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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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fragte Pater Leonardo, nachdem der Wagen an der Einmündung stoppte.
    Bruder Markus überlegte. »Ich glaube, das war ein Tag nach diesem grässlichen Leichenfund am Watzmann. Die Leute behaupten, dass das Mordopfer in der Hütte sogar durch diese Mafiosi umgebracht wurde.«
    Pater Leonardo lächelte. »In solchen Dingen erzählen die Leute gerne Geschichten«, antwortete er.
    Eine Weile herrschte Schweigen im Fond des Wagens.
    »Wohin gehen wir zuerst?«, fragte der junge Bruder.
    »Zuerst einmal werden wir in einem anständigen Lokal etwas essen«, antwortete Pater Leonardo. »Und Sie sind dazu eingeladen, junger Freund. Anschließend werden wir das Polizeirevier aufsuchen und mit Herrn Bukowski sprechen.«
    Bruder Markus nickte. Er blickte nachdenklich zu Boden.
    »Was habt Ihr, mein junger Freund«, fragte Pater Leonardo.
    »Es ist … die ganze Zeit frage ich mich, warum sich die Kirche und das Sanctum Officium für die Morde in dieser Gegend interessieren.«
    Pater Leonardo nickte verständig. »Sagen wir es einmal so«, antwortete er. »Der Kirche wurde etwas sehr Wertvolles gestohlen, und das werden wir nun wieder zurückholen. Und Sie, mein junger Freund, haben die Möglichkeit, mir dabei zu helfen.«
     
     
    Kreiskrankenhaus Berchtesgaden, Bayern …
     
    Tom lag in einem Einzelzimmer, bewacht von zwei uniformierten Polizisten, die bislang noch nicht mehr als drei Worte mit ihm gewechselt hatten. Auf alle Fragen, die er ihnen stellte, antworteten sie mit Phrasen oder verwiesen auf den zuständigen Chefermittler. Offenbar waren ihnen die Magazine, die sie sich zum Lesen mitgebracht hatten, wichtiger als ein Gespräch mit ihm. Alles, was er wusste, war, dass man ihn und Moshav, der ein Zimmer weiter lag, wegen Beteiligung an der Schießerei im Rostwald festgenommen hatte. Moshav war offenbar nur leicht verletzt und hatte eine Gehirnerschütterung erlitten.
    Tom überlegte, was er der Polizei von der Geschichte erzählen sollte. Er kannte die deutsche Bürokratie nur allzu gut. Die meisten Amtspersonen in diesem Land waren so unbeweglich und schwerfällig wie ein blindes Chamäleon und klebten an ihren Vorschriften wie Kletten im Haar.
    Ungeduldig lag er in seinem Bett, stierte an die Wand und schlug die Zeit tot. Die Minuten verrannen wie zähes Öl, das an einem Löffel klebt. Sie hatten ihm alles abgenommen. Das Handy, den Schlüsselbund und sogar das Kettchen mit dem Schließfachschlüssel, das ihm der alte Professor kurz vor seinem Tod noch gegeben hatte.
    Würde man ihm überhaupt glauben, wenn er von diesem ungeheuren Komplott berichtete? Würde man seine Geschichte ernst nehmen, wenn am Ende dabei die Existenz von Jesus Christus in Frage stünde? Was würde ihm der Chefermittler antworten, wenn er den Verdacht äußerte, dass sich hinter all den Verbrechen die römisch-katholische Kirche verbarg? Die Kirche Roms nichts weiter als eine gemeine Mörderbande?
    Für verrückt würde man ihn erklären. Also beschloss Tom, vorsichtig zu sein und nicht gleich alles, was er wusste, preiszugeben.
    Verdammt, wenn er doch nur ein Telefon am Bett hätte und Yaara anrufen könnte! Bestimmt machte sie sich Sorgen.
    Noch bevor der Gedanke zu Ende gedacht war, betrat ein älterer Herr in grauem Anzug das Zimmer. Ein uniformierter Polizist folgte ihm. Tom erkannte die beiden sofort wieder. Auch wenn im Feuerschein des Brandes im Rostwald so manches im Dunkeln geblieben war, würde er die Gesichter der beiden nie vergessen. Als sie aufgetaucht waren, wusste er, dass er diesen grauenvollen Überfall überlebt hatte.
    »Hallo Herr Stein«, sagte der Grauhaarige. »Mein Name ist Bukowski, ich bin der ermittelnde Beamte, Sie erinnern sich?«
    Tom richtete sich auf und nickte.
    Bukowski zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett.
    »Bevor wir miteinander reden, muss ich Ihnen sagen, dass Sie verdächtigt werden, an der Schießerei in der Rostwaldhütte beteiligt gewesen zu sein. Es kamen dabei Menschen ums Leben. Das ist Ihnen klar, oder?«
    Tom nickte erneut.
    Bukowski stellte ein Diktiergerät auf den Nachttisch. »Sie müssen schon antworten. Bilder zeichnet das Gerät noch nicht auf.«
    »Ja«, krächzte Tom.
    »Werden Sie meine Fragen beantworten?«
    »Ja, soweit ich es kann.«
    »Was ist in jener Nacht in der Hütte geschehen?«, fragte Bukowski.
    Tom überlegte, was er erzählen sollte. Schließlich beschloss er, die Sache mit Jesus Christus auszuklammern.
    »Ich müsste dazu etwas weiter ausholen«,

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