Die Bruderschaft Christi
und diverse Fotos einer Ausgrabung.
»Stein sagt die Wahrheit«, sagte Ortlieb.
»Das muss die Ausgrabung bei Jerusalem sein. Dieser Teil seiner Geschichte ist also wahr«, bestätigte Bukowski.
»Mich würde trotzdem interessieren, was dieser Vakuumpack enthält«, fügte Ortlieb hinzu.
Sie packten den Koffer zusammen und gingen zurück zum Wagen. Ortlieb platzierte den Koffer auf dem Rücksitz.
»Ich werde es Sie wissen lassen, sobald die Laborratten es ausgepackt haben«, versprach Bukowski und blickte auf seine Armbanduhr.
»Sie denken an Ihre Kollegin?«
»Ich gönne ihr noch ein paar Stunden Ruhe«, entgegnete Bukowski.
Kreiskrankenhaus in Berchtesgaden, Bayern …
Jean Colombare stand vor dem gigantischen weißen Bau mit den zahlreichen Fenstern und überlegte, wie er vorgehen sollte. Er wusste, dass man Moshav und Tom nach der Schießerei in das Krankenhaus eingeliefert hatte. Er wusste auch, dass sie festgenommen worden waren und von der Polizei bewacht wurden. Dennoch musste er mit Tom und Moshav Kontakt aufnehmen. Doch wie sollte es ihm gelingen, zu ihnen vorzudringen? Fieberhaft überlegte er.
Schließlich kaufte er an einem Automaten einen Blumenstrauß und betrat das Gebäude durch die elektrischen Schiebetüren. Hinter dem großen Empfangspult saßen zwei Damen. Eine Familie stand davor und unterhielt sich mit einer von ihnen. Sollte er einfach hingehen und fragen? Er verwarf den Gedanken sofort. Wenn er sich ungeschickt anstellte, würden die Empfangsdamen am Ende noch die Polizei informieren. Also suchte er nach einer anderen Möglichkeit. Er ging den Flur entlang. Überall Patienten und Besucher. Ab und zu begegnete ihm ein Arzt oder eine Krankenschwester. Polizisten sah er nicht. Weder auf dem Gang noch vor irgendwelchen Türen. Schließlich ging er über das Treppenhaus in den zweiten Stock. In einer üppigen Sitzgruppe saßen Patienten mit ihren Angehörigen und unterhielten sich. Hier und da spielten Erwachsene mit Kindern Karten. Alles wirkte normal und friedlich. Auch hier keine Polizei. Er ging den Gang hinunter und betrat das Treppenhaus. Ein kleiner untersetzter Mann in blauer Arbeitskleidung war dort beschäftigt, das Gummi am Geländer festzumachen. Auf seinem Arbeitsanzug stand in weißen Lettern »Service«, auf der Brust war das Logo des Klinikums. Der Mann gehörte also zum hiesigen Betrieb. Jean grüßte ihn freundlich und begann ein belangloses Gespräch über die Arbeit, die Freizeit und über das Klinikum. Der Mann ließ von seiner Arbeit ab und antwortete in gebrochenem Deutsch.
»Ich hörte, die beiden Männer von der Schießerei in Bischofswiesen liegen ebenfalls im Krankenhaus«, lenkte Jean die Unterhaltung auf das Thema. »Es wundert mich, dass man keine Polizei sieht.«
»Polizei hier«, antwortete der Mann. »Erdgeschoss, Zimmer hinten. Sind zwei Polizei in Zimmer.«
Jean grinste. Er hatte auf ganz umkomplizierte Weise herausbekommen, was er wissen wollte. Er hatte oft schon die Erfahrung gemacht, dass man vieles erfahren konnte, wenn man einfach nur mit den Menschen locker plauderte. Schließlich lag es in der Natur des Menschen, sich in wesentlichen Dingen mitteilen zu wollen.
Der erste Teil seiner Aufgabe war nun geschafft, der wesentlich gefährlichere lag allerdings noch vor ihm. Doch auch da wusste Jean Colombare, wie er sich helfen konnte.
Tom lag im Zimmer 117 am Ende des Flures, Moshav lag genau gegenüber. Tom blickte noch immer nachdenklich an die Decke. Er musste so schnell wie möglich hier heraus. Dann würde man ihm bestimmt auch wieder seine Sachen aushändigen, die man ihm bei seiner Verhaftung abgenommen hatte. Dieser Bukowski war Tom nicht ganz unsympathisch, auch wenn ihm der Mann offenbar nicht richtig geglaubt hatte. Aber was hätte es gebracht, wenn er zugegeben hätte, mit einer illegal nach Deutschland geschmuggelten Pistole die Frau in Notwehr angeschossen zu haben. Solange es nur diese Version gab – und Moshav konnte dazu bestimmt nichts sagen musste die Polizei erst einmal das Gegenteil beweisen. Und die Schriften des Shelamizion sollten kein Bestandteil von polizeilichen Ermittlungen werden.
Tom blickte nur kurz zur Tür, als diese geöffnet wurde und ein Arzt im weißen Kittel eintrat. Einer der Polizeibeamten erhob sich, sah den Arztkittel und ließ sich wieder auf den Stuhl gleiten, ehe er dem Doktor ein gelangweiltes »Hallo« zurief.
Der Arzt nickte freundlich zurück und ging auf Toms Bett zu. Tom nahm
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