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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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das Omilein beigebracht, » Wer ko, der ko« zum Beispiel, oder » Zum Scheiß’n reicht’s«, wenn’s um schlechtes Essen geht. Aber den Satz? Keine Ahnung, wo er den herhat.
    Er guckt mich erwartungsvoll an und sieht mit seinen Dreadlocks aus wie ein lustiges Blümchen.
    » Passt scho«, sage ich und torkle weiter in den Hinterhof, in der Hoffnung, dass ein wenig frische Luft hilft. Tino, der Name hallt mir immer noch in der Birne.
    » But you don’t look like passt scho!«, ruft mir der Schorsch hinterher, aber ich tue so, als würde ich ihn nicht hören.
    Draußen schüttle ich den Kopf, als würde sich der Blutstau, der sich offensichtlich in meinem Hirn gebildet hat, dadurch lösen.
    Tino.
    Tino.
    Tino.
    Was um alles in der Welt ist denn bloß plötzlich los mit mir?
    Ich fange an, zwischen Mülltonnen und Teppichstange hin und her zu laufen, aber mein Herz hört nicht auf zu klopfen, es ist, als galoppiere eine Horde Pferde darin. Ich weiß nicht, wie lange ich da auf und ab marschiere, aber irgendwann wird mir klar, dass mir das auch nicht weiterhilft. Ich muss da rein und dem Kerl in die Augen blicken! Und vor allem er mir. Bis jetzt scheint er mich noch gar nicht richtig wahrgenommen zu haben.
    Ich gehe also zurück, quer durch die duftenden Dunstschwaden in der Küche. Wie aus weiter Ferne höre ich den Schorsch rufen. Ich weiß genau, dass er mich meint, aber ich komme gar nicht auf die Idee, mich umzudrehen.
    Die Schiebetür geht auf und spuckt mich zurück in den Gastraum.
    » Wo warst du denn? Alles in Ordnung?«, fragt mich die Lara und sieht mich besorgt an.
    » Ja, ja, logisch«, murmle ich.
    Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen, versuche so zu tun, als hätte er überhaupt kein Ziel, lasse ihn über die Tische wandern, die Bänke, die Köpfe der Gäste, die vom Alkohol glühen. Dann lasse ich ihn auf dem Wolpertinger ruhen, der die Szenerie überragt wie ein leuchtender Buddha in einem exotischen Tempel.
    Und dann spüre ich seinen Blick.
    Ich gebe mir alle Mühe, mir nichts anmerken zu lassen und tue so, als sei ich vollkommen in Gedanken versunken, als sei ich mit etwas sehr Wichtigem beschäftigt und nähme ihn überhaupt nicht wahr. Doch ich spüre es mit klopfendem Herzen: Sein Blick wendet sich nicht ab von mir. Ganz im Gegenteil. Er durchbohrt mich fast, als wolle er beschwören, ihn endlich zu erwidern.
    Meine Wangen erröten, und während ich überlege, was ich jetzt machen soll, merke ich, wie meine linke Hand eine Haarsträhne greift und nachdenklich zwirbelt.
    Klassisches Flirtsignal, oder?
    Ob ich mich langsam mal in seine Richtung drehe?
    » Fanny?«
    Ich spüre eine Hand am Ellbogen und zucke zusammen. Die Lara steht neben mir und sieht mich kopfschüttelnd an.
    » Ja?«, sage ich.
    » Du, ich glaub, am Stammtisch will noch jemand bestellen.«

9
    Nicht dass ich mich beschweren will, nein, nein, um Himmels willen, wirklich nicht. Es läuft nachgerade prächtig. Doch, ehrlich!
    Jetzt einmal rein objektiv betrachtet, gibt es ja auch überhaupt keinen Grund, sich zu beklagen. Wir haben seit sechs Wochen auf, und seither ist die Bude ausgebucht bis auf den letzten Platz, und das Abend für Abend für Abend. Die Gäste lieben das Essen, im Ernst, ganz egal, ob sie Omileins Würstel, ein Schmorgericht oder eine Mehlspeise auf dem Teller haben, und seit Allerallerneuestem trauen sich die ersten Pioniere sogar an die Innereien heran. Der Altbayerische Hirnschmarrn von der Tageskarte neulich ging sogar so gut weg, dass ich mich gefragt habe, ob die Leute das mit dem Hirn auch wirklich verstanden haben. Und auch der Schnaps fließt in solchenen Strömen, dass der Papa vor Glück schier durchdrehen würde, könnte er den Gästen beim Saufen zusehen.
    Und was am allerbesten ist: Ich habe das Gefühl, unsere Gäste mögen auch mich.
    Keiner, der öfter als zweimal da war, schreit » Bedienung!«, wenn er was braucht, nein, alle rufen schön brav » Fanny!« und scheinen sich wie deppert darüber zu freuen, wenn ich mich dann umdrehe und ihnen ein herzliches Lachen schenke. Ich kassiere ein Trinkgeld, dass es mir fast peinlich ist, vor allem, seit ich weiß, dass in Berlin eigentlich allenfalls fünf Prozent üblich sind und ich gut und gern auch mal zwanzig kriege. Gestern hat mir eine der sechs Milliarden Foodbloggerinnen, die bisher bei uns eingekehrt sind und die durch ihre Postings immer noch mehr Foodblogger anlocken, sogar ein Glas selbstgekochter Marmelade mitgebracht, aus

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