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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Leonardo rieb sich die Augen und schnappte sich den nächsten Ordner. Die Schriftrollen und Ausgrabungen bei Qumran im Heiligen Land, stand auf dem Umschlag. Einige Lageskizzen, die Pater de Vaux angefertigt hatte, zeigten die elf Höhlen, die durch Zufall am Toten Meer entdeckt worden waren. Auf einer Personalliste, die von einem Beamten der École abgezeichnet worden war, und die ein Verzeichnis der dortigen Helfer enthielt, stieß er auf den Namen von Chaim Raful. Der Beamte führte Buch über die Löhne, die für die Grabungshelfer ausgezahlt worden waren. Das Dokument, zweifelsohne ein Original, stammte vom Februar 1952. Zwei Seiten später befand sich die gleiche Aufstellung aus dem März. Seltsamerweise waren drei Namen nachträglich durchgestrichen worden. Es waren die Namen von Chaim Raful, einem Yigael Jungblut und eines Arabers mit dem Namen Mohammad al Sahin. Offenbar waren sie von den Grabungen ausgeschlossen worden.
    Pater Leonardo las weiter. Es folgten Aufstellungen von Funden aus allen Höhlen. Auf dem Bogen der Höhle sieben, die den Vermerk frühchristlich trug, hatte jemand das Wort weitestgehend geplündert in französischer Sprache vermerkt. Pater Leonardo kannte die Schriften von Qumran. Im Rahmen seines Studiums hatte er Teile der Damaskusrolle, einer Schrift aus der vierten Höhle, lesen und interpretieren müssen. Die Schrift stammte den Archäologen zufolge aus dem Jahr 75 v. Chr. und war in zwei Teile gegliedert. Er überflog die restlichen Zeilen und nahm sich nun – es war bereits weit nach Mitternacht – den Ordner vor, den er zuerst aus einem der Schränke geholt hatte: Gesellschaften des Glaubens, Geheimbünde und Organisationen, um die sich eine mystische Aura rankte. Doch meist waren es harmlose Bruderschaften, die sich intensiv mit der Bewahrung des Glaubens befassten. Nachdem Pater Leonardo die Akten über die Rosenkreuzritter studiert hatte, blätterte er weiter. Plötzlich stutzte er. Zwar befand sich ein Deckblatt im Ordner, das die Aufschrift la confrérie Jésus Christ trug, doch die dazugehörigen Seiten waren entnommen. Er nahm den Telefonhörer ab. Bald meldete sich die verschlafene Stimme eines Franziskanerbruders, der Nachtwache hielt und offenbar doch eingeschlafen war.
    »Es geht um ein paar fehlende Dokumente«, sagte Pater Leonardo.
    »Fehlende Dokumente!«, antwortete der Mönch plötzlich hellwach. »Das ist unmöglich.«
    »Doch, Ordner I/VIII-GB XXI. Es fehlen Seiten.«
    »Ich komme!«, antwortete der Mönch aufgeregt.
    Kurz darauf knackte das Schloss. Der Franziskanerbruder in brauner Kutte hastete in das kleine spartanische Büro.
    »Bitte, hier, sieh selbst!«, sagte Pater Leonardo und reichte dem Franziskaner den Ordner. Ungläubig blätterte dieser in den Dokumenten.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte er, nachdem er die Akten mit der Übersicht verglich.
    Pater Leonardo räusperte sich. »Bruder, mir fiel auf, dass dieser Ordner nicht mit Staub bedeckt war, so wie die anderen. Kann es sein, dass jemand vor kurzem hier war und die Dokumente an sich genommen hat?«
    »Das ist streng verboten«, antwortete der Franziskaner. »Keine Aufzeichnung darf entnommen werden, das sind die Regeln.«
    »Aber offenbar hat sich jemand nicht an die Regeln gehalten«, antwortete Pater Leonardo zynisch.
    »Moment, das haben wir gleich«, sagte der Mönch und eilte davon. Pater Leonardo folgte ihm. Der Franziskaner setzte sich hinter sein altertümliches Schreibpult und zog ein Buch hervor. Er blätterte darin.
    »Das … das ist unmöglich«, stammelte er.
    »Was ist unmöglich?«
    Der Franziskaner schob das Buch über das Pult. Pater Leonardo pfiff leise durch die Zähne, nachdem er die handschriftliche Eintragung gelesen hatte.
    »So ist das also«, murmelte er. »Ich denke, uns beiden ist gedient, wenn wir über den Vorfall Stillschweigen bewahren.«
    Der Franziskaner tupfte sich den Schweiß von der Stirn und nickte eifrig.
     
     
    Strub, Berchtesgadener Land …
     
    »Er ist einfach nicht da«, flüsterte Moshav, nachdem Tom zum x-ten Mal geklingelt und geklopft hatte.
    »Er ist nicht da, oder er öffnet uns nicht.« Tom betrachtete die Fassade des Hauses. Ein Einfamilienhaus im typischen Landhausstil der hiesigen Gegend. Einstöckig mit Dachausbau. Die Rollläden waren zu, die Fenster dahinter waren dunkel.
    »Er ist nicht da und damit basta!«, sagte Moshav scharf. »Lass uns verschwinden und morgen wiederkommen. Eine Polizeikontrolle am Tag reicht mir. Ich habe

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