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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Wochenende ist und ich nach den Tagen der Verdrängung jetzt zusehen darf, wie ich auch noch das Wochenende überstehe.
    Und dann ist da noch etwas anderes. Die Zahnschmerzen sind heute Abend gar nicht einmal mein Hauptproblem.
    Der Tino ist nämlich wieder hier. Zwei ganze Wochen hat er sich nicht blicken lassen, und jetzt hockt er plötzlich da, abermals am Stammtisch und in exakt derselben Runde, die schon das letzte Mal da gewesen ist.
    Was daran jetzt so furchtbar ist?
    Eigentlich nichts. Ich meine, hin und wieder guckt er sogar zu mir herüber! Aber jedes Mal, wenn ich irgendetwas an seinem Tisch zu tun habe, bin ich angespannt, irgendwie steif, und bekomme kaum mehr als » Was darf’s sein«, » Bitte sehr« und » Gern« über die Lippen. Ausgerechnet ich, die Fanny Ambach. Die mit der Verve, dem Esprit und dem riesigen Herzen.
    Na ja, und das Zahnweh macht die Sache natürlich auch nicht leichter.
    Da hinten sitzt er, und ich steh hier und versuche, mir nichts anmerken zu lassen, meine Zahnschmerzen nicht und meine Anspannung auch nicht. Ich komme fast um vor lauter Mühe, so zu tun, als sei nichts.
    Jetzt zum Beispiel. Ich poliere ein Glas, aber ich bekomme es beim besten Willen nicht hin, es einfach nur zu polieren. Ich bemühe mich, anmutig zu wirken, sinnlich und verführerisch, was dadurch erschwert wird, dass ich mich die ganze Zeit beherrschen muss, den Mund nicht zu verziehen. Ich versuche so angestrengt, ein entspanntes, versonnenes Gesicht zu machen, dass ich es erst gar nicht bemerke, als plötzlich der Quirin neben mir steht.
    » Ist dir schlecht?«, fragt er.
    » Was? Nein! Wieso?« Ich bewege das Geschirrtuch ein bisschen schneller.
    » Du siehst aus, als würdest du dich gleich übergeben!«
    Er lacht laut. Blöder Idiot. Er lacht tatsächlich über mich.
    » Ich hab bloß über was nachgedacht«, lüge ich.
    » Was? Wie man bei lebendigem Leibe einen Rentner zersägt?«
    » Mann! Natürlich nicht! Ich hab nur …«
    Ich stammle irgendwas über die Qualität der Geschirrtücher und hoffe, dass dem Quirin nicht auffällt, was für ein Blödsinn das ist. Aber ich habe echt überhaupt keine Lust, ihm von meinen Zahnschmerzen zu erzählen. Ich hasse es, wenn es die Leute um mich herum mitkriegen, was für ein Angsthase ich bin.
    » Ist ja auch vollkommen egal«, unterbricht er mich, als ich gerade bei den verschiedenen Saugeigenschaften von Voll- und Halbleinen angekommen bin. » Hör mal, es wird gleich total geil hier.«
    » Ach ja?«, frage ich mit demonstrativ gelangweiltem Gesicht. Langsam gewöhne ich mich daran, dass Quirin eigentlich fast alles »total geil« findet, unser Wirtshaus, Papas Schnäpse, seltsame Kopfbedeckungen, verrückte Gäste. Ich finde es auch nicht mehr erstaunlich, wenn etwas, das gestern noch total geil war, heute schon wieder todlangweilig ist. Und ich habe mich ebenfalls damit abgefunden, dass er alles, was in seinen Augen nicht total geil ist, grundsätzlich » voll scheiße « findet: schlecht sitzende Frisuren, amerikanische Touristen, schwäbische Zuzügler, Leute in C & A-Anzügen. Vor allem Letztere. Da hat er einen Blick dafür.
    » Gleich kommt nämlich Benjamin Ettl!«
    Er guckt triumphierend, und ich ziehe die Schultern hoch.
    » Wer soll das sein?«
    » Ben-ja-min Et-tl!« Er reißt die Augen auf, als wolle er eine Schlange hypnotisieren, was blöderweise nichts nützt.
    » Journalist?«
    Er rollt die Augen.
    » Politiker?«
    Diesmal ist nur noch das Weiße zu sehen.
    » Keine Ahnung, dein Zahnarzt?«
    Ich sehe ihn hoffnungsfroh an, doch genau in dem Augenblick fährt Quirin herum und wendet sich dem Eingang zu, wo gerade die Tür aufgeht. Einen Kerl, wie den, der jetzt die Stuben betritt, habe ich zuletzt vor der Heavy-Metal-Disko Breakout in der Pforzheimer Nordstadt gesehen: dunkelbraune Haare bis zum Hintern, schlecht gepflegter Schnauz- und Kinnbart, finsterer Blick. Dazu Turnschuhe und ein schwarzer Trainingsanzug, Adidas, wenn’s mich nicht irrt.
    Keine Ahnung, was an diesem komischen Rocker so besonders sein soll.
    Wobei.
    Der Rocker macht einen Schritt in den Raum, erblickt Quirin und reckt, ja leck, die Hand zum Hitlergruß in die Höhe.
    So bleibt er stehen und schaut dabei dermaßen ernst, dass man auf der Stelle den Verfassungsschutz anrufen möchte. Dann fängt er an zu grinsen.
    Quirin macht einen Schritt auf ihn zu und die zwei klatschen ein, hoch über allen Köpfen.
    » Benjamin!«
    » Quirin!«
    Die beiden halten sich zwei

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