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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Händen hält, wie ein Irrer die Tischplatte zerkratzt hat. Ja, wo sind wir denn hier, spinnt der? Ich will ihn gerade anfahren, da bemerke ich, dass das Gekritzel etwas darstellt.
    Ich trete noch näher, weil jetzt bin ich doch ein bisschen neugierig.
    Und dann erkenne ich, was es ist.
    Benjamin Ettl hat eine Frauenbildnis in unseren schönen Ecktisch geritzt. Es sieht aus wie von einem Vierjährigen gemalt, allerhöchstens. Und das soll Kunst sein? Was hat die Lara gesagt, wie viel Geld der Typ für seine Bilder kiegt? Hunderttausende?
    Gott, wie dämlich.
    Aber ich scheine die Einzige zu sein, die so empfindet. Der Quirin zumindest schaut so begeistert drein, dass es gar nicht auszuhalten ist. Und der Rest vom Wirtshaus stiert auch wie im Rausch herüber, sogar die Leute vom Stammtisch – Tino inklusive. Allerdings nicht so sehr auf Ettl und sein Machwerk, sondern auf mich.
    Ich schaue das Bild noch einmal genauer an und entdecke daneben den Satz: Fantastische Fanny.
    O nein.
    Bitte nicht.
    Deshalb diese Blicke!
    Aber, also Leute! Jetzt mal ehrlich! Das soll ich sein? Wenn man mich fragt, deutet allerhöchstens die Frisur darauf hin. Ansonsten kann ich da überhaupt gar keine Ähnlichkeit er…
    Oha.
    Jetzt, wo ich genauer hinschaue, entdecke ich das Dekolleté. Es ist vollkommen überdimensioniert und absolut übertrieben.
    Ja, so eine Frechheit! Ich stemme die Hände in die Hüften und sehe ihn empört an.
    » Ich glaub, du wolltst grad nach Haus gehn, oder?«, sage ich.
    Der Ettl schaut mich an, und dann wird er ohne Scheiß rot wie ein Puter.
    Hinter mir erklingt schon wieder ein Lachen. Und dann höre ich, wie einer anfängt zu applaudieren.

10
    Am nächsten Morgen rasen mir Schmerzen durch den Kiefer, dass ich nur noch sterben will.
    Ein Weile lang versuche ich, das zu machen, was auch der Dalai Lama machen würde: Ruhig bleiben und die Schmerzen beobachten, sich nicht davon überrollen lassen, dann sind sie angeblich nicht mehr so schlimm. Leider fühlt sich » die Schmerzen beobachten« ungefähr so an, als würde ich auf dem Mittelstreifen der A9 in Richtung Ingolstadt stehen und versuchen, die Autos zu zählen, auf einem Teilstück ohne Tempolimit.
    Ja, Kruziment, aua!
    Ich taste nach meinem Handy, um zu schauen, wie spät es ist. Es liegt auf dem Parkettboden neben dem Bett, weil es in meiner Wohnung nämlich nicht einmal so etwas Ähnliches wie ein Nachtkästchen gibt.
    Quirins Wohnung ist übrigens tatsächlich riesig, da hat er nicht übertrieben. Sie befindet sich am Maybachufer, also direkt am Landwehrkanal, in einem schönen Altbau ganz oben unterm Dach – leider ohne Lift, aber das ist auch schon der einzige Haken. Es gibt jede Menge Schrägen und irre hohe Wände – ich täte vermuten, dass sie an der höchsten Stelle mindestens sechs Meter hoch sind, vielleicht sogar noch höher. Und die Wohnung ist größer als jede, in der ich vorher gewesen bin. Ich hab mal versucht, sie mit Schritten auszumessen, und kam auf 160 Quadratmeter, zirka. Dabei besteht sie im Prinzip bloß aus vier Räumen: einem normalen Badezimmer mit Dusche und Waschmaschine, einer schicken Küche mit Tisch und zwei Stühlen, einem relativ normal dimensionierten Schlafzimmer, das aber einen begehbaren Kleiderschrank hat, und einem etwa 100 Quadratmeter großen Wohnzimmer. Und das hat’s echt in sich. Eine Wand ist von oben bis unten verglast und der ganze Boden ist mit schönem altem Parkett ausgestattet, was total nobel aussieht. Der absolute Clou ist aber die riesige, antike Badewanne mit Löwenfüßen, die mitten im Zimmer steht. Ich weiß nicht, wie der Quirin die da aufgestellt hat. Das Wasser kommt irgendwie aus dem Boden und fließt auch dahin ab, aber ich habe keinen Hinweis darauf gefunden, wo die Leitungen verlaufen, ob unter dem Parkett oder durch die Wohnung unter mir. Auf alle Fälle ist diese Wanne absolut fantastisch. Manchmal lasse ich mir ein Schaumbad ein, hau mich da rein und starre in den Himmel vor den Fenstern, und dann ist das fast ein bisschen so, als würde ich im Freien liegen. Als ich neulich endlich mal wieder mit der Bea geskypt hab (schaffen wir leider nicht so oft, wie wir gerne würden, Stichwort Zeitverschiebung, ich muss ja immer ab nachmittags arbeiten), ist sie schier ausgeflippt. Eine schicke Wohnung hat sie in New York ja schon auch, aber halt nicht in der Größe. 160 Quadratmeter kann man sich dort nicht einmal als Anwalt leisten.
    Das einzig Blöde an dem Wohnzimmer ist, dass es

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