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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Schaden kommst, ganz gleich, welcher Vorteil auch für mich dabei herausspränge. «
    Sie wandte das Gesicht ab, aber er drehte es wieder zu sich her.
    » Bitte « , beschwor er sie. » Siehst du denn nicht, daß ich dich liebe? Ich flehe dich an, vertraue mir! Wenn wir jemals zusammenleben wollen, muß ich wissen, wer du bist. «
    Sie zog seine Hände von ihren Wangen und legte sie sanft in ihren Schoß. Dann richtete sie sich auf und sah ihm direkt in die Augen. » Du mußt mir versprechen, niemandem zu sagen, was ich dir nun mitteilen werde. «
    » Aber das habe ich doch gerade versprochen. Zweifle nie an meiner Aufrichtigkeit! «
    » Karle, dieses Wissen kann gefährlich werden. «
    » Das Risiko nehme ich auf mich. «
    Nochmals atmete sie tief durch. » Wenn es zu einer Belastung werden sollte, mußt du dich daran erinnern, daß ich dich gewarnt habe. Und daß du akzeptiert hast … «
    » Jawohl! Akzeptiert! Und jetzt sprich weiter, bei der Liebe zur Heiligen Jungfrau! «
    » Nun denn «, seufzte sie müde. » Was weißt du über die englische Königsfamilie? «
    » Nicht mehr, als jeder einfache Mann wissen muß. «
    » Ich fürchte, bald wirst du mehr wissen, als dir lieb sein wird. «
    Seine Verwirrung schien echt. » Aber was hat das mit dir zu tun? «
    » Alles. Weißt du, Karle, ich bin … ich … «
    Sie mußte ihre Tränen unterdrücken und verstummte, unfähig, weiterzusprechen.
    » Ja? « drängte er. » Sag es mir! «
    Plötzlich platzte sie damit heraus, es gab keinen Aufschub mehr.
    » Ich bin nicht pères Kind. «
    » Heiliger Strohsack! « rief er. » Ebenso könntest du behaupten, der Himmel sei blau! Jeder Narr erkennt das doch auf den ersten Blick. Wessen Kind bist du denn? «
    » Ich … ich bin … eine illegitime Tochter von König Edward. «
    Unwillkürlich sog er die Luft ein. » Mon Dieu! « Er bekreuzigte sich.
    » Meine Mutter war eine der Hofdamen von Königin Philippa. Père wurde während der Großen Pest als Arzt an Edwards Hof geschickt, von de Chauliac persönlich. So kreuzten sich unsere Wege das erste Mal. «
    Karle riß schockiert den Mund auf. Als er sich wieder gefaßt hatte, sagte er: » Eine Prinzessin? Du bist eine Prinzessin von England? «
    » Nein! Du verstehst nicht! Ich bin nichts. Nichts. Ein Bastard, verachtet von allen, die irgend etwas mit mir zu tun hatten. In sehr zartem Alter wurde ich von meiner Mutter getrennt und in den Haushalt meiner Stiefschwester Isabella geschickt, die die wahre Tochter meines Vaters und seiner Königin ist. Ich war kaum mehr als eine Sklavin für sie; einzig meine Kinderfrau ging freundlich mit mir um. Gott segne sie, und sollte sie verstorben sein, so möge der Himmel sie aufnehmen. Und eine der Hofdamen meiner Stiefschwester, Adele! Sie war mir mehr Schwester als Isabella. Die Königin, der König und all meine königlichen Brüder und Schwestern haben mich behandelt wie kalte Asche aus dem Herd! «
    » Was ist mit deiner Mutter? Konnte sie nichts für dich tun? «
    » Die Königin verbot es. Das war ihre Rache an meiner Mutter, weil sie dem König gestattet hat, sie in sein Bett zu nehmen – obwohl ich nicht verstehe, wie sie dem hätte entgehen können. Und dann, ich war erst sieben, wurde sie von der Pest dahingerafft. «
    » Das hast du mir erzählt. Mon Dieu « , wiederholte er mit offenem Mund, » das ist wirklich eine außergewöhnliche Geschichte. Niemals hätte ich so etwas erwartet … «
    » Das Erstaunlichste ist, daß ich noch am Leben bin und dir davon erzählen kann! « Sie zögerte einen Moment und insistierte:
    » Jetzt muß ich dich noch einmal um das Versprechen der Verschwiegenheit bitten, sonst kann ich nicht weiter berichten. «
    » Du hast es – aber kann denn noch Unerhörteres kommen? «
    » Vielleicht wirst du es so sehen, oder auch nicht. « Sie atmete tief ein und sagte dann schnell: » Père ist ein Jude. «
    Schockiertes Schweigen. Dann flüsterte er: » Das kann nicht stimmen. Ich würde es wissen. «
    » Wieso? «
    » Ich hätte es an seinem … Verhalten … erkannt. Und er weist keines der Merkmale eines Juden auf. «
    » Doch – eine Narbe! Auf der Brust. Ein kreisförmiges Brandzeichen. «
    Als er sich an die erste Nacht in jener Hütte erinnerte, fiel ihm ein, daß er die seltsame Narbe bei dem Mann eher für eine überwundene Krankheit gehalten hatte. Doch zu der Zeit wirbelte ihm zuviel anderes durch den Kopf, als daß er weiter darüber nachdachte; seine Männer starben, er selbst war auf

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