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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Tempelritter stoßen«, grübelte Tom laut.
    Yaara erhob sich und wanderte im Zimmer auf und ab. »Sie kamen nach dem ersten Kreuzzug, nachdem die Christen Jerusalem erobert hatten. Es waren neun an der Zahl. Neun Glücksritter, verarmter Adel oder die dritten und vierten Nachkommen aus Adelsfamilien, die von zu Hause nichts zu erwarten hatten. Ihr Anführer war Hugo de Payens, ein Graf aus der Champange, und sie nannten sich selbst die armen Ritter vom Salomonischen Tempel. König Balduin, der damalige Herrscher über das Land, wies ihnen eine Unterkunft in der Nähe des Tempelberges zu, dort lebten sie neun Jahre.«
    »Neun Ritter, ist das nicht ein bisschen wenig, um das Heilige Land gegen die Feinde zu verteidigen?«, warf Tom ein.
    »Sie haben nicht gekämpft«, antwortete Yaara. »Sie haben sich mit den arabischen und jüdischen Gruppen arrangiert und Jerusalem kaum verlassen.«
    »Das verstehe ich nicht«, wandte Moshav verwundert ein. »Was trieben die Kerle den lieben langen Tag?«
    »Sie haben gegraben«, antwortete Yaara trocken. »Sie haben in den verschlungenen Gängen des Tempelberges gegraben, wie Bergleute nach Kohle graben. Neun Jahre lang. Und dann gingen einige von ihnen zurück nach Rom. Komischerweise wurden ihnen nach ihrem Besuch beim Papst weitreichende Rechte verliehen, und sie wurden zu einem unermesslich reichen und mächtigen Orden, der nur einem einzigen Herren, nämlich dem Papst selbst, Rechenschaft schuldig war. Sie standen sogar über den Königen mancher Länder. Erst zu diesem Zeitpunkt ließen sie weitere Ritter und Interessenten in ihren Orden eintreten und wurden zu einer kampfstarken und gefürchteten Truppe.«
    Tom nickte nachdenklich. »Sie müssen unter dem Tempelberg etwas gefunden haben, das ihnen viel Macht und Einfluss innerhalb der Kirchenordnung einbrachte. Aber was könnte das gewesen sein?«
    »Es gibt allerlei wilde Spekulationen«, fuhr Yaara fort. »Manche meinen, der sagenumwobene Schatz des Salomon, andere meinen, die Gebeine des Jesus, die Bundeslade des Moses oder Schriftrollen mit den Aufzeichnungen aus dem Leben von Jesus Christus.«
    Moshav fuhr sich über das Kinn. »Unser Tempelritter hatte Schriftrollen in seinem Sarkophag, und er war einer der neun. Und nun befinden sie sich in den Händen von Chaim Raful.«
    »Komischerweise wird ein Ritter Renaud de Saint-Armand nicht unter den neun ersten Rittern erwähnt. Ich bin auf eine Namensliste gestoßen. Hugo de Payens war der Anführer der kleinen Schar, die anderen Namen lauten: Gottfried von Saint-Omer, Andreas de Montbard, Gundomar, Gundfried, Roland, Payen von Montdidier, Gottfried Bistol und Archibald von Saint-Armand. Ein Renaud ist nirgends genannt.«
    »Vielleicht kam es zu Verwechslungen oder Fehlern in der Schreibweise«, versuchte Tom eine Erklärung. »Auf alle Fälle klingt das sehr interessant. Aber es ist nun wirklich an der Zeit, mit Professor Chaim Raful zu sprechen.«
    Moshav blickte aus dem Fenster des Hotelzimmers hinaus auf die Straße. »Kann es sein, dass dort drüben unser ehemaliger Verfolger steht?«
    Tom trat an das Fenster. »Das ist er! Das ist der Kerl, der uns von der Stadt hier hinaus gefolgt ist.«
    »Dann lass uns mal herausfinden, was der Typ von uns will«, antwortete Moshav tatendurstig.
     
     
    Berchtesgadener Land, oberhalb der Wimbachklamm …
     
    Bukowski stand auf der idyllisch gelegenen grünen Wiese am Fuße des Watzmannmassivs, oberhalb der Wimbachklamm, und hob den Kopf in den erfrischenden Wind. Er rauchte.
    »Welche Bestie ist nur zu solch einer Tat fähig«, stöhnte Lisa und hielt ihr Taschentuch fest umklammert in der Hand. Ihr Magen hatte rebelliert. Trotz all ihrer polizeilichen Erfahrung, so ein Gemetzel hatte sie noch nie gesehen. Die Leiche war regelrecht zerlegt worden. Die Hände waren amputiert, und das Gesicht hatte man dem Toten gestohlen.
    »Das war der Teufel höchstpersönlich«, antwortete Bukowski und blies den Rauch in den Wind.
    Rings um den Heuschober auf der kleinen Lichtung flatterten rot-weiße Absperrbänder. Unweit der Hütte stand ein Polizeihubschrauber, denn es gab keinen Fahrweg, der einen Transport des umfangreichen Spurensicherungsmaterials hier herauf erlaubt hätte. Die Lichtung lag auf knapp achthundert Meter Höhe.
    Lisa schaute sich um. Ringsherum nur Wald und Wiesen und ein paar ausgetretene Pfade. »Wie hat man ihn nur hierhergeschafft?«
    Der Gerichtsmediziner kam aus der Hütte und ging vorsichtig einen markierten Pfad

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