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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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bleich. »Was soll das heißen?«, fragte er.
    Ortlieb zuckte mit der Schulter. »Na ja, die Spurensicherung glaubt, es war noch eine vierte Person im Wagen.«

54
    Kreiskrankenhaus Berchtesgaden, Bayern …
     
    Lisa saß mit angezogenen Beinen auf dem Bett. Ihr Blick war starr nach vorne gegen die Wand gerichtet. In ihrem Gesicht lag eine unübersehbare Härte. Sie war alleine im Zimmer. Das andere Bett war leer.
    »Entschuldige«, sagte Bukowski, »entschuldige, dass du warten musstest, aber der Fall lässt mich nicht in Ruhe. Jetzt ist sogar noch ein Pfarrer aufgetaucht. Offenbar ein hohes Tier aus Rom. Und anscheinend ist uns an der Hütte einer durch die Lappen gegangen. Ich konnte nicht früher.«
    »Schon gut«, antwortete Lisa kalt und ohne den Blick von der Wand abzuwenden. Es war, als habe sie mit ihren Augen einen Punkt fixiert, den sie unbedingt festhalten wollte.
    »Es ist natürlich klar, dass du erst einmal frei machst, bis du wieder auf den Beinen bist. Wenn ich gewusst hätte, dass du schwanger bist, dann hätte ich dich erst gar nicht hierher geschleppt.«
    »Ich wusste es selbst nicht«, antwortete Lisa. »Auch gut, dass die Schwestern hier mit den Neuigkeiten hausieren gehen. Hier gibt es offenbar kein Arztgeheimnis in diesem Krankenhaus.«
    Bukowski schüttelte unverständig den Kopf. »Was ist los mit dir? Weswegen bist du so störrisch? Mein Gott, du bist schwanger. Du bekommst ein Kind. In deinem Bauch wächst neues Leben heran. Hoffentlich freut sich der Vater des Kindes wenigstens ein klein wenig darüber, wenn du es schon nicht tust.«
    »Ha«, zischte Lisa bissig.
    »Du hast mir gar nicht erzählt, dass du einen Freund hast«, fuhr Bukowski fort und überlegte insgeheim, was er wohl falsch gemacht hatte, dass Lisa so ungehalten war. Was konnte er dafür, dass er auf diese Weise von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte.
    »Können wir gehen?«, fragte Lisa. »Ich will nach Hause. Ich will mich duschen und an nichts mehr denken müssen.«
    Bukowski seufzte. »Um was geht es dir hier eigentlich? Warum bist du so feindselig zu mir?«
    Lisa lief eine Träne über die Wange. Sie löste ihre über den Knien verschränkten Arme und wischte die Träne ab.
    »Alles umsonst«, sagte sie in hartem Ton. »Die Polizeischule, die vielen Seminare und Lehrgänge, und jetzt ist alles umsonst. Nach der nächsten Beurteilung hätte ich befördert werden müssen. Und jetzt? Jetzt ist alles vorbei.«
    Bukowski erhob sich. »Nichts ist vorbei«, sagte er. »Viele Frauen gehen nach ihrer Schwangerschaft wieder arbeiten.«
    Lisa ging auf Bukowskis Satz überhaupt nicht ein. »Ich weiß gar nicht, was ich mit einem Kind soll. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet. Ich habe eine Zweizimmerwohnung. Mein Gott, warum muss ausgerechnet mir das passieren.«
    »In manchen Familien bleibt auch der Mann zu Hause, und die Frau geht arbeiten«, fuhr Bukowski unbeirrt fort.
    Lisa schüttelte den Kopf. »Schwanger, so eine Scheiße. Ich fahre nach Holland.«
    Bukowski sprang auf. »Soll ich dich zu deinem Freund fahren und mit ihm reden?«
    »Diese verdammten Pillen«, schnaubte Lisa. »Eigentlich hätte überhaupt nichts passieren dürfen. Ich sollte den Hersteller verklagen.«
    »Lisa, soll ich mit deinem Freund reden, wenn du es nicht willst? Oder findest du nicht, er sollte darüber Bescheid wissen, dass er bald Vater wird.«
    Lisa schaute Bukowski böse an. Wenn Blicke töten könnten, wäre Bukowski auf der Stelle tot umgefallen.
    »An allem bist nur du schuld!«, schnauzte sie ihn an.
    Bukowski riss verblüfft die Augen auf. »Was habe ich nun damit zu tun«, murmelte er.
    Lisa erhob sich und zog ihre Schuhe an. Sie trug einen weißen Jogginganzug und hatte ihre blonden Haare hochgesteckt.
    Sie kniff die Zähne zusammen und stöhnte: »Manchmal könnte ich mich ohrfeigen.«
    Bukowski schmunzelte ein wenig. Sie gefiel ihm, wenn sie wütend war.
    »Du solltest dich nicht aufregen«, versuchte er Lisa zu beruhigen. »Wenn du willst, dann rede ich mit dem Vater des Kindes, wenn du dich nicht traust.«
    Lisa trat vor ihn und musterte ihn mit bösem Blick. »Was faselst du eigentlich die ganze Zeit über von einem Freund? Ich habe keinen Freund, verdammt noch mal!«
    »Aber, ich dachte …«
    »Hör jetzt genau zu!«, fiel ihm Lisa ins Wort. »Das einzige Mal in den letzten drei Monaten, das ich mit einem Mann zusammen war, war in einem Hotel in Paris. Ich hoffe, du kannst dich noch erinnern.«
    Bukowski stockte der

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