Die Bruderschaft Christi
lag.«
»Üben Sie sich in Geduld, junger Freund«, beschwichtigte der Professor, »ich will Ihnen nur eine kleine Einstimmung liefern. Ihre Gedanken machen Sie sich bitte selbst.«
Die Tür wurde aufgestoßen. Hans Steinmeier kam von seiner Runde zurück. Er ging in die Küche und schenkte sich ein Glas Wasser ein.
»Draußen ist es ruhig, es wird langsam kühl.«
Der Professor wandte sich ihm zu. »Unsere Gäste sind bestimmt hungrig und durstig. Wir sollten uns als gute Gastgeber erweisen.«
Hans Steinmeier öffnete eine Schranktür des einfachen Sideboards. »Ich habe Brot und Schinken und Wasser, mehr gibt es in der Hütte nicht.«
Toms Magen knurrte. »Da sage ich nicht nein«, antwortete er.
Strub, Berchtesgadener Land …
Bukowski hob den kümmerlichen Rest des aufgeschlitzten Kissens auf und warf es auf das zerwühlte Sofa. Auch dort waren alle Sitzkissen aufgeschlitzt und der Inhalt auf dem Boden entleert worden.
»Die haben ganze Arbeit geleistet«, sagte Lisa und blickte sich im Wohnzimmer um.
»So sieht hier beinahe jedes Zimmer aus«, entgegnete der Kripobeamte aus Garmisch.
»Sie müssen etwas gesucht haben, das nicht besonders groß ist«, sinnierte Bukowski.
»Was meinst du?«, fragte Lisa.
»Erinnere dich an die Kirche«, entgegnete Bukowski.
»Wir haben allerhand Fingerabdrücke am hinteren Fenster gesichert«, berichtete der Kripobeamte. »Bislang haben wir zwar noch keinen Treffer in unserem System, aber wenn wir einen Verdächtigen fassen, wird es ein Leichtes sein, seine Prints dem Einbruch hier zuzuordnen.«
»Und hier im Zimmer?«
Der Kripobeamte zuckte mit der Schulter.
»Wurden hier ebenfalls Prints gefunden?«
»Nur am hinteren Fenster, hier drinnen nicht. Hier wurde gewischt, oder der Täter trug Handschuhe.«
Bukowski runzelte die Stirn. »Das ist komisch, warum am Fenster und warum nicht hier?«
»Bitte?«
»Lisa«, wandte sich Bukowski an seine Kollegin, »veranlasse bitte, dass sämtliche Daten unserer beiden Killer sofort an die hiesigen Kollegen übermittelt werden. Nicht, dass uns da etwas durch die Lappen geht.«
Lisa nickte. »Der Beschreibung nach waren die beiden Kerle, die hier in der Straße gesehen wurden, andere als die, nach denen wir fahnden.«
»Das weiß ich«, entgegnete Bukowski missmutig. »Wer sich mit einem Hubschrauber abholen lassen kann, der hat Verbindungen.«
Lisa schoss die Röte ins Gesicht. »Klar«, antwortete sie und ärgerte sich sogleich, dass sie selbst nicht darauf gekommen war.
»Die Fahndung steht?«, wandte sich Bukowski an den Kollegen.
»Kontrollpunkte und Streifen. Hier weiß jeder Polizist vom Königssee bis hinunter an die Grenze Bescheid.«
Bukowski verließ das Zimmer und ging nach draußen. Er zündete sich eine Zigarette an.
Lisa gesellte sich zu ihm. »Glaubst du, die Kerle gehören zur gleichen Bande wie der Teufel und sein Komplize?«
Bukowski blies den blauen Rauch in die kühle Luft. »Ich bin mir nicht ganz sicher. Solange wir nicht wissen, um was es wirklich geht, so lange bleiben unsere Vermutungen reine Spekulation.«
»Ja, ich weiß«, seufzte Lisa und rieb sich die Schläfen.
»Geht es dir gut?«
»Es geht«, antwortete Lisa Herrmann.
Kardinal-Döpfner-Haus, Freising bei München …
Pater Leonardo hatte genug erfahren. Er musste unbedingt mit dem zuständigen Sachbearbeiter der Polizei reden, um mehr über die Morde hier in Bayern zu erfahren. Doch seine Bemühungen verliefen im Sand. Das Landeskriminalamt hatte die Ermittlungen übernommen, und der leitende Ermittler war derzeit nicht zu erreichen.
Er ließ sich auf das Sofa fallen, als das Telefon klingelte. Er hob ab und meldete sich. Bruder Ricardo aus dem Kirchenamt war am Apparat. Ein kleiner, dicklicher Beamter, den er beauftragt hatte, Erkundigungen über seine Feststellungen in der Vatikanischen Bibliothek einzuholen. Bruder Ricardo war zwar nicht der Hellste, doch er konnte sich auf ihn verlassen. Aufträge führte er meist sorgfältig und diskret aus. Das Gespräch dauerte ein paar Minuten. Nachdem Pater Leonardo aufgelegt hatte, fuhr er sich durch seine dichten schwarzen Haare. Konnte es sein, dass Chaim Raful von Jerusalem hier in diese beschauliche Gegend am Fuße der Alpen geflüchtet war?
Zumindest wohnte ein gewisser Professor Yigael Jungblut, ehemaliger Historiker an der Universität in München, nicht weit von hier. War es jener Yigael Jungblut, der zusammen mit Chaim Raful an den Grabungen in Qumran
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