Die Bruderschaft Christi
dunkle Kapitel der Templer bringen. Sie Glückliche, ich wäre gerne dabei gewesen. Wissen Sie eigentlich, dass der sagenumwobene Schatz der Templer noch immer als verschollen gilt?«
Yaara nickte, ging aber nicht darauf ein und erzählte weiter. Sie berichtete von den Unfällen, von den Morden, vom Verschwinden Rafuls samt den Dokumenten aus dem Grab und von den Verfolgern, die ihnen bis ins Hotel nachgeschnüffelt hatten.
»Kein Wunder«, antwortete Molière. »Der Fund hat seine Kreise gezogen, und es spricht tatsächlich viel dafür, dass sich etwas sehr Wertvolles in dem Sarkophag befunden hat.«
»Es handelte sich um Schriften, meinte unsere Spezialistin«, mischte sich Jean ein. »Sie befanden sich in köcherartigen Gefäßen und ähnelten sehr den Funden in Qumran. Eine Schatzkarte lag nicht dabei, wenn Sie das vielleicht meinen.«
»Papperlapapp, eine Schatzkarte«, entgegnete der Professor. »Ideelle Werte sind oft weitaus wertvoller als Geld, Gold und Diamanten.«
»Aber was könnte sich in den Gefäßen befinden?«, fragte Yaara.
»Wie war gleich noch mal der Name des Ritters, den Sie fanden? Ich habe natürlich die Meldungen in den Medien verfolgt, doch der Bericht ist nur oberflächlich gewesen.«
Yaara kramte in ihrer Tasche und zog einen Zettel hervor. »Er hieß Renaud de Saint-Armand.«
Der Professor schüttelte sich vor Lachen und klopfte unentwegt mit der Hand auf die Tischplatte.
Yaara schaute Jean fragend an. »Hab ich etwas Falsches gesagt?«
»Nein, Mademoiselle«, gluckste der Alte. »Ich amüsiere mich nur darüber, dass sich manche Dinge nie ändern.«
»Ich verstehe nicht.«
»Sehen Sie, ich beschäftigte mich zeit meines Lebens mit dem Leben und Wirken der Templer. Viele hielten mich für verrückt und für abgedreht, aber ich wusste, dass man ihn eines Tages finden wird, diesen Renaud.«
»Ich habe in den Aufzeichnungen verschiedener Bibliotheken nach dem Ritter gesucht, aber er ist nirgends erwähnt. Dennoch war auf dem Sarg vermerkt, er sei einer der Neun. Ich denke, einer der neun Gründer des Ordens.«
»Das sehen Sie vollkommen richtig«, entgegnete der Professor. »Sie sind aber bei Ihren Recherchen auf einen Archibald von Saint-Armand gestoßen, oder?«
Yaara nickte.
»Sehen Sie, da haben wir ihn schon. Er hat einen seiner vielen Zweitnamen benutzt.«
»Und weswegen?«, fragte Jean.
»Kurzum, er hatte nicht viele Freunde in der Grafschaft, nachdem er den Amtmann des Grafen erschlagen hatte. Und er hat das gemacht, was auch wir tun würden, wenn man nach uns sucht. Wir würden uns tarnen. Archibald ist unser Mann. Und er ist der Einzige, dessen Schicksal ungeklärt blieb, während es für alle anderen verifizierte Hinweise auf ihren Tod gibt. De Payens, Gottfried de Saint-Omer, Andreas von Montbard, Gundomar, Gundfried, Roland, Payen von Montdidier, Gottfried Bistol und Archibald von Saint-Armand. Haben Sie mitgezählt?«
Yaara stimmte zu.
»De Payens, de Saint-Omer und Gundomar starben in Frankreich, nachdem sie zurückgekehrt waren. Die Gräber von Payen de Montdidier und Gundfried befanden sich auf Zypern, nach ihrer Flucht aus dem Heiligen Land. Roland und Gottfried Bistol blieben auf dem Schlachtfeld vor Jerusalem und de Montbard starb wenig später in der Nähe von Tyrus, auf einer langen Reise durch das fremde Land. Nur Saint-Armand fehlte noch in meiner Sammlung.«
»Darüber habe ich aber nie etwas gelesen«, antwortete Yaara.
»Ich habe meine Forschungsergebnisse nie veröffentlicht. Ich hasse Bücher, die Fragen offenlassen. Vor allem, wenn die letzte große Frage noch nicht restlos geklärt ist.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie haben den Schatz der Templer gefunden. Durch ihn wurden sie zu dem, was uns überliefert worden ist. Durch ihn erlangten sie Reichtum und grenzenlose Macht, ja sogar der Papst beugte sich ihnen.«
Jean schüttelte den Kopf. Er kam sich vor wie in einem schlechten Schauspiel. »Und was sollen Ihrer Meinung nach die Schriftrollen enthalten?«, fragte er.
»Sie ahnen es noch nicht einmal«, flüsterte der Alte. »Sie enthalten das Vermächtnis Gottes.«
Schweigen breitete sich im Zimmer aus. Draußen prasselte der Regen gegen das kalte Glas der Scheiben.
3. Teil
D er T od der S tille
der Glaube ist die Sache der Sanftmütigen,
die Religion hingegen ist die
Profession der Gewalttätigen …
40
Bayrisches Landeskriminalamt, München …
Bukowski war gegen zwei Uhr, mitten in der Nacht,
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