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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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schließt jede Tür ab, auch gestern war er draußen, da bin ich mir sicher.«
    Lisa nickte. »Gibt es sonst noch jemanden, der einen Schlüssel zur Kirche hat?«
    Die junge Frau überlegte. »Mein Mann und ich haben einen, Josef, der Messner, Pater Johannes hatte einen, und im Pfarramt ist noch einer hinterlegt, falls einer einmal verloren geht.«
    »Wo ist Ihrer?«
    »Mein Mann trägt ihn stets bei sich«, antwortete die junge Frau und warf Lisa einen ungläubigen Blick zu.
    »Dann schauen Sie bitte nach, ob der Schlüssel im Pfarramt noch vorhanden ist.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, dass mein Mann …«
    »Das ist reine Routine«, erklärte die Hauptkommissarin.
    Die junge Frau ging zur Tür. Plötzlich blieb sie stehen und wandte sich um. »Vorgestern rief hier ein Mann an, der mit unserem verstorbenen Herrn Pfarrer sprechen wollte. Er sagte, es sei sehr dringend. Es wäre überaus wichtig und ginge um Leben und Tod. Ich sagte ihm zuerst, dass der Pfarrer nicht hier wäre. Er beharrte jedoch auf einem Gespräch mit dem Pfarrer. Ich solle Pater Johannes ausrichten, dass Jean-Luc aus seinem Koma erwacht ist. Er solle unbedingt sofort zurückrufen.«
    »Aus dem Koma?«
    »Ja, ich wusste nicht, was der Mann meinte. Ich sagte ihm, dass unser lieber Herr Pfarrer, Gott hab ihn selig, einen Autounfall hatte und verstorben ist.«
    »Und dann?«
    »Der Mann legte einfach auf. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber ich fand den Anruf etwas sonderbar. Ich kannte Pater Johannes schon seit ein paar Jahren und wusste nicht, dass er Bekannte in Frankreich hat.«
    »Wieso Frankreich?«
    »Der Mann war Franzose«, erklärte die junge Frau. »Zumindest klang sein Akzent französisch.«
    Lisa notierte die Angabe in ihrem Schreibblock. »Nannte er seinen Namen?«
    »Nein, er sagte nur, dass Jean-Luc aus dem Koma erwacht ist, mehr sagte er nicht.«
    »Ist der Schlüssel des verstorbenen Pfarrers nach dem Unfall wieder aufgetaucht?«
    Die junge Frau nickte. »Er wurde uns von der Polizei mitsamt dem Schlüsselbund des Paters übergeben. Wir gaben ihn seinem Vertreter.«
    »Dem Pfarrer aus Füssen?«
    »Ja. Solange noch kein neuer Priester in die Gemeinde gesandt wird, soll er die Amtsgeschäfte weiterführen.«
    »Ich verstehe«, antwortete Lisa Herrmann und schaute der Frau hinterher, als sie das kleine und gemütlich eingerichtete Zimmer verließ.

5
    Jerusalem, Ausgrabungsstätte an der Straße nach Jericho …
     
    Große Scheinwerfer erhellten die Dunkelheit. Fieberhaft arbeiteten die Archäologen und ihre Helfer an der Freilegung der Grabstätte des unbekannten Kreuzfahrers. Vorsichtig trugen sie die einzelnen Erdschichten ab und legten das Gewölbe frei, das inzwischen von mehreren schweren Balken und Dielen abgesichert worden war. Eifrig dokumentierte Gina Andreotti, die zur Schnittleiterin des Grabungsfeldes bestimmt worden war, jeden einzelnen Schritt. Erste Funde wurden dokumentiert, vermessen und vorsichtig geborgen. Jean Colombare fotografierte und erstellte mit Hilfe eines Theodoliten ein Netz von Koordinaten, um die Lage und Ausmaße der Grabstätte genau zu erfassen, die sich unterhalb des ersten Grabungsschnitts befand und beinahe zwei Meter tiefer lag als der Rest der rechteckigen Grube. Vorsichtig entfernten die erfahrenen Grabungstechniker Stein um Stein, bis der gelbfarbene Sarkophag nach Jahrhunderten wieder zum Vorschein kam.
    Die Inschrift der Grabplatte war gut lesbar geblieben. Die lateinischen Großbuchstaben, die in den weichen Kalkstein eingemeißelt worden waren, hatten den langen Jahren in der unterirdischen Finsternis getrotzt. Das einstige Wappen der Templer an der Kopfseite der Grabplatte war deutlich zu erkennen, zwei Ritter auf einem Pferd sitzend, mit Lanzen und Schild. Darunter stand das Leitmotiv des Ordens. Direkt daneben befand sich ein weiteres Wappen, unter dem der Name des Ritters geschrieben war.
    »Renaud de Saint-Armand«, murmelte Jonathan Hawke leise. »Im Jahre des Herrn 1128 nach Christi gestorben.«
    »Das Wappen unter den Insignien der Templer könnte einen Löwen darstellen, der ein Banner in seinen Händen hält«, antwortete Gina Andreotti. »Leider ist es ein wenig verblichen, aber ich schätze, wir können die Oberflächenstruktur wieder zum Vorschein bringen. Bei der Schrift handelt sich um Mittellatein, das zwischen 900 bis etwa 1500 nach Christi verwendet wurde. Der Grabspruch ist in Großbuchstaben ohne Leerzeichen verfasst, was ebenfalls für die paläografische

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