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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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und ich kamen zu dem Schluss. Der dritte Abschnitt war gut erhalten, darin hieß es: … auf ewig den Blick in das Wasser des Lebens gerichtet, so sitzt Goliath auf dem Felsen, der Riese, den David gerichtet, David, der König der Juden … Weiter heißt es dann: … unter dem Palast des Königs … steht die Sonne des Lebens am höchsten Punkt, so erhellt der heilige Strahl … ruht, bis zum Ende allen Seins …«
    »Das ist der Hinweis auf sein Grab«, folgerte Tom. »Es muss sich unter der Festung befinden.«
    »Und es muss sich noch immer dort befinden, nach wie vor vollkommen unberührt«, vervollständigte Professor Jungblut.
    Tom schlug die Hände vor das Gesicht. »Es ist unfassbar«, sagte er. »Wenn diese Schriften wahr sind, dann ist das ganze Leben eine Farce, und der Mensch ist nichts weiter als eine biologische Lebensform. Unser Verstand nichts weiter als eine Laune der Natur!«
    »Damit stellen Sie den Menschen auf die gleiche Stufe wie die Tiere und sprechen ihm jegliche göttliche Abstammung ab.«
    »Göttliche Abstammung?«, fragte Tom. »Der Mensch ist grausam, niederträchtig und gemein. Er führt Kriege, um seine Macht zu erweitern, tötet aus Habsucht und Mordlust. Er lügt, er betrügt und er sucht in allem seinen Vorteil. Ich wüsste nicht, was daran göttlich sein sollte. Nein, wir sind eine Laune der Natur, nicht mehr und nicht weniger.«
    Der Professor blickte Tom mitleidig an. »Ich kann verstehen, wie Sie sich fühlen. Sie haben soeben Ihren Gott und Ihren Glauben verloren. Auch wenn Sie sagen, dass Sie kein guter Christ und Kirchgänger sind. Aber denken Sie daran, dass es auch andere Glaubensrichtungen gibt. Niemand kann sagen, wer am Ende Recht behält. Doch ich glaube fest daran, dass es eine übergeordnete Macht gibt. Jesus, Gott, Jahwe, Buddah oder Allah, irgendjemand ist da draußen, und wir alle tragen ihn mit uns in unserem Gewissen.«
    Tom atmete tief ein. »Kann ich die Rollen sehen?«
    »Später, wenn es an der Zeit ist«, antwortete Professor Jungblut. »Aber zuvor müssen Sie ein wenig schlafen. Es ist spät geworden.«

47
    Paris, Saint-Germain des Prés …
     
    Eine laue Nacht senkte sich über Paris und hüllte die Häuserzeilen in Dunkelheit. Die Straßenlaternen flammten auf, und hinter den Fenstern der Wohnungen und Geschäfte regierte das kalte Neonlicht.
    Kardinal Borghese hatte den Rest des Tages im Gebet verbracht, ehe er nach Saint-Germain zurückgekehrt war. Die Anspannungen der letzten Tage und Wochen hatten ihm stark zugesetzt. Er fand einfach keine Ruhe. Trotz der Müdigkeit schreckte er mitten im Schlaf auf. Unruhig wälzte er sich hin und her. Die dunklen Gedanken ließen sich nicht mehr vertreiben. Er knipste die Nachttischlampe an und erhob sich. Mit fahrigen Händen fuhr er durch seine wirren Haare.
    Jahrtausendelang hatte die Mutter Kirche überdauert, gefährliche Klippen umschifft und heftigen Stürmen widerstanden. Trotz einer sich stetig wandelnden Gesellschaft, die der Sache Christi mehr und mehr gleichgültig gegenüberstand, trotzten die Mauern der Kirchen jeglicher Veränderung. Und noch immer wuchs die Zahl der Gläubigen. Doch noch nie war die Kirche vor einer solch großen Herausforderung gestanden wie in den vergangenen Tagen. Aus dem Sturm war ein Hurrikan geworden, und eben dieser Hurrikan drohte Rom mitsamt seinen Gefolgsleuten hinwegzuwehen. Die gesamte Christenheit würde ins Wanken geraten, wenn die Wächter der Bruderschaft versagten.
    Schon vor siebenhundert Jahren hatte das Handeln der Bruderschaft die Kirche vor einem ungewissen Schicksal bewahrt. Was würde sein, wenn die Schriftrollen ans Tageslicht kämen? Die Schriftrollen aus dem Tempel Salomons, die den Tempelrittern vor Jahrhunderten zu einer beinahe grenzenlosen Macht verholfen hatten?
    Kardinal Borghese schenkte sich ein Glas Wasser ein, bevor er auf die Knie sank und seine Hände zum Gebet faltete.
     
     
    Rostwaldhütte hei Bischofswiesen …
     
    Tom war in einen traumlosen Schlaf gefallen. Nach dem langen Vortrag des Professors hatte er noch eine ganze Weile wach gelegen, ehe er schließlich von der Müdigkeit übermannt wurde und einschlief.
    Es war Moshav, der ihn weckte.
    Tom fuhr auf und versuchte sich in der Dunkelheit zurechtzufinden.
    »Was ist?«, sagte er.
    »Psst!«, bremste ihn Moshav. »Da draußen ist jemand.«
    Tom rieb sich die Müdigkeit aus den Augen. Schemenhaft konnte er Moshav erkennen, der vor ihm stand.
    »Bestimmt der alte Steinmeier«,

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