Die Bruderschaft Christi
richtete sich Bukowski schwerfällig auf und hielt dem Pater die Hand entgegen. »Hochwürden, was verschafft mir die Ehre?«, empfing er den Geistlichen.
»Ich bin Pater Leonardo vom Kirchenamt in Rom. Man hat mich beauftragt, bei Ihnen vorzusprechen. Unsere Kirche ist besorgt über die grausamen Mordfälle, die an unseren Glaubensbrüdern verübt wurden.«
Bukowski wies auf einen Stuhl und ließ sich nieder. Pater Leonardos Blick wanderte über den Tisch. Er erkannte die Fotos von der Ausgrabung. Kurz blieb sein Blick an der schwarzen Folie hängen, die neben Bukowski lag.
»Ah, ich sehe«, sagte der Pater. »Sie haben die Dokumente gefunden.«
Bukowski blickte verwirrt auf das Paket. »Sie meinen das hier?«
»Es stammt von einer Ausgrabung in Jerusalem. Die Dokumente, es handelt sich um alte Schriften, wurden gestohlen. Sie sind über zweitausend Jahre alt und sollten nicht geöffnet werden. Die Gefahr, sie zu beschädigen, ist immens.«
»Und weswegen interessieren Sie sich für diese Schriften?«, fragte Bukowski erstaunt.
Pater Leonardo legte seinen Koffer auf den Schreibtisch und öffnete ihn. Nach und nach zog er einige Akten hervor und reichte sie Bukowski.
»Die Schriften sind von großer Bedeutung für unsere Kirche«, sagte der Pater. »Die Ausgrabung wurde im Auftrag Roms ausgeführt. Das israelische Amt für Altertümer hat der Kirche rechtmäßig diese Dokumente übereignet, damit sie gesichtet und eventuell für ein kirchengeschichtliches Museum präpariert werden können.«
Bukowski schüttelte verständnislos den Kopf. »Diese Schriften gehören der Kirche?«, antwortete er überrascht.
Pater Leonardo, dessen akzentfreies Deutsch nicht darauf schließen ließ, dass er eigentlich aus Palermo stammte, lächelte Bukowski an. »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen, so sagt man doch hier in Deutschland.«
»Ich kann die Dokumente nicht herausgeben, das sind Beweismittel. Schließlich wurden mehrere Menschen in dieser Gegend ermordet. Das ist kein Fall, den man einfach so abschließen kann.«
»Es ist schrecklich, was passiert ist. Schon als damals Professor Chaim Raful die Dokumente widerrechtlich an sich nahm und damit verschwand, ahnten wir, dass dies schreckliche Folgen haben würde. Es gibt genügend kriminelle Elemente, die aus dem Handel mit alten Schriften oder anderen Artefakten Kapital schlagen wollen. Aber dass es am Ende ein solch erschreckendes Ausmaß annehmen würde, das hat selbst Rom erschüttert.«
Bukowski faltete die Hände vor seinem Bauch. »Die Beschlagnahme dieser Gegenstände kann nur die Staatsanwaltschaft oder ein Gericht aufheben. So leid es mir tut, ich kann Ihnen die Dinge nicht so einfach überlassen.«
»Das verstehe ich, lieber Herr Bukowski. Mein Anliegen ist anderer Natur. Ich wollte Sie lediglich bitten, die Schriften unberührt zu lassen, um Beschädigungen zu verhindern. Wir haben in unserem Kirchlichen Amt für Altertümer Speziallabors, in denen sich ausgebildete Spezialisten damit beschäftigen. Sie haben doch schon sicher von Qumran gehört.«
Bukowski nickte.
»Verstehen Sie mich nicht falsch«, fuhr Pater Leonardo fort. »Wir vertrauen der deutschen Polizei natürlich, und so lange die Dokumente in dieser Weise verpackt sind, so lange kann nichts passieren. Und der Inhalt dieser Schriften, glauben Sie mir, trägt zur Klärung des Falles nichts bei. Diesen Kriminellen ist im Gegensatz zur Mutter Kirche nicht wichtig, was in den Schriften steht, für sie ist entscheidend, dass sie echt und sehr alt sind. Je älter, desto höher der Preis.«
»Das ist mir klar, Ehrwürden. Sie können sich sicher sein, dass dem Paket in unserer Obhut nichts passieren wird.«
Pater Leonardo stand auf und strahlte Bukowski freundlich an.
»Dessen bin ich mir sicher«, sagte er. »Ich werde die notwendigen Formalitäten zur Herausgabe in die Wege leiten und danke Ihnen einstweilen.«
Er reichte Bukowski die Hand, ehe er den Raum verließ.
»Verdammt, das hat gerade noch gefehlt«, murmelte Bukowski. »Jetzt mischt sich auch noch die Kirche ein.«
Bukowski erhob sich und griff zu seiner Jacke, als es abermals klopfte. »Herein, verdammt noch mal!«, schrie Bukowski wütend.
Ortlieb betrat den Einsatzraum. »Entschuldigung, ich wollte nicht stören«, sagte er kleinlaut, »aber die Spurensicherung hat weitere DNA-Spuren im Mercedes der Verbrecherbande festgestellt. Außerdem sicherten sie noch ein paar Faserspuren auf dem Rücksitz.«
Bukowski wurde
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