Die Bruderschaft Christi
entlang.
»Das habe ich noch nicht erlebt«, seufzte er, als er sich seine Jacke überzog. »So viel Brutalität ist mir noch nicht untergekommen.«
»Können Sie schon etwas sagen?«, fragte Lisa.
Der Gerichtsmediziner zupfte seine Jacke zurecht. »Ich würde sagen, männliche Leiche, etwa siebzig Jahre alt, mit leichtem Bauchansatz. Ist ungefähr vier bis fünf Tage tot.«
»Todesursache?«, fragte Bukowski.
»Sie machen wohl einen Witz, Bukowski. Nach was sieht es denn aus!«
»Ich sehe selbst, dass der Mann aufs Übelste gefoltert wurde, aber können Sie schon sagen, wie er zu Tode kam?«
»Bei der Vielzahl von Verletzungen wird er wohl verblutet sein.«
»Bis wann können Sie das genau herausfinden?«
Der Gerichtsmediziner verzog sein Gesicht. »Der Tote wird nicht leicht zu identifizieren sein. Man hat ihm nicht nur das Gesicht und die Hände gestohlen, man hat ihm auch noch die Zähne eingeschlagen.«
»Da wollte jemand wohl ganz sichergehen«, antwortete Lisa.
Der Gerichtsmediziner nickte und blickte sich um. Er war mit dem Polizeihubschrauber gekommen. Der Pilot saß im Gras und beobachtete scheinbar teilnahmslos das Szenario. »Wie komme ich jetzt wieder hier weg?«, fragte er schließlich.
Bukowski wies auf den vorbeiführenden Trampelpfad. »Zwanzig Minuten, wenn Sie sich beeilen.«
Er erntete dafür einen mürrischen Blick von Lisa, doch der Gerichtsmediziner ließ sich nicht beeindrucken. »So eine kleine Wanderung tut gut, nach all dem hier. Also dann, einen schönen Tag und noch viel Spaß mit der Leiche.«
Lisa wartete, bis der Gerichtsmediziner außer Hörweite war. »Du bist manchmal richtig gemein«, warf sie Bukowski vor. »Und was soll diese dämliche Frage nach der Todesursache. Kein Mensch überlebt so eine Gräueltat.«
»Willst du nicht auch wissen, ob die Mörder erfahren haben, was sie wollten, oder ob ihnen ihr Opfer einfach unter den Händen wegstarb«, entgegnete Bukowski und ließ Lisa einfach stehen.
Sie verkniff sich den Fluch. Manchmal war ihr Bukowski eine ganze Nasenlänge voraus, musste sie sich eingestehen. Sie blickte betreten zu Boden. Ein lautes Rufen schreckte sie wieder auf.
»Wir haben einen Schlüssel gefunden!«, rief der Spurensicherungsbeamte, der mit dem Metalldetektor den Boden abgesucht hatte.
Lisa lief zu ihm, während Bukowski in einiger Entfernung an einem Baum lehnte und seine Notdurft verrichtete. Der Kollege hatte den Schlüssel bereits eingetütet. Es war ein Sicherheitsschlüssel, der wohl zu einer Haustür passte. Er hing an einem Schlüsselanhänger, der einer silbernen Münze nachempfunden war. Ein großes Auge war darauf abgebildet.
Plötzlich griff eine Hand von hinten nach der kleinen Tüte. Lisa erschrak.
»Das ist eine ägyptische Hieroglyphe«, erklärte Bukowski. »Besser gesagt, das Horus-Auge.«
Lisa zuckte mit der Schulter. »Meinst du, der Schlüssel gehörte dem Toten?«
»Oder einem der Täter oder vielleicht auch nur einem harmlosen Touristen, der hierher zum Pinkeln ging.«
»Kopfüber aufgehängt, gekreuzigt und dann bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt«, murmelte Lisa. »Vielleicht ist der Schlüssel die einzige Möglichkeit, den Toten zu identifizieren.«
»Dann kümmere dich bitte darum«, antwortete Bukowski. »Und wenn du schon im Tal bist, dann frag nach, ob man den Mercedes schon untersucht hat.«
»Und du?«
Bukowski wies auf den Hubschrauber. »Jemand muss dafür sorgen, dass die Leiche von hier wegkommt.«
Rom, Sanctum Officium …
Pater Leonardo war von seiner Mission in Jerusalem zurück und saß in seinem Büro im Sanctum Officium und studierte die Akten, die sich inzwischen auf seinem Schreibtisch angesammelt hatten.
Als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde, zuckte er zusammen.
»Hier hat Er sich verkrochen!«, polterte der Kardinalpräfekt los. »Ich suche bereits den ganzen Vormittag nach Ihm. Hat Er meine Nachricht nicht erhalten?«
Pater Leonardo erhob sich und deutete eine Verbeugung an. »Eure Eminenz, ich bin gerade erst angekommen. Ich habe meine Nachrichten noch nicht …«
»Ist es nicht recht und billig, dass Er zuerst Rede und Antwort steht«, fiel ihm der Kardinalpräfekt ins Wort. »Aber nein, ich habe Ihn gefunden. Und Er sitzt am Schreibtisch und träumt in den Tag, obwohl Er noch so viel zu erledigen hat.«
Pater Leonardos verwunderter Gesichtsausdruck sprach Bände.
»Trug ich Ihm nicht auf, zwei Dinge für den Heiligen Stuhl zu erledigen?«
»Die
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