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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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vor ein paar Monaten zufällig entdeckt, dass die zitronigen Noten des Korianders mit den Aromen von der Bratwurst irrsinnig gut zusammenspielen. Leider ist der Koriandergeist furchtbar aufwendig zu brennen und kostet schon in der Herstellung über 30 Euro, weshalb der Quirin, um die Exklusivität des Tropfens noch deutlicher zu machen, festgelegt hat, dafür 10 Euro pro Stamperl zu nehmen. Ist also nichts für die breite Masse, aber Schnösi wird’s hoffentlich zu schätzen wissen.
    » So, bittschön, ein Koriandergeist. Ist gut für die Verdauung und passt unglaublich gut zu den Würsteln. Abwechselnd essen und nippen!«
    Der Watzmann schnuppert, trinkt ein Vogelschlückchen, dann isst er ein Stückerl vom Würstel. Dann wiederholt er die Prozedur. Und dann noch einmal. Schließlich verändert sich seine Miene. Ein Lächeln erscheint in seinem Gesicht, und das ist fast ein bisschen so, wie wenn im Frühling zum ersten Mal wieder die Sonne durchs Fenster reinscheint. Mit einem Mal sieht der Mann auch gar nicht mehr aus wie ein Hungerhaken.
    » Guad, gell?«
    Der Watzmann schüttelt den Kopf.
    » Himmlisch«, sagt er und sieht mich auf eine Weise an, dass ich lachen muss. Mission accomplished, das ist ganz eindeutig.
    » Des gfreit mi«, sage ich. » Lassen’s sich’s schmecken!«
    Ich wende mich ab und blicke zum Eingang, wo gerade schon wieder die Tür aufgeht. Und prompt bleibt mir das Lachen im Halse stecken.
    Himmelherrschaftszeiten.
    Ein junger Mann hat das Lokal betreten. Er muss so ungefähr in meinem Alter sein, schätze ich zumindest. Er hat einen olivgrünen Parka an und einen grauen Schal, der sich wie eine Riesenkobra um seinen Hals wickelt, was irgendwie ganz schön viele Leute hier im Viertel tragen, aber an ihm sieht es trotzdem recht verwegen aus. Er ist ziemlich schlank, wirkt aber trotzdem kräftig, hat blondes, verwuscheltes Haar und unglaubliche Lippen, die wie eine Rose in seinem Gesicht erblühen. Der Blick, mit dem er jetzt den Gastraum abscannt, ist einerseits total stechend, aber andererseits so weich und verträumt, dass es mir fast die Luft abschnürt.
    Der Kerl sieht so unglaublich gut aus, dass ich ein paar Sekunden brauche, um mich aus meiner Starre zu lösen und auf ihn zuzugehen.
    » Herzlich Willkommen!«, sage ich und zwinge mir ein Lächeln ins Gesicht. Ich habe unwillkürlich Hochdeutsch gesprochen, obwohl ich hier im Wirtshaus natürlich Bayerisch rede, alles andere wäre ja dämlich.
    Der Typ lächelt kurz zurück, aber dann geht sein Blick über meinen Kopf hinweg in Richtung Stammtisch.
    » Tino!«, höre ich hinter mir eine Frauenstimme.
    » Ach, da sind sie ja schon«, sagt der Typ. » Danke!«
    Dann läuft er einfach an mir vorbei und hockt sich zu der Gruppe am Stammtisch, die ich vorhin noch gutgelaunt zur Ordnung gerufen habe, die aber längst schon wieder laut und lustig durcheinanderplärrt und unser gutes Bier sichtlich genießt.
    Tino. Die Stimme hallt immer noch in meinem Kopf nach. Tino. Tino. Tino.
    Ich atme durch, nehme eine Speisekarte und dackle diesem Tino hinterher. Ich versuche, Contenance zu wahren, und halte ihm freundlich-professionell die Speisekarte hin. Er nimmt sie und legt sie ungeöffnet wieder beiseite.
    » Ein Bier, bitte«, sagt er, ohne mir größere Beachtung zu schenken. » Essen schau ich dann später.«
    » Ein Bier«, wiederhole ich und nicke blöd. » Gerne.«
    Ich tappse zum Tresen, zapfe ihm ein halbwegs passables Helles und stelle es ihm hin. Inzwischen ist er in ein Gespräch mit einer rothaarigen Frau vertieft und bemerkt mich gar nicht.
    » Bittschön«, sage ich, aber es ist, als würde ich ins Nichts hineinsprechen. Normalerweise stört mich so etwas nicht, ich meine, die meisten Leute gehen ja schließlich nicht ins Wirtshaus, um mit der Kellnerin zu poussieren, sondern um sich ein paar Halbe zu genehmigen und ihre Freunde zu sehen. Aber in diesem Fall spüre ich, wie es mir die Brust zusammenzieht und mein Herz anfängt zu rasen.
    Ist sie das? Die berühmte Liebe auf den ersten Blick?
    O Gott, ich glaube schon. Entweder das, oder es sollte schleunigst einer einen Sanka rufen.
    Um nicht mitten im Lokal vor allen Gästen in Ohnmacht zu sinken, torkle ich schnell weiter in die Küche und stütze mich auf die Anrichte.
    » Hey, Funny, ois fit im Schritt?«, begrüßt mich der Schorsch und haut mir auf die Schulter, dass ich halb über die Arbeitsplatte fliege. Himmelarsch, also wirklich. Ein bisschen bayerisches Humtata hat ihm ja

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