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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Herkunft auch gleich meine Unzurechnungsfähigkeit erklären, und ich versehe ihn zur Strafe mit einem Blick, der ihn lehrt, was tief und finster ist.
    » Sie ist so … spürbar aus Fleisch und Blut«, sagt Ettl und sieht mich verliebt an.
    Fleisch und Blut? Hä?
    » Aber der Name Fanny passt sehr gut … der Name erinnert mich an das fantasiastische Himmelsweib!«
    Also, da fällt dir doch echt nichts mehr ein.
    » Sie ist so stark und voller Leben, wie der Stamm des ewigen Eichenbaums, findest du nicht?«, sagt er zu Quirin, der unterwürfig nickt.
    Also, ich nehm den Deppen nicht mehr ernst, echt nicht. Der Stamm eines Eichenbaums. Was kommt als Nächstes? Dass ich aussehe wie ein Bierfass? War ja klar, dass das irgendwann mal passiert. Kaum betritt mal eine Frau mit halbwegs wohlgenährter Oberweite ihre Stadt, flippen diese Berliner aus wie sonst was.
    » Derf’s schon was zum Trinken sein?«, frage ich schnippisch.
    » Bring ihm ein Pils und einen Bärwurzschnaps«, sagt Quirin, und natürlich schnellt Ettl bei dem Wort in die Höhe.
    » Bärrrwurrrzschnaps! Wir sind Bärrrwurrrzrrrevolutionärrrre!«
    Ich drehe mich um und hole ihm augenrollend sein Gedeck, dann frage ich ihn, was er zum Essen will.
    » Du spürst es«, antwortet er.
    Ich werfe ihm einen Blick zu, den ich mir beim Watzmann abgeschaut hab: zwischen hochnäsig und angewidert.
    » Spür es!«, zischt er mit funkelnden Augen.
    Gut, kriegt er halt, was alle kriegen, die nicht wissen, was sie wollen. Den Bratwurstteller.
    Ich verschwinde in der Küche, geb die Bestellung direkt dem Schorschi durch und warte, bis die Portion fertig ist.
    » Was is da draußen loss?«, fragt er und haut die Würstel in die Pfanne.
    » Keine Ahnung, so ein durchgeknallter Künstler ist da. Benjamin Ettl oder so heißt der.«
    » Benjamin Ettl? That’s totally cool!«, sagt er und macht in einem anderen Topf eine Kelle Kraut warm. » Das ist total gut für die Lokal.«
    Na ja, denke ich, ohne es zu sagen. Kommt drauf an, wie man gut definiert.
    Der Schorsch hantiert mit dem Topf, der Pfanne, und fängt wenig später an, die Würstchen besonders dekorativ auf dem Teller zu drapieren.
    » Mach kein Kunstwerk draus«, drängle ich, weil ich es hasse, dabei zusehen zu müssen, wie lecker-heißes Essen langsam kalt wird.
    » Fertig«, sagt Schorsch und pflanzt ein Petersiliensträußchen auf den Gipfel seines Gebildes. » And off you go!«
    Ich nehme den Teller und marschiere nach draußen in die Gaststube. Um den Tisch vom Ettl hat sich inzwischen eine Menschentraube gebildet.
    » Obacht!«, rufe ich, aber mich beachtet keiner.
    » Essen ist fertig!« Aber auch damit hört man mich nicht.
    » Heiß und fettig!« rufe ich, aber die Traube lichtet sich nicht. Entweder dieser Ettl gibt Autogramme, oder … oder ich weiß auch nicht.
    » Herr Ettl, Ihr Essen!«, schreie ich, und jetzt endlich drehen sich ein paar Hanseln aus der Schar um des Künstlers Tisch zu mir um.
    » Jetzt nicht, Maienmaid, jetzt nicht!«, höre ich seine Stimme.
    Na, sauber. Ich betrachte den Teller in meiner Hand, dann sucht mein Blick den Stammtisch, aber die sind scheinbar alle aufgestanden. Schade, jetzt hätte ich den Mut gehabt, den Teller einfach dem Tino zu geben. Ich überlege, was ich tun soll, dann setzte ich mich an einen Tisch, der etwas abseits steht und esse Ettls Teller selber leer, schön langsam und nur auf einer Seite kauend, natürlich, was den Genuss ein wenig mildert, aber nicht killt.
    Mann, das wurde aber auch eh mal wieder Zeit. Hab schon fast vergessen, wie gut der Omilein ihre Bratwürstel sind. Würzig und fein zugleich, zart, aber fest im Biss, kein Vergleich zu dieser schwammigen Currywurst, die ich neulich in dieser ach so berühmten Imbissbude am U-Bahnhof Eberswalder Straße probiert hab.
    Als ich das Besteck weglege, hat sich die Traube um den Tisch vom Ettl gelichtet. Durch die paar Gestalten, die den Tisch immer noch umringen, entdecke ich Ettls bärtiges Gesicht. Er blickt mir direkt in die Augen.
    Wir sehen uns an und er lockt mich mit dem Finger näher.
    Einen Augenblick zögere ich, dann wische ich mir die Finger an der Serviette ab und erhebe mich.
    Alle Blicke sind jetzt auf mich gerichtet, auch die von den Stammtischlern, die inzwischen wieder auf ihren Plätzen sitzen. Und der Tino lächelt mich ebenfalls an, erwartungsvoll, neugierig. Schluck.
    » Was ist denn?«, frage ich und trete näher. Dabei bemerke ich, dass Ettl mit diesem Griffel, den er in den

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