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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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wilder Kornelkirsche, von ihr höchstpersönlich und heimlich gepflückt in einem versteckten Gestrüpp des Gleisdreieck-Parks. Und: Letzte Woche ist sogar ein Artikel über mich erschienen. Also gut, nicht direkt über mich, sondern über das Wirtshaus, verfasst von Hans O. Watzmann, dem Restaurantkritiker des Tagesspiegel – hätte man sich echt auch denken können, dass der Mann kein normaler Gast war. Seine Worte über das Essen waren mehr als wohlmeinend, er lobte die ausgefeilte Textur der Leberspätzle, die Feinwürzigkeit der Brühe, und schließlich sogar den Mut, mit dem Regionalkonzept zu brechen, wo es dem Geschmacke förderlich ist, so seine Formulierung. Aber am Ende hat er auch was über mich geschrieben, und das war eigentlich das Beste an dem ganzen Artikel: Doch auch der thüringischste Majoran wäre nur ein fades Kräutlein, wäre da nicht die Servicechefin Fanny Ambach, die das Wirtshaus mit Verve, Esprit und einem riesigen Herzen leitet, und die den Gast nicht nur zu seinem Tische führt, sondern auch keine Scheu hat, ihn, wenn es einmal sein muss, auf seinen Platz zu verweisen. Und auch davon lebt dieses Kreuzberger Juwel: Denn wer weiß, wo er hingehört, fühlt sich wohl und geborgen.
    Ich war irrsinnig stolz auf mich, und meine Kollegen ganz genauso. Und der Quirin erst, der war vielleicht aus dem Häuschen! Das war natürlich eine Selbstbestätigung hoch zehn, dass sein Konzept so astrein aufgeht!
    Mit meinen Kollegen läuft es übrigens ebenfalls prächtig. Ich meine, gut, den Quirin, den muss man halt zu nehmen wissen, der spinnt natürlich ein bisschen. Aber erstens ist der eh nicht so oft da, und zweitens weiß ich, dass er im Herzen ein feiner Kerl ist und obendrein begeisterungsfähig wie ein junges Hündchen. Aber mit den anderen verstehe ich mich prima. Bei der Lara habe ich sogar das Gefühl, wir könnten Freundinnen werden, würden wir uns auch mal außerhalb das Wirtshauses sehen. Und mit der Küche ist es auch immer lustig. Die Sprüche schießen hin und her, da war das A-Team ein Dreck dagegen. Wenn ich nachmittags loslaufe, fühlt es sich nicht so an, als würde ich zur Arbeit gehen, sondern eher zu einer Verabredung mit Freunden.
    Eigentlich ist also alles wahnsinnig super. Warum ich heute trotzdem so eine Lätschen ziehe? So eine Leichenbittermine?
    Okay, hier kommt das Problem: Seit ein paar Tagen habe ich Zahnweh, aber weil immerfort so viel zu tun ist, komm ich nicht dazu, zum Arzt zu gehen.
    Ach, was heißt » viel zu tun«?
    Die Wahrheit ist, ich habe irrsinnige Angst vorm Zahnarzt.
    Nicht sehr originell, ich weiß. Ich hätte auch lieber eine interessantere Phobie. Bea zum Beispiel hat vor Vögeln Angst, jedoch vor toten, nicht vor lebendigen, was ja gleich viel poetischer und tiefgründiger klingt. Aber gut, meine Angst hat eine Geschichte, und die geht so: Bei uns daheim in Mingharting gab es nur einen Zahnarzt, den alten Herrn Doktor Gschweiner, der sein Handwerk noch bei der Wehrmacht und im Dritten Reich gelernt hat. Obendrein hatte er Pranken wie King Kong persönlich, wodurch er quasi dazu prädestiniert war, verbotenerweise und natürlich schwarz, nicht nur den Dorfbewohnern, sondern auch den Kühen und Pferden in der näheren Umgebung die faulen Zähne zu ziehen – was er ganz offensichtlich mit viel größerem Genuss gemacht hat, als mit filigranem Gerät kleinen Grundschülerinnen auf den Milchzahn zu fühlen. Tja, und irgendwann musste ich zu ihm. Ich hab mich so sehr gegen die Spritze in seinen Bratzen gewehrt, dass er irgendwann entnervt aufgegeben hat, um sich meinem Kariesproblem zur Strafe ohne Betäubung zu widmen. Seither wird mir schon schlecht, wenn ich nur an das Licht denke, mit dem Zahnärzte einem in den Mund leuchten. Das Geräusch eines Bohrers löst entsprechend akute Panikattacken bei mir aus. Und noch viel schlimmer: Ich habe nicht nur Angst vor Zahnärzten, sondern kann eigentlich gar nichts ertragen, was mit Medizin zu tun hat, seien es Blut oder Schläuche oder Spritzen. Einmal hat es mich sogar aus den Latschen gehauen, bloß, weil ich eine Halsentzündung hatte und mir der Arzt einen Holzspatel auf die Zunge gelegt hat, um den Zustand meiner Mandeln zu kontrollieren.
    Das ist der Grund, warum ich immer noch keinen Zahnarzttermin habe.
    Idiotisch, ich weiß. Vor allem, weil natürlich auch mir völlig klar ist, dass die Schmerzen nicht von alleine verschwinden. Und besonders idiotisch ist es, weil heute Freitagabend und damit also

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