Die Bruderschaft Christi
davon, dass es um diese Schriften eine blutige Auseinandersetzung gegeben habe und dass eine Bande, die einen illegalen Handel mit Altertümern aufgezogen hätte, zerschlagen worden sei.
»War das wirklich notwendig?«, fragte der Präfekt.
»In ein paar Monaten werden wir ein paar unbedeutende Fakten aus den Schriftrollen veröffentlichen. Bis zu diesem Tag hat die Welt die Grabungen im Kidrontal längst vergessen, und es wird Ruhe einkehren. Niemand außer ein paar Wissenschaftlern wird sich noch an die Schriftrollen erinnern. Ich denke, damit ist den Archäologen und auch der Kirche geholfen.«
Der Kardinalpräfekt stützte sich auf den Schreibtisch und blickte nachdenklich auf die Metallboxen. »Wissen Sie, dass Kardinal Borghese einen Autounfall hatte?«
Pater Leonardo zuckte mit der Schulter. »Ein schwerer Verlust für die Kirche. Gott möge seiner Seele gnädig sein.«
»Ich werde das Seelenamt für ihn in den nächsten Tagen halten«, antwortete der Präfekt. »Borghese war ein guter Freund. Er war stets loyal, und ich denke, wenn ihn das Schicksal nicht so früh ereilt hätte, dann wäre er ein würdiger Nachfolger auf meinem Posten gewesen. Einige Kardinäle sahen ihn sogar als den kommenden Heiligen Vater.«
»Die Pfade des Herrn sind verschlungen«, antwortete Pater Leonardo.
»Da mögen Sie recht haben«, bestätigte der Präfekt. »Ich gehe davon aus, dass Sie nicht zum Seelenamt nach Paris reisen werden. Ihre Termine werden es wohl nicht zulassen.«
»Ich werde ihm ein Gebet widmen, wenn ich das nächste Mal zu Gott spreche. Und ich werde seine Seele der Gnade unseres Schöpfers empfehlen.«
Der Kardinalpräfekt nickte zufrieden. »Ich wünsche Ihnen auf Ihrem neuen Weg viel Glück. Schade eigentlich, ich fing gerade an, mich an meinen Sekretär zu gewöhnen. Doch er wird anderweitig gebraucht und ich denke, er wird seinen Weg gehen.«
»Gelobt sei Jesus Christus, Eure Eminenz.«
»Gehet hin in Frieden.«
Klinikum Berchtesgaden, Oberbayern …
Moshav sah gut aus. Die Narbe an seiner rechten Schläfe leuchtete rot, doch wenn seine lockigen, dunklen Haare erst einmal nachgewachsen waren, die man ihm bei der Behandlung abrasiert hatte, würden keine Spuren mehr auf das Drama im Rostwald hindeuten. Tom hatte frische Kleidung besorgt. In Jeans und T-Shirt saß er nun auf seinem Bett und wartete, bis ihm die Schwester noch ein paar Tabletten brachte, damit er endlich das Krankenhaus verlassen konnte. Tom und Yaara hatten sich die Stühle an sein Bett gestellt.
»Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass plötzlich die Tür aufflog und es furchtbar krachte«, sagte Moshav. »Ich habe keine Ahnung mehr, was genau passiert ist. Ich weiß nur, dass du mich aus der Flammenhölle gerettet hast. Du hast dir damit einen Freund fürs Leben geschaffen, das ist dir klar.«
Tom hatte ihm erzählt, was in der Hütte genau passierte, nachdem er ohnmächtig zusammengebrochen war.
»Ich denke, der Polizist, der mich vernommen hat, glaubte, dass ich ihn anlüge. Er wollte mir meine Erinnerungslücke nicht abnehmen. Erst nachdem mein Arzt bestätigt hatte, dass es dieses Phänomen der temporären Amnesie gibt, trollte er sich und gab Ruhe.«
»Alle Anklagen wurden fallen gelassen«, entgegnete Tom. »Wir können gehen, wohin wir wollen. Es wird aber eine Verhandlung geben, deswegen müssen wir uns zur richterlichen Vernehmung noch einmal im Polizeirevier einfinden.«
»Ich kann nicht mehr sagen, als ich weiß.«
»Mehr wird auch von dir nicht verlangt. Nur erwähne bitte nicht, welche Botschaft die Rollen enthalten. Es sind einfach sehr wertvolle alte Schriften, für die manche Menschen sogar morden.«
Moshav sah Tom fragend an. Schließlich nickte er. »Ich verstehe. Die Kirche hat die Schriftrollen nun doch noch erhalten. Sie haben gewonnen, richtig?«
Tom kramte den Zeitungsartikel einer überregionalen Tageszeitung über die Schriftrollen, die nun in den Besitz der Kirche übergegangen waren, aus seiner Hosentasche hervor und reichte ihn Moshav.
Moshav las die Zeilen. »Dann sind wir jetzt in Sicherheit?«
»Der Pater, der bei mir in der Zelle war, hat Wort gehalten. Niemand wird sich nun für uns interessieren. Die Jagd ist vorbei.«
»Und was ist mit dem Text der Rollen?«
»Nachdem Jungbluts und Rafuls Übersetzungen mitsamt der Hütte verbrannt sind und sich die Schriften nun in der Obhut Roms befinden, wird es nichts weiter als unsere Behauptungen geben. Wer verpflichtet noch
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