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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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immer. Soweit ich weiß, war es im Norden. Nein, wartet – vielleicht war es auch im Süden. « Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. » Mein Gedächtnis für solche Details läßt leider zu wünschen übrig. «
    Flamel sah de Chauliac an und dann wieder Alejandro. Sein Gesicht glühte vor unverhohlener Erregung.
    » Ich habe sehr lange Zeit nach diesem Band gesucht. Unter den Mitgliedern meines Berufsstandes gab es Gerüchte von seiner Existenz, aber niemand hatte ihn je gesehen. Ihr habt der Welt einen bemerkenswerten Dienst erwiesen, indem Ihr ihn aufgespürt habt. Sagt mir, hat der Apotheker berichtet, wie er an das Manuskript gelangt ist? «
    » Ich habe den Mann nicht gefragt, und er hat keine Erklärung abgegeben. Aber man kann wohl mit einiger Sicherheit annehmen, daß er es einem Juden abkaufte. Vielleicht stammt es aus den Plünderungen in Straßburg. Oder er hat es auch von einem Flüchtling erhalten. «
    » Gott sei Dank sind nur wenige entkommen … «
    » Einer würde schon genügen «, sagte Alejandro bitter.
    Ehe das Gespräch noch unangenehmer werden konnte, griff de Chauliac ein. » Ich sehe, Eure Übersetzung schreitet gut voran. «
    » In der Tat – trotzdem ist noch viel zu tun. «
    Flamel sagte: » Ich sah an Eurer Schrift, daß Ihr gerade mit den Seiten begonnen habt, auf denen die Anweisungen für die Metallumwandlung stehen. Es wäre eine große Ehre, wenn Ihr mir unverzüglich von Euren Fortschritten berichten würdet. Vielleicht kann ich Euch auch eine Hilfe sein, denn ich kenne den Sinn vieler Symbole, die sich in der Handschrift befinden. «
    » Nun, das scheint mir eine wundervolle Idee! « schwärmte de Chauliac.
    Und Alejandro wurde klar, daß im Grunde schon alles vereinbart worden war, als sie oben in seiner Kammer waren. Er fragte sich, wie de Chauliac wohl die Gitter an seinem Fenster erklärt hatte. Oder ob sie dem Alchimisten überhaupt aufgefallen waren …
    Das Fest endete, und die Gäste verabschiedeten sich nach und nach. Karle war Marcel schon aus der Tür gefolgt und hatte Alejandro mit der beklemmenden Angst zurückgelassen, er werde vielleicht nie wiederkehren. Der dicke und zwielichtige Alchimist dagegen hatte zum großen Bedauern des Juden seine Rückkehr fest und wortreich versprochen.
    Jetzt brach der Page Geoffrey Chaucer auf. Alejandro nahm ihn kurz beiseite und flüsterte: » Vergeßt nicht, mit Eurem Herrn zu sprechen. Sagt ihm, daß es mich sehr danach verlangt, ihn von seinen Nöten zu befreien. «
    Chaucer zwinkerte verschwörerisch sein Einverständnis und sagte: » Ihr werdet bald von mir hören. Darauf könnt Ihr Euch verlassen. «
    Dann ging der junge Mann zu de Chauliac und bat um einen kurzen Brief, der sein langes Ausbleiben erklärte. Er bekam ihn bald darauf und machte sich froh auf den Weg, ein junger Mensch, der alle Köstlichkeiten des Lebens noch vor sich hatte. Wehmütig sah Alejandro ihm nach, als er im Hof verschwand. Seine Abenteuerlust und sein Wissensdurst erinnerten den gefangenen Juden an seine eigene, freiere Jugend, bevor er auf seinem Weg gestrauchelt war.
    Doch die Liebe des Jungen zum Englischen war etwas besorgniserregend. Allerdings konnte sich Alejandro jetzt nicht damit befassen. Und letztlich, das wußte er, würde ein so junger Mensch sich nicht aufhalten lassen, ganz gleich, was die Welt von seiner Muttersprache hielt.
     
    A uf dem Strohlager in ihrer kleinen Dachkammer zitterte Kate in Guillaume Karles Armen, und obwohl die Nacht warm war, fröstelte sie vor Entsetzen.
    » Aber warum können wir nicht jetzt gehen? «
    » Er hat ausdrücklich gesagt, morgen. «
    » De Chauliac! « stöhnte sie kläglich. » Wer hätte das gedacht? «
    Er schnaufte vorwurfsvoll. » Wenn ich deine Geschichte kennen würde, könnte ich vielleicht die Bedeutung ihrer Begegnung begreifen; aber du hast mir die Geheimnisse deiner Vergangenheit ja nicht verraten. «
    Sie schloß fest die Augen und verstummte.
    » Kate, bitte, du mußt mir diese Hintergründe enthüllen. Es ist gefährlich, wenn ich nicht Bescheid weiß. «
    Widerstrebend öffnete sie die Augen und suchte seinen Blick.
    » Er hat dir also nichts gesagt? «
    » Nein – aber er hat mich gefragt, ob du mir etwas gesagt hättest. «
    Sanft nahm er ihr Gesicht in beide Hände und schaute ihr tief in die Augen. » Ich werde dich nicht verraten « gelobte er. » Mein Verlangen nach dir verbietet es; und selbst ohne das bin ich ein Mann von Ehre. Niemals dulde ich es, daß du zu

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