Die Bruderschaft Christi
sie doch hoffentlich luftdicht verpackt?«
»Sie befanden sich in einer Schutzhülle. Wir haben das Paket nicht geöffnet.«
»Es dürfte ja mittlerweile klar sein, dass wir die Schriftrollen gefunden haben. Sie sind quasi unser Eigentum.«
Bukowski hob abwehrend die Hände. »Das wird die Staatsanwaltschaft entscheiden. Aber es gibt bereits jemanden, der sich sehr für diese Schriftrollen interessiert. Und so wie es aussieht, kann er sogar nachweisen, dass die Rollen der Kirche gehören.«
Tom lächelte. »Pater Leonardo«, sagte er.
»Sie kennen ihn?«
»Wir kennen ihn aus Jerusalem. Nachdem wir die Rollen gefunden hatten, tauchte plötzlich ein Pater am Grabungsfeld auf. Und genau dieser Pater war bei unserem Abflug zusammen mit Pater Leonardo am Flughafen. Außerdem war Pater Leonardo bei mir im Gefängnis.«
Bukowski schaute Tom ungläubig an. »Er war was?«
»Als ich in der Zelle saß, er hat mich besucht und mit mir gesprochen.«
»Das ist die Höhe, ich habe doch ausdrücklich angeordnet, dass niemand mit Ihnen sprechen darf.«
Tom zuckte mit den Schultern.
Lisa räusperte sich. »Was steht eigentlich in diesen Schriftrollen, warum sind bloß alle hinter ihnen her?«
Tom blickte Yaara an. »Es ist ein Zeitdokument eines Augenzeugen, der zur Zeit von Jesus Christus lebte.«
»Und was steht darin?«, wiederholte Lisa ihre Frage.
Tom lächelte. »Sie müssen erst noch übersetzt werden«, antwortete er. »Aber alleine ihr hohes Alter macht sie sehr wertvoll.«
Bukowski setzte sich rittlings auf den Stuhl. »So, und was würden Sie damit tun, wenn Sie die Rollen bekämen?«
»Sie sollten der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden«, antwortete Tom mit klarer Stimme. »Historiker sollten sie auswerten, bevor sie an ein Museum weitergegeben werden.«
Bukowski spielte mit einer Zigarette und ließ sie zwischen seinen Fingern auf und ab gleiten. »Übrigens, da ist vielleicht noch etwas, das Sie interessieren könnte und auf das ich mir keinen Reim machen kann. Das Gebäude, in dem Sie und Ihre Freundin gefangen gehalten wurden, gehört einem gewissen Pierre Benoit. Haben Sie den Namen schon einmal gehört?«
Tom blickte Yaara fragend an. »Nicht, dass ich wüsste.«
»Na ja, es ist vielleicht nicht so wichtig, vielleicht lagen die Schlüssel zum Haus ja auch unter der Fußmatte. Es wurde übrigens von Benoit an die Kirche vermietet.«
Tom senkte den Blick. »Sie haben bestimmt Recht, Herr Kommissar«, antwortete er nach einer Weile des Schweigens. »Es tut wohl nichts zur Sache.«
Südlich von Versailles, Frankreich …
Die Landstraße zwischen Toussus le Noble und Chateuford war seit einer Stunde gesperrt. In einer scharfen Linkskurve lag der kleine rote Alfa beinahe einhundert Meter unterhalb einer Böschung auf einem Wiesengelände. Der Wagen war im Auslauf der Kurve zuerst gegen einen Baum gefahren und dann schließlich die Böschung hinabgestürzt, wo er sich aufgrund der hohen Geschwindigkeit weitere Male überschlagen hatte, bis er schließlich auf der Fahrerseite liegen blieb.
Der Fahrer hatte keinen Sicherheitsgurt angelegt und war bereits beim Zusammenprall mit einer massiven Buche aus dem Inneren geschleudert worden. Der zerschmetterte Körper lag unmittelbar unterhalb der Böschung. Man hatte den Toten mit einer schwarzen Plane abgedeckt.
»Der ist mindestens hundertfünfzig gefahren«, sagte der bärtige Beamte der Gendarmerie.
»Wenn das überhaupt reicht«, entgegnete der Kollege.
»Es gib keine Bremsspuren und keine Anzeichen, dass ein weiteres Fahrzeug an dem Unfall beteiligt war. Er kam einfach nur so von der Fahrbahn ab.«
»Was sagt der Arzt?«
»Er hat sich ganz offensichtlich das Genick gebrochen«, berichtete der Bärtige. »Er ist kein schöner Anblick mehr. Ich glaube, da dürfte kein einziger Knochen mehr heil geblieben sein.«
Der Kollege nickte und ging hinüber zum Leichenwagen, der gerade eintraf.
»Nehmen Sie ihn mit in die Leichenhalle«, wies der Gendarm den Bestatter an. »Wir melden uns.«
»Weiß man schon, wer es ist?«, fragte der Bestatter.
Der Gendarm beugte sich zu ihm vor. »Es ist ein Kardinal. Ein ganz hoher Kirchenmann. Sollte vielleicht sogar der nächste Papst werden.«
München, Bayrisches Landeskriminalamt, Dez. 63 …
Tom hatte Bukowski darum gebeten, noch einmal mit Jean sprechen zu dürfen. Bukowskis Kollegin war zwar wenig begeistert von dieser Idee, doch Bukowski selbst meinte, dass dies dem Fortgang
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