte – der bloße Gedanke daran loderte in ihm und verzehrte seine neuerliche Zuversicht.
    All das war zu verwirrend, überstieg das Verständnis des einfältigen Mannes, für den er sich mittlerweile hielt. Doch verstehen mußte er es, denn er wollte de Chauliacs Kontrolle – koste es, was es wolle – entrinnen. In dem spanischen Kloster, so erinnerte er sich aus der Ferne, war es wenigstens sicher gewesen, daß seine Häscher ihn tot sehen wollten. De Chauliac erlegte ihm die Folter schlimmster Ungewißheit auf. Er haßte es, sein unfreiwilliger intellektueller Komplize, Spielzeug seines Geistes zu sein. Verdammt sei dieser Schurke; unter besseren Umständen würde sein Intellekt ihn zu einem allgemein willkommenen Gefährten machen.
    Im Licht einer einzelnen Kerze starrte er auf Abrahams Manuskript und fragte sich, ob er je wieder dasselbe dafür empfinden könnte. Dieser Flamel schien es zu begehren, wie ein Mann eine Frau begehrt – als könne sein Besitz ihn für irgendein großes, enttäuschendes Versagen entschädigen. Nachdem der schmierige Alchimist die Seiten berührt und ihre Geheimnisse gesehen hatte, gab es für Alejandro das Gefühl nicht mehr, das Buch gehöre wirklich ihm.
    Narr! schalt er sich selbst. Es gehört dem Volk, zu dessen Unterweisung es geschrieben wurde. Jetzt war es seine Pflicht, dafür zu sorgen, daß dieses Volk diese Unterweisung erhielt.
    Plötzlich hörte er ein leises Klopfen. De Chauliac persönlich trat ein. Die formelle Gesellschaftskleidung war verschwunden; jetzt trug der elegante Franzose ein leichtes Gewand aus feinster indigoblauer Seide. Ihre Blicke begegneten sich, und für einen Moment spürte Alejandro de Chauliacs neugieriges Forschen; es schien, als versuche der Leibhaftige selbst, in seine Seele zu schauen. Er wandte den Blick ab, was de Chauliac zwang, etwas zu sagen.
    » Es war ein schöner Abend, nicht wahr? «
    » Er war interessant , das gebe ich zu. Aber warum, in Gottes Namen, habt Ihr Lord Lionel eingeladen? «
    » Was haben meine Gründe mit Euch zu tun? «
    » Er hätte kommen können. «
    De Chauliac lächelte. » Ich nehme an, es war die potentielle Gefahr, die mich dazu veranlaßt hat – daß ich sehen wollte, wie Ihr reagieren würdet. Es machte mir Vergnügen, wie Ihr Euch aus Furcht , erkannt zu werden, gewunden habt. Aber alles ist gut ausgegangen, oder? Ihr habt die Gesellschaft dieses jungen Pagen anscheinend sehr genossen. Lionel war noch ein Kind, während Eurer Zeit bei Hofe, und hat sich nicht darum gekümmert, was die Älteren trieben. « Er grunzte zynisch. » Und ein Kind ist er geblieben! Jedenfalls läßt er sich so kindisch gehen, daß es ihm gelungen ist, sich die Gicht zuzuziehen. «
    Alejandro setzte sich gerader auf. Das ist meine Chance, das nächste Samenkorn in die Erde zu senken. » Ich würde ihn gern untersuchen, wenn Ihr meint, er würde mich nicht erkennen. «
    De Chauliac zog überrascht die Augenbrauen hoch. » Wozu in aller Welt? «
    » Weil er,

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