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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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ausgestreckte Finger über die Oberlippe, dann schlagen sie die Köpfe aneinander. Vor lauter Schreck vergesse ich sogar mein Zahnweh.
    » Wer ist denn der Depp?«, frage ich die Lara, die jetzt neben mir steht.
    » Benjamin Ettl!«, zischt sie und schüttelt empört ihren Pagenschnitt.
    Ich signalisiere ihr mit einem Schulterzucken, dass mir der Name nichts sagt, rein absolut gar nichts.
    » Einer der bekanntesten deutschen Künstler! Seine Bilder sind Hunderttausende wert!«, flüstert sie, offensichtlich vollkommen entsetzt darüber, dass es Leute wie mich gibt, die das nicht wissen.
    » Aber warum ist er dann Nazi?«, frage ich.
    » Der ist kein Nazi. Das spielt der nur. Das ist irgendwie Teil von seinem ästhetischen Konzept. Radikales Denken und so. Bescheuert, aber ist so.«
    Verstehe.
    Nicht.
    Quirin hat Benjamin Ettl inzwischen zu einem Platz in der Ecke geführt, wo der sogenannte Künstler sich begeistert umsieht. Sein Blick fällt auf den Wolpertinger, der immer noch sphärisch beleuchtet über dem Lokal schwebt.
    » Ein Wappentier!«, ruft er. Begeistert springt er auf. » Das Wappentier des Vierten Reichs, in dem der Führer aller Völker die Kunst ist!« Dann verfinstert sich sein Gesicht, und er fängt an zu knurren, wobei er sein R rollt wie seinerzeit Hitler persönlich: » Derrr Überrrwolperrrtingerrr soll uns Volk von Wolperrrtingerrrn führen und regieren!«
    Der Kerl kann von Glück reden, dass das Omilein nicht hier ist. Die hätte diesen Ettl nämlich spätestens an dieser Stelle am Ohrwaschl gepackt und zur Tür hinaustransportiert. Künstler oder nicht, bei Nazikram versteht sie keinerlei Spaß nicht. Und ich eigentlich auch nicht.
    Insofern hat der Typ doppelt Massel. Wenn ich nicht wüsste, wer er ist und dass es sich um einen Spezl vom Quirin handelt, würde ich ihn nämlich ganz umstandslos auf die Straße setzen.
    Was soll das denn bitte für ein ästhetisches Konzept sein? Und überhaupt, welche Ästhetik? Der Typ sieht aus, als hätte man ihn aus der Altkleidersammlung gezerrt!
    Ich sehe mich vorsichtig im Lokal um, aber die anderen Gäste scheint sein Verhalten eher zu faszinieren als zu verstören, die Stammtischler eingeschlossen. Die Gletschereis-Fee tuschelt mit ihrer Nachbarin, und ich kann beobachten, wie Tino gebannt in Richtung des Künstlers stiert.
    Der Ettl setzt sich wieder und legt die Hände auf den Tisch.
    » Der Volkskörper braucht Nährstoffe«, erklärt er, und Quirin bedeutet mir mit einer Geste, die Karte zu bringen. Wenn’s sein muss! Ich schnappe mir eine und bringe sie zum Tisch, aber statt mich einfach wieder gehen zu lassen, packt mich der Ettl am Handgelenk und hält mich fest.
    » Holde Maienmaid!«, ruft er mit glockenheller Stimme und starrt mich auf eine Weise an, dass ich für einen kurzen Moment das Gefühl hab, mit dem Kerl aus Das Schweigen der Lämmer allein in einem Raum zu stehen.
    Echt fies, der Alte.
    » Grüß Gott«, sage ich und sehe auf ihn hinunter.
    » Grüß Gott!«, schreit er und springt schon wieder auf und reckt schon wieder den ausgestreckten rechten Arm in die Höhe. » Grrrrüüüüß Gott! Grrrrrüüüüß Gott! Grrrrrrüüüß Gott!« Es marschiert im Takt seiner Worte auf der Stelle, als würde er irgend etwas Militärisches skandieren.
    Der Kerl hat sie nicht mehr alle, das ist ganz offensichtlich.
    Und er hört überhaupt nicht mehr auf!
    » Sag amoi, geht’s noch?«, fahre ich ihn an, und er hält auf einen Schlag inne. Mist, das ist mir jetzt einfach so rausgerutscht. Aber andererseits kann ich ja auch nicht dastehen und lächelnd schweigen, wenn einer mit Hitlergruß durch unser Wirtshaus marschiert!
    Irgendwo hinter mir ertönen ein paar Lacher, immerhin. Als ich mich umdrehe, strahlt mir der Tino direkt ins Gesicht.
    Na pfundig, auch das noch.
    Ich spüre, wie ich erröte, und drehe mich schnell wieder um. Das Gesicht vom Ettl ist plötzlich wieder ganz weich.
    » Potzblitz! Wer bist denn du, holde Maienmaid?«, fragt er mit einem Gesicht, als fände diese Begegnung hier auf Wolke sieben statt und nicht an einem Wirtshaustisch. Er blickt so friedlich und freundlich drein, als hätte er gerade eben keinen Nazikram gebrüllt, sondern sei dem Dalai Lama höchstselbst begegnet.
    Ich will gerade antworten, da fällt der Quirin mir ins Wort.
    » Das ist Fanny«, erklärt Quirin. » Die hab ich im finstersten, tiefsten Bayern entdeckt, sie ist die Enkelin der Wirtin.«
    Er sagt das so, als wolle er dem Ettl mit meiner

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